Wer bayerisch spricht, gilt als attraktiv und sexy, belegt eine Umfrage. Wer dies bestreitet, mit dem geh’n ma außi auf’d Bluatwiesn

Wer beim Lesen dieses Beitrags Stimmen hört, hat kein gesundheitliches Problem, sondern beweist große Vorstellungskraft. Denn es geht um die Erotik der Phonetik.

Endlich wurde jetzt in einer repräsentativen Umfrage festgestellt, was Fans von Carolin Reiber, der ungekrönten Königin des rollenden R, schon lange wissen. Bayerisch reden ist sexy. 26 Prozent der Deutschen sind demnach hin und weg, wenn Franz Beckenbauer „amoi wieda wos sogt“.

Für die Randständigen, die weder Volksmusik noch Fußball interessiert: Dialekt plus Dialektik – deshalb sind Monika Grubers Kabarettauftritte immer ausverkauft.

In Auftrag gegeben wurde diese Mundpropaganda von einem Online-Partnerportal. Immerhin 17 Prozent finden österreichische und norddeutsche Stimmlagen attraktiv. Kölsch und Schweizerisch kommt noch bei 15 beziehungsweise 14 Prozent gut an. Dass Sächseln wenig mit Sexeln in Verbindung gebracht wird, wurde nicht mitgeteilt, darf aber stillschweigend angenommen werden.

Nicht auszudenken, was aus Helene Fischer geworden wäre, wären ihre Eltern damals von Sibirien nicht nach Rheinland-Pfalz gezogen, sondern an den Schliersee. Angela Merkel könnte nach einem Bayerisch-Kurs dem gebürtigen Ingolstädter Horst Seehofer auf neuen Ebenen begegnen („… geh’n ma außi auf’d Bluatwiesn“, zu Deutsch: Können wir das unter vier Augen klären?), und würde dabei noch die Her­zerl der Wähler erobern. Allerdings: Seehofers möglicher Nachfolger Markus Söder ist Franke. Aber das Fürth jetzt zu weit.

Schade nur, dass die Mundart an Donau, Isar und Inn immer weniger benutzt wird und in Schulen zusehends verschwindet, wie der Lehrerverband bereits beklagte. Ein Dirndl haben will jede junge Frau. Die Folklorehülle ist hot, hot, hot. Ein Dirndl sein, das wollen viele eher nicht – ein bayerisches Mädchen, das redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Es muss ja nicht gleich klingen wie Carolin Reiber.