Wenn das Leben mit Katastrophen beginnt, kann das für immer die Sinne schärfen. Bei dem Engländer Royston Maldoom, 72, der zurzeit in Harburg für ein Tanzprojekt mit mittellosen Menschen und Flüchtlingen probt, ist das so gewesen: Schwach erinnert er sich an den Londoner Bombenalarm, mit vier Jahren verlor er dann seine Mutter, und sein Vater steckte ihn erstmal ins Waisenhaus. Von dort holte ihn seine spätere Stiefmutter zurück.

Der Choreograf weiß also, was Verlust und Einsamkeit bedeuten und wie Todesangst die Kehle zuschnürt. Ziemlich spät entdeckte er den Tanz für sich, wurde dann aber in zwei Top-Compagnien ausgebildet: dem Londoner Royal Ballet und dem Alvin Ailey American Dance Theater. Statt danach seine vielversprechende internationale Karriere auszubauen, entdeckte er den Community Dance und dessen heilende Kräfte bei Menschen aus zerrütteten Verhältnissen.

Seitdem weiß er, dass das gemeinsame Tanzen Wunder bewirken kann: Grenzen schwinden, Menschen fassen Mut oder tun sich zusammen – und bei allen sozialtherapeutischen Effekten kann Community Dance auch künstlerisch interessant sein. Nicht nur mit Straßenkindern in Äthiopien, sondern mit allen. Für Maldoom ist es unabdingbar, dass in den Workshops Kunst entsteht, denn „die Kraft der Kunst kann das Leben transformieren“. (eng)

Seite 15 Tanzen für ein besseres Leben