Der Steinbildhauer aus Simbabwe gibt zum Afrika-Projekt einen Bildhauer-Workshop und arbeitet eine 2,60 Meter hohe Skulptur am Lessing-Gymnasium, für die er den Stein aus seiner Heimat mitbrachte.

Norderstedt. Lautes Klopfen weist den Weg zum alten Fahrradschuppen vor dem Eingang des Berufsbildungszentrums Norderstedt neben dem Lessing-Gymnasium. 34 Schülerinnen und Schüler beider Schulen hauen nach Kräften und voll Lust auf Steine ein. Steinbrocken fliegen, Schutzbrillen und -schürzen sind unerlässlich. „Hier sieht es aus wie in Afrika“, sagt Reinhard Thiemann, und der Englisch- und Sportlehrer des Lessing-Gymnasiusm weiß, wovon er spricht.

Thiemann liebt Afrika, er liebt die Shona-Steinbildhauerei, und er hat auch für das städtische Afrika-Projekt den Kunst-Kursus für die 34 Schüler organisiert. Als Bildhauer-Lehrer bat er Collen Nyanhongo aus Simbabwe nach Norderstedt, der im Sinn der Shona-Kunst arbeitet, typisch für Simbabwe. Die Shona-Art zeichnet sich durch archaische, oft mystische Formen, Figuren und Gesichter aus.

Reinhard Thiemann kennt Collen Nyanhongo seit längerer Zeit. Der Bildhauer ist für den 14-tägigen Workshop extra aus Simbabwe angereist und wohnt bei Thiemann. Nyanhongo ist Sohn einer Künstler-Familie. Schon sein 80-jähriger Vater ist Bildhauer, und alle zehn Geschwister arbeiten ebenfalls in der Kunst. Collen brachte auch den Opal-Stein aus seiner Heimat mit. Als er hinter der Mensa des Lessing-Gymnasiums abgeladen wurde, wog der relativ weiche Stein 1,2 Tonnen. Er ist weiß mit vielen Grau-Schattierungen. Eine kleine Ausstellung mit Nyanhongos Bildhauer-Kunst in der Mensa des Gymnasiums zeigt, wie vielfarbig der Stein sein kann. „Ich höre dem Stein intensiv zu, wenn ich mit ihm arbeite“, sagt Nyanhongo.

Vom 1,2-Tonnen-Brocken blieben nur noch 800 Kilo. Nyanhongo hat eine hohe, in Falten gelegte Denkerstirn aus dem Stein gearbeitet, ein langes Gesicht ist erkennbar, gestützt auf eine Hand mit gespreizten Fingern. Roh ist der Duktus, hart und kantig. Noch.

Der Künstler hat mit dem Stein echtes Bohnerwachs aus Afrika mitgebracht, um sein Werk zu polieren. Vorerst jedoch braucht er einige Stunden, um ihn mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. Seine Zeit in Deutschland ist knapp, am 11. Juli geht der Flieger zurück. „Dabei würde ich mir so gern die Ausstellung der NordArt auf der Carlshütte in Büdelsdorf mit dem riesigen Skulpturenpark anschauen“, sagt Nyanhongo, dem es viel Freude bringt, den deutschen Schülern das Arbeiten mit dem Stein aus seiner Heimat zu lehren.

„Ich habe zuerst ein Loch in den Stein gehauen, das ergab sich so“ sagt Lennard. „Ich habe gedacht, das wird ein Auge, aber jetzt könnte es ein Dinosaurier werden“, sagt der 15-jährige Schüler des Lessing-Gymnasiums. Das Steineklopfen macht Lennard Freude, weil er dabei so gut abschalten könne.

„Ich wollte schon immer etwas Künstlerisches für mich entdecken“, sagt seine Mitschülerin Annika. Die 15-Jährige lässt sich vom Stein leiten. „Steineklopfen ist zwar anstrengend, aber es ist schön zu sehen, wie sich etwas unter den eigenen Händen entwickelt“, sagt Annika. „Ich habe als Achtjährige mal eine Bildhauerarbeit gemacht und finde es sehr gut, jetzt mit meinen Freunden am Stein zu arbeiten, weil wir uns über unsere Erfahrung austauschen können“, sagt Vanessa.

„Die Schülerarbeiten wollen wir gern zum Afrikafest am Sonntag, 6. Juli, im Norderstedter Stadtpark zeigen“, sagt Thiemann, der die Bildhauer-Werkstatt mit Collen Nyanhongo und Thomas Behrendt ein Jahr vorbereitet hat und die Zusammenarbeit zwischen dem Lessing-Gymnasium und dem Berufsbildungszentrum lobt. Gern hätte er Skulpturen von Nyanhongo im Stadtpark aufgestellt, doch sah die Stadtpark GmbH keine Möglichkeit, das Thema Skulpturengarten im Stadtpark zeitnah umzusetzen.

„Dafür müssen wir ein Gesamtkonzept entwickeln“, sagt Kai Jörg Evers. Der Geschäftsführer des Stadtparks ergänzt: „Es ist weder für das Kunstwerk noch für den Stadtpark dienlich, ohne schlüssiges Konzept einige Kunstwerke aufzustellen, doch das braucht Zeit.“

Thiemann indes sucht für sein Bildhauer-Projekt noch Sponsoren. „Der Rotary-Club hat mit 2500 Euro die Kosten für die Steine inklusive Transport von Afrika getragen“, sagt Thiemann. Jetzt würde noch das Geld für die Honorare für Nyanhongo und Behrendt fehlen. Die Kosten für sein Flugticket trägt Nyanhongo selbst.

Spenden für das Bildhauer-Projekt gehen unter dem Stichwort „Skulpturen-Workshop Afrika“ an den Förderverein des Lessing-Gymnasiums Volksbank Elmshorn, IBAN: DE742219 0030 0037 2604 50 .