Bei Landwirten gibt es das schöne Wort Dranktonne: Darin landen die Küchenabfälle, die dann den Schweinen vorgeworfen werden. Es ist Müll, aber noch nahrhaft und verwertbar. Und wenn man so will, dann ist Curtis Harding aus Atlanta die musikalische Entsprechung der Dranktonne.

Ja wie? Er nennt es selber so, kein Witz! Slop’n’Soul. „Slop, so nennt man die Reste, die man den Schweinen gibt. Das heißt, dass meine Musik ein Mischmasch verschiedener Stile ist, aber dass sie auch nahrhaft ist, dass sie die Schweine gut nährt. Und dass sie auch etwas Schmutziges hat, bitte sehr: Das ist Slop’n’Soul“, sagte Curtis Harding im Interview mit dem Deutschlandfunk.

Aber wenn sein Debütalbum „Soul Power“, im Januar hier veröffentlicht, nur eine Resteverwertung ist, dann eine sehr gelungene. Die Kritiken überschlagen sich, prominente Fans wie Jack White und Iggy Pop versammeln sich um ihn, und der Soul hat mal wieder bewiesen, dass er kein Alter kennt. Denn ähnlich wie bei den spät berufenen Soulstars Sharon Jones und Lee Fields braucht es seine Zeit, bis das Debütalbum eines 35 Jahre alten „Newcomers“ erscheint. Wobei sich das Leben von Harding schon von Kindesbeinen an um die Musik dreht.

Wie es sich für einen Soulsänger gehört, beginnt für Harding alles im Kirchenchor. Seine Mutter ist eine fantastische Gospelsängerin, die die Stimme des Herrn auf Reisen durch die ganze USA zu den Ärmsten der Armen trug. Begleitet von Curtis und seiner Schwester, sangen sie für Obdachlose, Drogenabhängige, für Dealer an Straßenecken. Für die Gefallenen. Später wird Harding Backgroundsänger und Co-Songschreiber von Cee-Lo Green, und all die Jahre von Gospel und Soul, Rhythm & Blues, Rock und Punk (Harding ist ein Punk im Herzen) verbinden und vermengen sich in „Soul Power“.

Dieses Album schlägt den Bogen zurück sowohl zum rohen Soul von Stax Records („Surf“), zum schmissigen Glanz von Motown („Keep On Shining“), zur Disco-Ära der 70er („Heaven’s On The Other Side“) und streift dabei auch noch Ben Harper und Lenny Kravitz („Castaway“, „The Drive“). Das hat Groove, tolle Melodien, klingt sexy (man sehe das Video zu „Next Time“) – und schreit nach dem ausverkauften Konzert im Dezember im Mojo Club nach einer Zugabe am 3. März.

Curtis Harding