Der 16-jährige aus Bargfeld-Stegen hat sich mit der U17-Nationalmannschaft für das Turnier qualifiziert

Es ist ein reichlich aufregendes Leben, das Vitaly Janelt in seinen jungen Jahren führt. 400 Kilometer fern der Heimat wohnt der Teenager, in Leipzig. Woche für Woche misst er sich auf höchstem Niveau mit gleichaltrigen Fußballern und treibt nebenher noch seine Ausbildung voran. Und als sei das nicht genug Trubel für einen 16-Jährigen, steht Anfang Mai ein ganz großes Ding an: Europameisterschaft mit der U17-Nationalelf in Bulgarien. Eurosport überträgt live – und erhofft sich ein Millionenpublikum.

In der Qualifikationsrunde setzte sich die Deutsche Mannschaft mit Vitaly gegen die Slowakei und die Ukraine jeweils mit 3:0 durch. Ein 2:2 zum Abschluss gegen Italien sicherte den Gruppensieg. Ab dem 6. Mai tritt die Mannschaft von Trainer Christian Wück dann im bulgarischen Pomorie als Mitfavorit an. Für den Mittelfeldspieler, der in Bargfeld-Stegen aufwuchs und im vergangenen Sommer vom HSV zu RB Leipzig wechselte, ist es das erste große Turnier mit der Nationalelf. Doch das soll erst der Anfang sein. Denn was die nächsten Monate und Jahre anbelangt, hat Vitaly klare Vorstellungen: Zunächst will er mit seinem Team bei der EM überzeugen. „Wir haben gute Chancen“, glaubt er. Als stärksten Gegner in der Vorrunde schätzt er Belgien ein. Kommt Deutschland mindestens ins Halbfinale, ist auch die Teilnahme an der WM in diesem Spätsommer sicher.

Nach der EM will Vitaly mit RB Leipzig Deutscher Meister werden

Doch zunächst stehen die letzten Spieltage in der Bundesliga an. „Wir wollen die Tabellenführung verteidigen und Norddeutscher Meister werden“, sagt Vitaly. Gelingt das, geht es nach der EM mit dem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft weiter.

In der kommenden Saison wird Vitaly in die A-Jugend (U19) der Leipziger aufrücken. „Da will ich mich erstmal gegen die Älteren behaupten“, sagt er. Spätestens im Jahr darauf wird es dann richtig ernst für den Teenager. Sollte er sich in der A-Jugend durchsetzen, stehen die Chancen gut, einen ersten Profivertrag zu bekommen.

Mit dem Wechsel vom HSV zu RB Leipzig habe er alles richtig gemacht, konstatiert Vitaly, obwohl er den Schritt nicht ohne Bauchschmerzen vollzog. Eigentlich fühlte er sich wohl in Hamburg. Doch nachdem er im Sommer seinen Realschulabschluss absolviert hatte, war es der junge Verein aus Sachsen, der ihm eine Ausbildungsstelle zum Sport- und Fitnesskaufmann bei einem Kooperationspartner versprach.

Neben den Trainingseinheiten schiebt er freiwillig Extraschichten

Im Einklang mit Training und Spielbetrieb sitzt Vitaly nun zweimal in der Woche in der Berufsschule. Drei Vormittage verbringt er im Büro eines Fitnessstudios, derzeit befasst er sich mit Marketing. „Die Ausbildung bringt mir viel Spaß“, sagt er. Seine Mutter und ihr Mann kommen so oft es geht zu Heim- und Auswärtsspielen. Die Reise nach Bulgarien buchten Maike Rose-Janelt und Timo Rose unmittelbar nachdem Vitaly und seine Teamkollegen die Qualifikation sicher hatten.

Um seine sportlichen Ziele zu erreichen, arbeitet Vitaly hart. Zusätzlich zu den sechs Trainingseinheiten pro Woche trimmt er sich freiwillig im Kraftraum oder geht joggen. Selbst an spielfreien Sonntagen, die er in der Heimat verbringt, dreht er seine Runden durch Bargfeld, wo er mit seinen drei älteren Brüdern Vincent, Victor und Vitus in einer fußballverrückten Familie aufwuchs und beim Kicken auf der Straße nebenbei lernte, sich gegen körperlich stärkere Gegner zu behaupten. Inzwischen hat er seinen großen Bruder Vincent, 22, an Länge überholt und die Athletik gehört zu seinen großen Stärken. „Er kann ein Spiel an sich reißen“, sagt Vincent Janelt, selbst Offensivspieler beim SV Eichede (Schleswig-Holstein-Liga). „Ich traue ihm den Sprung in den Profibereich zu.“