Marmstorf . Die Baumschule Lorenz von Ehren liefert seit 150 Jahren Gehölze in ganz Europa. Angepflanzt werden sie auf 380 Hekter Fläche im Landkreis

Zielgerichtet fährt Bernhard von Ehren mit dem Firmenwagen über die Äcker der Baumschule Lorenz von Ehren. Hier ist der Geschäftsführer der Baumschule voll in seinem Element. Wie im Schlaf weicht er unebenen Stellen aus, fährt mal vorsichtiger, mal zügiger. Zwischen Kiefern, Eichen und Apfelbäumen grüßt er jeden der insgesamt 170 Mitarbeiter, die ihm auf dem Weg begegnen. Hier scheint jeder jeden zu kennen. Familiär geht es zu. Kein Wunder: In mittlerweile fünfter Generation führt Bernhard von Ehren das Familienunternehmen, das inzwischen zu den „Top Five“ der Baumschulen Europas zählt.

1865 wurde die Baumschule von Johannes von Ehren ins Leben gerufen und von dessen Sohn Lorenz von Ehren auf dem Markt etabliert. Dieses Jahr feiert das Unternehmen damit 150. Geburtstag. Auf einer Fläche von mehr 500 Hektar reihen sich die Gehölze nebeneinander auf. 380 Hektar erstrecken sich im Landkreis Harburg. Mehr als 1000 Arten, rund 7500 verschiedene Größen und Formen und mehr als 500.000 Pflanzen erstrecken sich dort. Der größte Teil befindet sich hinter dem Gewerbepark am Beckedorfer Bogen.

Die großflächigen Äcker locken eine breitgefächerte Kundschaft an. Aber auch Jogger und Spaziergänger sind dort anzutreffen. Die Kunden der Baumschule kommen aus aller Welt. Hauptsächlich sind es Landschaftsarchitekten aus ganz Europa. „Jede Nation hat andere Vorlieben“, so von Ehren. Haben die sich für einen Baum entschieden, beginnt die Reise. Von Nordschweden bis in die Türkei und von Irland bis an die japanische Grenze in Russland. „Auf dem Weg zum Kunden legen die Gehölze teils über 7000 Kilometer mit dem Lkw zurück“, sagt von Ehren. Für den Transport werden die Bäume von den Angestellten entsprechend vorbereitet. Dafür werden die Bäume mithilfe einer speziellen Apparatur aus dem Boden ausgegraben und mit einem Kran aus dem Boden gehoben. Die Wurzeln werden eingepackt und die Äste so präpariert, dass die Bäume auf den Straßen Europas problemlos transportiert werden können und nicht den Verkehr behindern. Den Großteil der Waren kann die Baumschule nur von Oktober bis Mai verkaufen. „Nur wenn die Vegetation nicht stattfindet, können die Gehölze verpflanzt werden“, bestätigt von Ehren. Doch manche Bäume können auch den Sommer über verkauft werden. Die sind deswegen in extra Holzkästen angebaut und können so auch während der Vegetation umgepflanzt werden.

Von Ehren legt großen Wert auf die Gesundheit der Bäume. „Das sind alles Lebewesen, die die Städte schöner machen und die Menschen erfreuen“, sagt von Ehren. Und wie es Menschen in andere Länder zieht, so ziehen auch die Bäume um. Aber manche halten auch auf dem Gelände der Baumschule die Stellung. „Eine Eibe hier ist schon mehr als 200 Jahre alt. Ein wahres Unikat“, so von Ehren und weiter: „Man baut zu den Bäumen im Laufe der Jahre fast eine Art Beziehung auf.“

Damit die Bäume auch nach langer Zeit noch an einem neuen Ort eingepflanzt werden können, werden die Bäume alle vier Jahre verpflanzt. „Unsere Bäume werden durch die Umpflanzungen quasi erzogen, gewissen Qualitätsmerkmalen zu entsprechen“, sagt von Ehren. Der Zweck des Umpflanzens liegt darin, die Ausdehnung der Wurzeln in einer für den Verkauf geeigneten Ausdehnung zu halten. Den Bäumen wird außerdem beigebracht, zum Beispiel einen besonders geraden Stamm zu haben, besonders prachtvolle Blüten zu bilden oder besonders leckere Früchte zu tragen.

Momentan beliefern täglich rund 35 Lkw die Kunden. „Bäume made in Germany sind europaweit gefragt“, so von Ehren. Im Botanischen Garten in Klein Flottbek befinden sich genauso Bäume der Baumschule wie am Außenmühlenteich in Harburg oder in Hagenbecks Tierpark. Die Bäume aus dem Landkreis Harburg zieren Schlösser in Schweden, das Bundeskanzleramt in Berlin und sogar das Disneyland Paris. „Norddeutschland hat optimale klimatische Bedingungen für eine Baumschule. Dazu haben wir hier in den Harburger Bergen sehr guten Boden“, beschreibt von Ehren den Erfolg.

Ebenso wichtig wie der gute Boden ist in der Baumschule der Faktor Zeit. Nicht auf jeden Modetrend kann eingegangen werden. Die Gehölze brauchen ihre Zeit, um zu wachsen , und um dann an Kunden verkauft werden zu können. Bei der Baumschule wird deshalb versucht, Modetrends vorauszuahnen oder selber welche zu kreieren. „Da holen wir dann die Glaskugel aus dem Schrank und blicken in die Zukunft“, sagt von Ehren mit einem Zwinkern und fügt hinzu: „Wir verkaufen hier bei der Baumschule den Faktor Zeit.“

Auch aktuelle Prozesse wie der Klimawandel gehen an der Baumschule nicht spurlos vorbei. „Die heimische Esche war eine jahrhundertelang etablierte Marke unter den Bäumen, ehe sie nun verdrängt wurde und immer mehr von der Bildfläche verschwindet“, so von Ehren. Von Klima-Experten weiß von Ehren, wie die klimatischen Bedingungen in etwa 20 Jahren aussehen könnten. „Dann erkunden wir Gebiete in Nordamerika und Asien, in denen bereits jetzt diese Bedingungen herrschen und machen uns ein Bild von den dort heimischen Pflanzen“, so von Ehren. Bäume, die dort besonders gut gedeihen, werden importiert. In der Baumschule werden sie dann erzogen, um später wieder auf große Reise zu den Kunden in aller Welt zu gehen zu.