Hamburg. Reederei Offen berichtet von neuer dramatischer Bergungsaktion vor Libyen. „Crew setzte ein Zeichen der Humanität“

Dramatische Szenen im Mittelmeer: Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet, die von Afrika aus mit einem nicht seetüchtigen Boot Europa erreichen wollten. Der Vorfall ereignete sich, wie gestern bekannt wurde, bereits am vergangenen Sonntag. Die 181 Meter lange „Santa Giorgina“ befand sich auf einer Routinefahrt, als sie von den italienischen Behörden aufgefordert wurde, die Flüchtlinge aus Nordafrika, Syrien und dem Irak aufzunehmen. Alle Menschen hätten überlebt, sagte ein Sprecher der Reederei. Die Flüchtlinge befinden sich inzwischen an Land – im süditalienischen Augusta.

Reederei-Eigner Claus-Peter Offen bedankte sich in einem Fax bei den Crewmitgliedern, die aus den Philippinen und Polen stammen. Sie hätten ein Zeichen der Humanität gesetzt. Wie der Reederei-Sprecher sagte, ist die Rettungsaktion kein Einzelfall. Allein in den vergangenen acht Monaten hat die Hamburger Reederei mit ihren Schiffen insgesamt 2500 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet.

Zu den Flüchtlingen, die von der „Santa Giorgina“ aufgenommen wurden, zählten auch Kinder und Kranke. Ihr Zustand sei kritisch gewesen, hieß es. Die Afrikaner mussten auf dem relativ kleinen Schiff mit Trinkwasser und Proviant versorgt werden. Der Kapitän des Containerfrachters, Pawel Banys, berichtete, es habe ein „aggressives Verhalten unter den Flüchtlingen“ gegeben. Die Crew habe unter extremem Stress gestanden. Bei der Essenausgabe sei es zu Prügeleien gekommen. Die Versorgung mit Reis musste deshalb zeitweilig unterbrochen werden. Zu Tumulten kam es auch, als ein weiteres, offenbar beschädigtes Flüchtlingsboot an der „Santa Giorgina“ anlegte und die Menschen eigenmächtig an Bord des Frachters kletterten.

Fast täglich versuchen Flüchtlinge, von Afrika aus mit Booten den Kriegen und der Not in ihren Heimatländern zu entkommen. Viele schaffen es nicht. Am Montag havarierte ein überladenes Boot vor Libyen, befürchtet werden mehr als 400 Tote. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte gestern, die Situation sei dramatisch. Es gebe aber keine einfachen Lösungen.

Seite 2 Leitartikel Seite 3 Bericht