Ein begrüntes Hausdach wirkt wie eine Klimaanlage und reduziert die Energieausgaben. Kommunen und KfW-Bank unterstützen die Anpflanzung. Doch nicht jedes Grünzeug ist geeignet.

Je mehr Beton und Glas in den Städten verbaut wird, umso größer ist die Sehnsucht der Menschen nach grünen Oasen. Die finden sich jetzt immer öfter auf den Dächern, auch auf Ein- und Zweifamilienhäusern.

Trockenheits- und hitzebeständige Pflanzen wie Sedum, Dachwurz, Thymian, Felsennelke und Margerite geben ein farbenfrohes Bild auf dem Dach ab und brauchen kaum Pflege. Und sie können noch viel mehr.

„Gründächer sind nicht nur schön und klimafreundlich“, erklärt Wolfgang Ansel, Geschäftsführer des Deutschen Dachgärtner Verbands in Nürtingen in Baden-Württemberg. „Sie verlängern auch die Lebensdauer von herkömmlichen Dachabdichtungen.“

Da die Pflanzen sie schützen, können ihnen Hitze, Frost und UV-Strahlen nicht viel anhaben. Daher ist die Dachbegrünung nicht nur in kommerziell genutzten und öffentlichen Gebäuden ein Thema, auch bei privaten Bauherren steigt das Interesse.

Die KfW-Bank unterstützt die Dachbegrünung

Denn sie punkten mit einem weiteren handfesten ökonomischen Vorteil: „Dachbegrünungen sind Klimaanlagen fürs Haus – und das zum Nulltarif“, erläutert Michael Henze, Umweltreferent des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) in Bad Honnef bei Bonn. „Im Winter halten sie die Kälte ab. Und im Sommer verhindern sie, dass der Dachraum sich überhitzt.“

Pflanzen auf dem Dach tragen also zum Energiesparen bei. Deshalb gehören sie künftig zu den Maßnahmen der energetischen Sanierung, die von der staatlichen KfW-Förderbank bezuschusst werden.

Seit Anfang dieses Monats können Bauherren, die im Zuge einer Gebäudesanierung auch ein neues Gründach anlegen wollen, einen Förderantrag bei ihrer Bank stellen, erläutert die KfW-Sprecherin Sybille Bauernfeind. In Rahmen des Programms „Energieeffizient Sanieren“ vergibt die Staatsbank bis zu 75.000 Euro Kredit für jede Wohneinheit in einem KfW-Effizienzhaus oder bis 50.000 Euro bei Einzelmaßnahmen für einen Zinssatz von nur einem Prozent im Jahr.

Überdies gewährt sie Hauseigentümern einen Tilgungszuschuss als zusätzlichen finanziellen Anreiz. Dieser reduziert das Darlehen und verkürzt gleichzeitig die Laufzeit. So könnten bis zu 13.125 Euro gespart werden.

„Voraussetzung für die Förderung ist, dass vor der neuen Begrünung das Dach entsprechend den vorgegebenen technischen Mindestanforderungen für Effizienzhaus oder Einzelmaßnahme gedämmt wird“, erklärt Bauernfeind. Wenn dann der Kreditrahmen noch nicht ausgeschöpft ist, können die Kosten für die Dachbegrünung mitfinanziert werden.

Kommunen senken die Gebühren

„Eine Förderung der Begrünung von Fassaden ist nicht möglich und für die nächste Zeit auch nicht geplant“, stellt sie klar. Wie bisher werden aber auch weiterhin Renovierungsmaßnahmen an bereits vorhandenen Gründächern unterstützt.

Die KfW-Förderung lässt sich mit anderen Fördermöglichkeiten kombinieren, die regional angeboten werden. „Einige Städte und Kommunen unterstützen die Dachbegrünung bereits durch verschiedene Subventionsmodelle“, erläutert Henze. „So müssen zum Beispiel die Besitzer von begrünten Dächern in vielen Regionen deutlich weniger Niederschlagswassergebühren bezahlen.“

Vor allem in Gemeinden mit relativ hohen Abwassergebühren kann sich das lohnen. Etwa zwei Drittel der Städte haben laut Ansel die Abwassergebühr in Niederschlagswasser- und Schmutzwassergebühren aufgesplittet.

Begrünte Dachflächen werden in der Regel als Entsiegelungsmaßnahmen anerkannt und mit einer Gebührenreduktion belohnt. Dies kann, je nach Niederschlagswassergebühr, bis zu einem Euro pro Quadratmeter und Jahr ausmachen.

Rasen auf dem Dach hat seine Tücken

Informationen zu den örtlichen Begebenheiten hat etwa der Deutsche Dachgärtner Verband. Andere Städte, zum Beispiel München und Bremen, gewähren hingegen direkte finanzielle Zuschüsse für die Dachbegrünung. Die Fördergelder liegen häufig bei 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter.

Gründächer können nicht nur auf Neubauten, sondern auch auf Häuser aus dem Bestand aufgebracht werden. „Allerdings muss das Dach die zusätzliche Gewichtsbelastung durch die Grünschicht aushalten und die Dachabdichtung intakt sein“, erklärt Gründach-Experte Wolfgang Ansel.

„Die Dachbegrünung schützt zwar das Dach, aber sie kann kein krankes Dach heilen.“ Bauherren müssen daher vorher genau prüfen lassen, ob die Statik stimmt und ob das Dach dicht ist.

Was auf das Dach gepflanzt werden darf, ist nicht geregelt. Erlaubt ist, was gefällt, was sich dort das ganze Jahr über wohlfühlt und wenig Pflege beansprucht.

„Viele Bauherren möchten gern Grasdächer wie sie in Skandinavien verbreitet sind“, berichtet Michael Henze. Allerdings sollten sie bedenken, dass Rasen in unseren Breitengraden zwar im Frühjahr üppig sprießt, im Sommer aber ohne ausreichende Bewässerung schnell braun und trocken wird.