Stabhochspringerin Kim Laura Thiede belegt bei norddeutschen Meisterschaften Rang fünf. Ende des Monats beginnt sie Studium in den USA. Oldesloerin Leoni de Graaf gewinnt Silber mit dem Speer.

Glinde. Das gute Gefühl für den Glasfiberstab ist zurück, wie weggeblasen dagegen die Angst vor erneut auftretenden Schmerzen. Zum ersten Mal seit ihrer langwierigen Fußverletzung Anfang Mai nimmt Kim Laura Thiede bei den norddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Altersklassen U20 und U16 in Berlin ihre gewohnten 14 Schritte Anlauf. Vor Kurzem noch bestritt die 19 Jahre alte Stabhochspringerin der LG Glinde, um sich zu schonen aber auch endlich wieder Wettkampfluft zu schnuppern, zwei Wettbewerbe auf Landesebene aus verkürzter Distanz.

Thiede fixiert das Einstichloch, während sie anläuft und immer mehr an Fahrt aufnimmt. Die Latte ist auf 3,50 Meter eingestellt. Es ist ihr erster Versuch über diese Höhe, die sie problemlos meistert. Letztendlich bedeutet diese Marke für die Stormarnerin Rang fünf – was für die 19-Jährige eher zweitrangig war. „Nach monatelangem Aquajogging und Fahrradfahren – beides Dinge, die mir nicht unbedingt Spaß machen – konnte ich das erste Mal komplett schmerzfrei springen“, sagt Thiede, deren Bestleistung bei 3,80 Metern liegt. „Und darüber bin ich einfach nur glücklich.“

Die Freiluftsaison hat die Leichtathletin mittlerweile abgehakt. In einigen Wochen beginnt sie mit der Vorbereitung auf die Hallenwettkämpfe. Allerdings nicht im beschaulichen Glinde, sondern im knapp 7000 Kilometer entfernten Charlotte (North Carolina) – nach New York City die zweitgrößte Bankenmetropole der USA. Mit Unterstützung eines Sportstipendiums studiert die Stormarnerin vier Jahre lang an der Queens University of Charlotte International Relation.

Dieser Studiengang hilft Fragestellungen und Probleme internationaler Beziehungen sowohl aus politikwissenschaftlicher als auch aus wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Perspektive zu analysieren. „Ich kann mir vorstellen, später für eine in einem Entwicklungsland ansässige Stiftung tätig zu sein“, sagt Thiede. Bis es soweit ist, liegt vor der 19-Jährigen ein langer, steiniger Weg. Sowohl auf dem akademischen wie auch dem sportlichen Sektor muss Thiede an der Uni die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen.

Der Vertrag mit der Lehranstalt hat ein Jahr Gültigkeit und wird jeweils kurz vor Ablauf im beidseitigen Einverständnis für zwölf Monate verlängert. Thiede ist zuversichtlich. Sie sagt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass bei mir bei entsprechendem Fleiß und entsprechender Trainingsintensität – wörtlich genommen– in beiden Bereichen noch viel Luft nach oben ist.“

Auf jeden Fall ist ihre Bestmarke von 3,80 Metern, übersprungen vergangenes Jahr bei den deutschen Jugend-Meisterschaften in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), in Übersee ebenfalls nicht unbemerkt geblieben. „Mit dieser Leistung hätte ich auch in den USA in meiner Altersklasse Medaillenchancen“, sagt Thiede.

Das einzige Edelmetall für Stormarn hat im Berliner Stadion Lichterfelde wieder einmal Leonie de Graaf gewonnen. Die 17-Jährige vom VfL Oldesloe sicherte sich im U-20-Speerwurf-Wettbewerb die Silbermedaille. De Graaf warf das 600 Gramm schwere Sportgerät auf eine Weite von 42,70 Meter, verpasste dabei ihre vor knapp sechs Wochen in Lübeck aufgestellte Bestmarke um lediglich 14 Zentimeter. „Ich hatte gehofft, in Berlin endlich die 43-Meter-Marke knacken zu können“, sagt de Graaf und schmunzelt, „ich muss mir aber für kommendes Jahr noch Spielraum nach oben lassen.“

Ganz abhaken kann die 17-Jährige die Saison allerdings noch nicht, denn am kommenden Wochenende geht es für sie bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Bochum (Nordrhein-Westfalen) noch einmal um Medaillen – und das gleich in drei Disziplinen. De Graaf wird mit dem für die Altersklasse U 18 üblichen 500 Gramm schweren Speer ebenso an den Start gehen wie mit dem ein Kilogramm schweren Diskus.

Hinter ihrem Auftritt im Kugelstoßwettbewerb steht allerdings noch ein Fragezeichen. „Dieser beginnt knapp zwei Stunden vor dem Speerwurf-Wettkampf, was für mich von der Zeit her eng werden könnte“, sagt de Graaf, die sich in Zukunft weiter auf den Speerwurf konzentrieren will. „Kugel- oder Diskuswerferinnen trainieren ab einer gewissen Leistungsstufe nichts anderes“, sagt sie, „was sich von der Physis her dann auch nicht mehr verbergen lässt.“ Neben Thiede und de Graaf kämpften in Berlin noch weitere Stormarner um gute Platzierungen. Adrian Hutschalik vom TSV Glinde belegte in 51,05 Sekunden im U-20-Zeitlauf über 400 Meter den achten Rang, vor Robin Römer (LG Reinbek-Ohe, 53,12 Sek.) und Pascal Michalski (LG Glinde, (54,31 Sek.), die 15. und 17. wurden. In der selben Altersklasse erreichte über 800 Meter Julio von der Wende Goncalves (LG Reinbek-Ohe, 2:04,52 Minuten) den 14. Platz, während Marieke Vagt vom VfL Oldesloe über 200 Meter in 27,73 Sek. bereits im Vorlauf ausschied.