Pinneberg. Prognose: Bis 2030 werden viele Menschen in die Region ziehen – vor allem aus Hamburg. Bevölkerung wird zudem älter

Der Kreis Pinneberg muss sich für die kommenden 15 Jahre auf ein anhaltendes Bevölkerungswachstum einstellen. Besonders gilt das für die Städte an der Autobahn 23: Pinneberg, Tornesch und Elmshorn. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter. Das besagen aktuelle Untersuchungen.

Mit seinem Wachstum liege der Kreis im Bundestrend, sagt Claus Schlömer vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR). „Die Kreise um die Großstädte wachsen“, sagt er. „Der Kreis Pinneberg hat vor allem eine Zuwanderung aus Hamburg zu erwarten.“

Um 6,7 Prozent, etwa 17.100 Einwohner, soll der Kreis bis zum Jahr 2030 laut einer Prognose des Bundesinstitutes wachsen. Zum Vergleich: Seit 1960 ist die Einwohnerzahl des Kreises von 200.000 auf etwa 300.000 gestiegen. In Schleswig-Holstein hat nur der Kreis Segeberg ein höheres Wachstum zu erwarten (7,0 Prozent). Die Einwohnerzahlen von allen anderen Landkreisen im Land werden, mit Ausnahme von Plön, abnehmen.

Eine genaue Analyse darüber, wie sich das Wachstum im Kreis selbst verteilen wird, liegt der Kreisverwaltung vor. Es handelt sich um die „Kleinräumige Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Kreis Pinneberg“ des Forschungsbüros Gertz Gutsche Rümenapp (GGR). In dieser Prognose werden die einzelnen Städte und Amts­bezirke betrachtet, sagt Tobias Kuckuck vom Fachdienst Bauen und Planen des Kreises Pinneberg.

Die Forscher hätten festgestellt, dass die Altersstruktur im Kreis sich in Zukunft deutlich verändern werde. Die Zahl der Menschen, die älter als 80 Jahre sind, werde deutlich steigen. Damit gingen neue Anforderungen an die Pflege und den öffentlichen Nahverkehr einher. Anders als in anderen Regionen in Deutschland werde die Zahl der Kinder etwa konstant bleiben.

Das Forschungsbüro GGR berechnete für den Kreis Pinneberg ein geringeres Gesamtwachstum bis 2030 als das BBSR, nur 1,6 Prozent sollen es sein. Der Grund dafür ist, dass das Büro bei seiner Untersuchung Zahlen zugrunde legte, die im Zensus 2011 ermittelt wurden. Das BBSR hingegen stützte sich auf Zahlen von 2009.

Den stärksten Zuzug haben Pinneberg, Tornesch und Elmshorn zu erwarten

Den größten Zuwachs werden laut GGR die Städte Pinneberg (plus 1000 Einwohner, 2,38 Prozent), Tornesch (plus 1600 Einwohner, 12,72 Prozent) und Elmshorn (plus 2200 Einwohner, 4,6 Prozent) haben. Vor allem aus Hamburg wird dieser Zuzug kommen – das prognostizieren auch die Forscher von GGR. Wegen des angespannten Wohnungsmarktes in Hamburg und der guten Bahn- und Autobahnanbindung sei der Umzug für Pendler attraktiv, sagt dazu Tobias Kuckuck.

Nahezu konstant bleiben laut der Studie die Einwohnerzahlen von Wedel, Schenefeld, Uetersen, Barmstedt und Quickborn. Für die Haseldorfer Marsch wird ein Rückgang prognostiziert: 4,88 Prozent weniger Einwohner sollen es 2030 sein. Ein ähnlicher Rückgang wird für den Amtsbezirk Hörnerkirchen (5,03 Prozent) prognostiziert. Deutlich weniger Menschen als heute werden, so die Prognose, 2030 auf Helgoland wohnen: Die Einwohnerzahl hier soll von 1357 um etwa 400 – oder 29,5 Prozent – schrumpfen. Die GGR-Stadtforscher gehen davon aus, dass der Kreis im Jahr 2030 insgesamt 4700 Einwohner mehr haben wird als noch 2012.

Auftraggeber der Studie ist das Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein. „Den Kielern dient die Prognose unter anderem für die Planungen im Bereich des Wohnungsbaus“, sagt Tobias Kuckuck. Außerdem erfülle die Studie einen wichtigen Zweck bei der Umsetzung der Mietpreisbremse, die die Bundesregierung beschlossen hat.

In den Städten und Gemeinden des Kreises wird die Studie unterschiedlich interpretiert. Klaus Stieghorst, Leiter des Bauamtes in Pinneberg, sagt nur: „Die Bevölkerungsprognose ist eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen über Baupläne.“ Steffi Haase vom Fachdienst Bauverwaltung und Stadtplanung in Tornesch sagt, dass die Stadtplanung auch Einfluss auf Prognosen nehmen könne. Neu ausgewiesene Baugebiete lockten potenzielle Neubürger an. Viele Bauflächen in attraktiver Lage sorgten für hohe Prognosenwerte.

Helgolands Bürgermeister Jörg Singer kann mit der Untersuchung wenig anfangen. Er hält die negative Prognose für die Insel schlicht für unrealistisch. „Auf Helgoland sind in den vergangenen Jahren neue Arbeitsplätze entstanden, die Kita ist voll.“ Ländliche Regionen, so Singer weiter, würden in Zukunft wieder interessanter – im digitalen Zeitalter sei es in vielen Berufen möglich, von der Hochseeinsel aus zu arbeiten. In den vergangenen Jahren sei die Bevölkerungszahl Helgolands gestiegen. Er gehe nicht davon aus, dass sie sich in Zukunft besonders verändern werde. Die Prognose habe für die Planungen auf Helgoland keine Relevanz.