In den 80er-Jahren machte sich Apple über IBM noch in Werbespots lustig. Jetzt drängen Tim Cook und Ginni Rometty mit gemeinsamen Produkten ins Firmengeschäft. Einer der Firmen dürfte das mehr nutzen.

Das hätte Steve Jobs nicht gefallen: Apple arbeitet im Geschäft der Mobilgeräte für Firmenkunden künftig mit IBM zusammen – der Firma, die der verstorbene Apple-Gründer Anfang der 80er-Jahre mit mittlerweile legendären Werbespots veräppelte und als „Big Brother“-Diktatur hinstellte.

Jobs-Nachfolger Tim Cook und IBM-Chefin Ginni Rometty verkündeten das gemeinsame Projekt am Dienstagabend in Apples Zentrale in Kalifornien.

Gemeinsam wollen die beiden IT-Firmen Apples iOS-Geräte und IBMs Cloud-Datenbanken sowie Business-Analysesoftware für Firmenkunden vermarkten. So wollen sie unter der Marke „MobileFirst for iOS“ etwa 100 Apps für iOS-Geräte auf Basis der IBM-Datenbanklösungen auf den Markt bringen, die passende Mobilplattform auf seinen Servern baut IBM als „MobileFirst platform for iOS“.

Den Hardware-Support des Geschäfts übernimmt Apple und richtet dazu in seiner Servicesparte eine neue Kategorie „AppleCare for enterprise“ ein.

Ideales Puzzle

Apple-Chef Tim Cook erklärte die künftige Zusammenarbeit als ideales Puzzle zwischen den Firmen: „Nichts überlappt sich, wir sind nicht im Wettbewerb miteinander – und gemeinsam schaffen wir etwas, das keiner von beiden hätte allein schaffen können.

IBMs Chefin Rometty sieht in Apple den idealen Hardwarepartner: „Sie sind der Goldstandard für Verbrauchergeräte.“

Apple ist bislang im Businessgeschäft nicht als aggressiver Vermarkter aufgefallen – zwar betont Chef Tim Cook bei fast jeder Quartalszahlenkonferenz, dass fast alle Firmen im US-Referenzindex Fortune 500 bereits iOS-Geräte nutzen.

Doch bislang waren es vor allem die Endnutzer in den Firmen, die Apples Geräte bereits privat besaßen und ihre IT-Departments mit Anfragen nach der Apfel-Hardware überzeugten. Weder hatte Apple bislang seine Marketinganstrengungen auf Großkunden konzentriert, noch hat der IT-Konzern bislang eine eigene Businesssoftware-Lösung in der Cloud, die Großkunden überzeugen könnte.

Angriff auf Microsoft

All das bringt IBM mit – Apple kann sich künftig auf die Macht der legendären IBM-Vertreterschar verlassen, die den Großkunden zuverlässig jede IBM-Neuheit als unverzichtbar verkauft. Über 100.000 Berater, Analysten, Außendienstler und Softwareentwickler verkaufen ab jetzt auch iOS-Geräte – Apple dürfte das einen erheblichen Wachstumssprung im Mobilgeschäft bescheren.

IBM wiederum hatte das Geschäft mit Smartphones nach einer ersten Frühgeburt eines Projektes in den 90er-Jahren nie aufgenommen und seine einst marktführende Laptop-Sparte 2004 an den chinesischen Hardwarespezialisten Lenovo verkauft.

Im vergangenen Jahr hatte IBM seine MobileFirst-Initiative gestartet, um das eigene Versprechen der intelligenten Businessanalyse auch mobil umsetzen zu können. Apple liefert nun die mobilen Endgeräte, die IBMs Milliardeninvestitionen in Datenbanktechnologie und Analysesoftware der letzen Jahre für die Firmennutzer im Alltag und Außeneinsatz erfahrbar machen.

Gemeinsam können die beiden ungleichen Partner gegen die Konkurrenz von Microsoft auf der einen und der Phalanx von Android-Geräten auf der anderen Seite antreten.

Apple positionierte sich gegen graue IBM-Unternehmenskultur

Für IBM ist Apple das ideale Gegenüber – die iOS-Geräte sind bei den Endkunden beliebt, Apple hat zudem keinerlei Ambitionen, im Software- und Servicegeschäft für Firmenkunden zum Konkurrenten zu werden.

Ob die Partnerschaft jedoch auch für Apple ideal ist, daran zweifeln die ersten Analysten: In den 80er-Jahren hatte sich Apple noch als Antidot gegen IBMs als grau und uniform wahrgenommene Unternehmenskultur positioniert.

Danach jedoch war Apple schon einmal eine Partnerschaft mit IBM eingegangen, um gegen Microsoft und seine PC-Partner zu bestehen. 1991 – Steve Jobs war gerade aus der eigenen Firma gedrängt worden – hatten Apple und IBM gemeinsam versucht, die PowerPC-Plattform als Alternative zur Intel-Microsoft-Welt zu etablieren. Sie scheiterten an unterschiedlichen Vorstellungen und langfristig nicht konkurrenzfähiger Hardware.

Als Jobs in die Firma zurückkehrte, kündigte er die Allianz auf und nutzte fortan Intel-Prozessoren für seine Macintosh-PCs. Ob Apples Service- und Endkunden-zentrierte Kultur mit IBMs in den vergangenen Jahren vielfach kritisierter Großkundenmentalität zusammengeht, bleibt abzuwarten.