Sänger, Schauspieler und Sportler verdienen oft Millionen, doch viele sind wenige Jahre später bankrott. Denn sie tappen in gemeine Fallen. Auch persönliche Gründe sind für den Absturz verantwortlich.

Für seine Fans immerhin gibt es eine gute Nachricht. „Mir geht es gut! Ich werde weiter Musik machen wie bisher“, textet Schlagerstar Roberto Blanco auf seiner Facebook-Seite. Etwas anderes bleibt ihm wohl auch kaum übrig. Denn der Schlagerstar früherer Jahrzehnte musste in der vergangenen Woche Privatinsolvenz anmelden. Das ganze Vermögen, das der 77-Jährige in seinem langen Künstlerleben verdient hat, ist weg. Millionen verpufft, versenkt, verschwunden. Und nun hat er laut „Bild“ auch noch Ärger mit dem Finanzamt. Seit dem Jahr 2006 soll der Sänger 85.000 Euro Solidaritätszuschlag und Steuern nicht bezahlt haben.

Was für den Normalverdiener oft schlicht unverständlich bleibt, ist unter den Reichen und Schönen ein durchaus häufiges Phänomen. Immer wieder geschieht es, dass berühmte Schauspieler, Sänger oder Fußballspieler plötzlich mittellos dastehen. Die Ursache dafür liegt teilweise in besonderen Umständen, denen Menschen ausgesetzt sind, die plötzlich erfolgreich, berühmt und damit vermögend werden. Teilweise machen sie aber einfach Fehler, vor denen auch der Normalverdiener nicht gefeit ist.

Manche wissen nicht mal, was sie verdienen

Unwissenheit und Vertrauensseligkeit sind häufige Ursachen für die spätere Pleite. Sie sei einfach naiv gewesen, bekennt beispielsweise Ingrid Steeger, einst erfolgreich mit der Serie „Klimbim“, vor einigen Jahren dann in Hartz IV gelandet. „Ich konnte nie mit Geld umgehen.“

Ganz ähnlich liegt der Fall beim Schlagersänger Matthias Reim („Verdammt, ich lieb dich“), der Privatinsolvenz anmelden musste. „Ich wusste ja nicht mal, was ich verdiene“, lautete sein entwaffnendes Bekenntnis.

Dabei sind das bei vielen der Betroffenen riesige Summen, und die Millionen kommen dazu noch häufig über Nacht. Also muss dann schnell jemand her, der sich um das Vermögen kümmert und über jenen Sachverstand verfügt, der dem neureichen Star fehlt.

„In solchen Situationen werden dann oft Bekannte oder Familienangehörige mit der Geldverwaltung betreut, die damit meist völlig überfordert sind“, sagt Heinz Egerland, Anwalt und Spezialist für Insolvenzrecht in Berlin, der schon diverse Prominente betreut hat.

Spezialisierte Finanz-Experten sind rar

So vertraute Reim blind seinem Manager und erteilte ihm Generalvollmachten. Dieser mag zwar ein guter Organisator und Verhandler gewesen sein, von Geldanlage verstand er jedoch offenbar wenig. Die einstige Tennis-Spielerin Claudia Kohde-Kilsch wiederum überließ die ganze Aufgabe der Geldverwaltung dem eigenen Stiefvater. Am Ende war dann auch ihr Geld komplett weg.

Erst in jüngster Zeit spezialisieren sich mehr und mehr echte Finanz-Experten auf diese Klientel der Plötzlich-Reichen. Zu den Arrivierten gehört Gerd Bernard, der seit bald 15 Jahren sein Wissen und seine Erfahrung vor allem Fußball-Profis anbietet.

Zunächst arbeitete er als Vermögensberater bei den noblen Privatbanken Berenberg und Hauck & Aufhäuser, vor eineinhalb Jahren machte er sich dann selbstständig. Rund 30 ehemalige und noch aktive Spitzensportler gehören zu seinen Kunden, darunter Ex-Nationaltorwart Tim Wiese.

„Wenn ein junger Fußballer seinen ersten größeren Vertrag hat und plötzlich auf seinem Konto einen sechs- oder sogar siebenstelligen Betrag sieht, ist er sehr empfänglich für manch dummes Investment“, erzählt Bernard. Immobilien stehen dabei traditionell weit oben auf der Liste der folgenschweren Fehlgriffe.

Viele versenkten ihr Geld in Ostimmobilien

In den 1980er-Jahren verhob sich die halbe Mannschaft von Eintracht Frankfurt mit Bauherrenmodellen. Dieses Steuersparmodell wurde in den 1990er-Jahren von Ostimmobilien abgelöst.

Der Fußballtrainer Werner Lorant beispielsweise ging pleite wegen solcher Immobilien, die im Boom nach der Wende völlig überteuert verkauft worden waren. Aber auch andere Prominente verspekulierten sich mit solchen Objekten, von der einstigen „Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman und dem Entertainer Wolfgang Lippert über die Autorin Hera Lind und die TV-Komikerin Tanja Schumann bis zur Moderatorin Susann Atwell. Einige von ihnen schlidderten so direkt in die Privatinsolvenz.

„Das klang alles sehr solide“, benennt Atwell die Gründe für den Fehlgriff. Gefördert wurde der Eindruck durch allerlei Menschen im Umfeld, die scheinbar etwas vom Geldanlegen verstanden und ebenfalls in Ostimmobilien investierten. Einer macht es, prahlt damit im Freundeskreis, und schon springen andere auf – dieses Verhaltensmuster ist überall anzutreffen, auch bei Kleinsparern.

