Hamburg. Hamburger Feuerwehr rückt immer häufiger aus, obwohl es gar keinen Brand gibt. Schuld daran seien auch die Vermieter

Zwei Tote bei Wohnungsbränden innerhalb einer Woche, schon drei Feuertote seit Jahresbeginn: Fast täglich brennt in Hamburg eine Wohnung. Doch zugleich gibt es immer öfter auch Feueralarm, obwohl es gar nicht brennt. Aktuelles Beispiel: Vor wenigen Tagen erst rückte die Feuerwehr mit 16 Mann wegen eines Brandalarms in einem Wohn- und Geschäftsgebäude am Großen Burstah 45 an. Schnell stellte sich heraus: Die Brandmeldeanlage war defekt.

Die Zahl der Fehlalarme ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen – und zunehmend häufig sind defekte Rauchwarnmelder in privaten Haushalten die Ursache dafür. Nach Abendblatt-Informationen rückte die Hamburger Feuerwehr 2014 etwa 1600-mal aufgrund von Rauchmelder-Fehlalarmen aus – an jedem Tag des Jahres also mehr als viermal.

„Wir werden immer öfter zu Einsätzen gerufen, die es vor zehn Jahren gar nicht gab“, sagt Hendrik Frese, Sprecher der Hamburger Feuerwehr. „Wenn sich früher jemand beispielsweise spätabends noch eine Pizza in den Ofen geschoben hat und eingeschlafen ist, wurde er durch den Rauch aus der Küche geweckt. Er hat das Fenster geöffnet, gelüftet. Damit war die Sache erledigt.“

Heute löse in einem solchen Fall meist ein Rauchwarnmelder Alarm aus. „Nachbarn hören das Piepen, schauen aus dem Fenster, sehen Rauch und rufen die Feuerwehr. Obwohl es nicht brennt. Das hätte es vor zehn Jahren nicht gegeben. Ein typischer Fall von Fehlalarm.“ Rauchwarnmelder sind in Hamburger Gebäuden seit 2010 Pflicht. Positiver Effekt: Seitdem ist die Anzahl der Brandopfer in Hamburg stark gesunken. Waren von 1999 bis 2009 im Schnitt noch 19 Feuertote pro Jahr zu beklagen, sind es seit 2010 pro Jahr im Schnitt nur elf. „Brandmelder können in der Tat Leben retten“, sagt der Feuerwehrsprecher.

Andererseits wird die Feuerwehr immer häufiger zu Brandeinsätzen gerufen, weil ein defekter Rauchwarnmelder in einer Wohnung falschen Alarm ausgelöst hat. 2012 gab es bereits 1388 solcher Fälle, 2013 registrierten die Brandschütze schon 1550 solcher Einsätze. Und 2014 gab es nach Abendblatt-Informationen sogar mehr als 1600 Einsätze wegen falschen Alarms von privaten Rauchwarnmeldern. „Die Gründe sind vor allem die Überalterung der Geräte und die ,Geiz ist geil‘-Mentalität“, sagt Frese. „Die meisten Vermieter bauen die billigsten Geräte in ihre Wohnungen ein, um Kosten zu sparen. Billige Geräte produzieren aber mehr Fehlalarme als gute Geräte, die mehr kosten.“ Auch die Tatsache, dass pro Jahr 6000 neue Wohnungen in Hamburg gebaut werden – und somit mehr Menschen in der Stadt leben – spiele eine Rolle.

Die Übernahme der Kosten, wenn die Feuerwehr anrückt, weil ein Rauchwarnmelder falschen Alarm gibt, ist geregelt. „Das übernimmt die Feuerwehr“, sagt Frese. „Damit wollen wir vermeiden, dass Privatleute die Geräte bewusst außer Betrieb setzen.“ Dies sei auch politisch so gewollt. Anders sieht es bei gewerblich genutzten Gebäuden wie Hotels, Lagerhallen, Einkaufszentren, Diskotheken und Restaurants aus: „Wenn dort ein Fehlalarm wegen schlechter Wartung eines Rauchwarnmelders ausgelöst wird, kostet es Geld“, sagt Frese. Für einen normalen Feuerwehreinsatz veranschlagt er etwa 1000 Euro, die vom Eigentümer oder Besitzer der Immobilie zu zahlen sind.

Seite 11 Wie sich Fehlalarm vermeiden lässt