Wie wär’s mit einem Konzert in Ess-Dur? Das Wiener Gemüseorchester spielt das beste aus Mozarts Köchelverzeichnis

Mit Essen spielt man nicht. Dieser Grundsatz der frühkindlichen Erziehung findet oft kein Gehör mehr. Im Gegenteil, es gibt einen Trend zurück zu den Wurzeln. „Da pfeif ich drauf“, sagt der Musiker und schnitzt sich aus der Möhre eine Flöte. Das Wiener Gemüseorchester etwa bläst und gniedelt auf Gemüse herum. Auf Sellerie spielen die Künstler Gitarre, auf Karotten flöten oder mit Lauch geigen sie. Im Gemüseorchester wird auf allem getönt, was im Garten wächst. Kürbisse werden zu Trommeln und Paprika zu Hörnern. Wer dem nichts abgewinnen kann, sollte Bohnen in den Ohren haben. Junges Gemüse ist leichter zu spielen als faules, dafür ist es dünnhäutig. Verdorbenes ist nicht fürs Komponieren, allenfalls zum Kompostieren geeignet. Zum guten Ton gehört Bio. Bio-Lauch gilt als die Stradivari unter den nachwachsenden Geigen. Preiswertere Instrumente gibt es eingeschweißt im Supermarkt. Sie sind Anfängern zu empfehlen. Wer für welches Instrument geeignet ist, schält sich schnell heraus.

Schon Mozart hat Kompositionen nicht nur für Orchester, sondern auch für Gemüse-Quartette geschrieben. Seine Werke sind im Köchelverzeichnis aufgelistet. Das weist darauf hin, dass es verschiedene Zubereitungsarten von Musik gibt. Für vertonten Gemüseeintopf eignen sich am besten Sinfonien in Ess-Dur. Sie sind bisweilen allerdings schwer verdaulich, deshalb sollte härteres Gemüse vor dem Musizieren piano weichgekocht werden. Ein Crescendo wird oft irrtümlich als das Wachsenhören von Gemüse bezeichnet, dies wird aber gern mit dem Graswachsenhören verwechselt. Vielmehr kommt es darauf an, allerbesten Klang aus dem Grünzeug herauszuholen. Komponisten der E-Musik – das E steht für Erntefrische – setzen ausschließlich grüne Noten aufs Blatt. Und schon haben wir den Salat.

Das Wiener Gemüseorchester als Gurkentruppe zu bezeichnen, ist nicht angebracht. Wenn es Kraut und Rüben schneller als Bach und Brahms spielt, ist dies nur ein Hinweis darauf, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft. In jedem Fall ist das ein Genuss. Zumindest nach dem Konzert, wenn der erste Geiger aus den Instrumenten eine Suppe für das Publikum kocht.