Einer Forsa-Umfrage zufolge, die im Auftrag der Bank of Scotland durchgeführt wurde, nutzt ein Drittel von ihnen Empfehlungen von Freunden oder Verwandten als Informationsquelle zum Thema Geldanlage. Der einzige Unterschied: Während es beim Kleinsparer meist um Riester-Renten oder Fonds geht, haben die Promis größere Summen in der Hinterhand, die investiert sein wollen. Da erscheinen Immobilien eben oft passend. Zumal ein Haus oder eine Gewerbehalle jeder zu verstehen glaubt.

Arbeitslosigkeit ist auch für Promis die größte Gefahr

Doch selbst wer als Promi solche Fehlinvestments umschiffen kann, ist vor dem Absturz nicht gefeit. Ingrid Steeger beispielsweise war nach „Klimbim“ viele Jahre mit ihren Kollegen aus der Serie auf Theatertournee. Doch dann wurden die Engagements weniger, und folglich auch die Einnahmen. Dafür hatte sie jedoch nie vorgesorgt.

Jeder Star erlebt normalerweise solche Phasen des Auf und Ab. Die Ausgaben jedoch pendeln nicht mit, sie bleiben meist oben. Eva Herman beispielsweise konnte ihren hohen Verpflichtungen nach eigener Aussage „jahrelang problemlos nachkommen, weil ich viel gearbeitet und viel Geld verdient habe“.

Dann jedoch veröffentlichte sie ihr umstrittenes Buch „Das Eva-Prinzip“, machte diverse unglückliche Äußerungen in der Öffentlichkeit und verlor schließlich ihren Job beim NDR. Damit waren die Einnahmen weg, die Verpflichtungen jedoch blieben.

Auch in dieser Hinsicht unterscheiden sich die Prominenten letztlich nicht vom Rest der Bevölkerung. Dem Überschuldungsreport des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) zufolge ist der Verlust der Arbeit auch unter Normalverdienern der häufigste Grund für den Sturz in die Schuldenfalle. Gefolgt von Scheidung und Krankheit als weitere wesentliche Ursachen.

Kein regelmäßiges Einkommen

Letzteres führt gerade bei Fußballprofis leider immer mal wieder zum verfrühten Ende der Karriere. Finanzberater Bernard versucht seinen Fußballern daher immer klarzumachen, dass sie sich jedes Haus kaufen können und dafür auch einen Kredit aufnehmen dürfen. „Sie müssen sich nur sicher sein, dass sie den Kredit bis Karriereende abbezahlt haben.“ Denn ob sie danach noch einen fünfstelligen Betrag für Zins und Tilgung aufbringen könnten, sei fraglich.

Kommen die üppigen Überweisungen des Bundesligisten nicht mehr, können sich selbst hohe Beträge auf dem Konto mit Blick auf die noch anstehenden 40 oder 50 Lebensjahre eines einstigen Profi-Fußballers schnell relativieren. „Mit zehn Millionen Euro ist man noch auf der sicheren Seite. Fünf Millionen sind schon recht wenig, um von den Zinseinnahmen leben zu können. Ein Festgeldkonto allein reicht da nicht mehr“, sagt Vermögensverwalter Bernard.

Zumal wenn man seinen Lebensstil aus der aktiven Zeit eins zu eins fortsetzen will – Nanny für die Kinder und Privatschule inklusive. Bernard rechnet vor: Bei vier Millionen Euro Jahresgehalt habe ein Spieler während seiner aktiven Zeit 160.000 Euro netto im Monat. „Wenn es dann plötzlich nur noch 10.000 Euro sind, kommen einige schnell ins Schleudern“, sagt er.

Ihre Eitelkeit ist oft die größte Gefahr für die Stars

Schließlich lassen sich viele Promis, und vor allem die neuen Stars, aber auch gerne bei ihrer Eitelkeit packen. Denn wo Geld ist, da sind schnell auch zwielichtige Geschäftemacher, und diese wissen genau, wie sie mit den Neureichen umgehen müssen. „Promis um den Finger zu wickeln ist sehr einfach“, sagt Anwalt Heinz Egerland.

Sie hofieren sie, erzählen etwas von Geheimtipps, von der nur die Elite der Gesellschaft erfahren darf, zu der sie ja jetzt gehören, und davon, dass sie in den Genuss kommen können, dem gemeinen Volk einen Schritt voraus zu sein.

Solche Fälle kennt auch Fußballer-Betreuer Bernard. Immer mal wieder komme es vor, dass selbsternannte Börsengurus gezielt den Kontakt zu Fußballern suchen. „Die veranstalten irgendwelche Abendessen, erzählen tolle Geschichten und zocken die Spieler dann mit kanadischen Minenaktien im Cent-Bereich ab“, sagt er.

Bei den großen Betrugsfällen mit Billigaktien der vergangenen Jahre seien immer auch Fußballer unter den Opfern gewesen. Doch auch hier waren sie nicht allein – Kleinsparer waren wieder genau so dabei, denn Eitelkeit und Gier kennen keine Gehaltsklasse.

Für manche bleibt am Ende nur noch das Dschungelcamp

So viel unterscheidet also Stars und Normalsterbliche gar nicht, wenn es ums finanzielle Scheitern und seine Ursachen geht. Die Sportler oder Bühnengrößen, die Privatinsolvenz anmelden müssen, stehen lediglich stärker im Fokus und müssen damit leben, womöglich an den Medienpranger gestellt zu werden.

Wobei manch prominent Gescheiterter genau dies in den vergangenen Jahren als eigenes Geschäftsmodell für sich entdeckte. Er meldete sich bei Fernsehformaten wie dem „Dschungelcamp“, aß Würmer, nahm Platz zwischen Riesenspinnen und pries das alles als bereichernde persönliche Erfahrung. Die Hauptsache war für ihn, er konnte sich durch die Gage zumindest teilweise finanziell sanieren.