Der Langstreckenspezialist aus Tangstedt benötigt für die 614 Kilometer lange Strecke von Oberwiesenthal am Fuße des Fichtelbergs nach Kap Arkona auf Rügen 20:14 Stunden – und die Polizei half ihm dabei...

Tangstedt. Mit kurzen Wegen gibt sich Radsportler Dirk Ehling zumindest in seiner Freizeit nicht ab. Im Gegenteil: Für den Tangstedter vom RSC Kattenberg können die Distanzen, die er auf seinem Rennrad absolviert, gar nicht lang genug sein. Dabei geht es dem 42-Jährigen in erster Linie gar nicht um die schnellste Zeit, sondern um das Erlebnis an sich.

Unter diesem Aspekt nahm Ehling zusammen mit 200 weiteren Radlern auch am 17. Fichkona Radmarathon über 614 Kilometer teil. Ausgangspunkt war das sächsische Oberwiesenthal, mit 912 Metern über Normalnull Deutschlands höchstgelegene Stadt am Fuße des Fichtelbergs. Die Route führte anschließend über Chemnitz, Grimma, Potsdam, Neubrandenburg und Stralsund bis nach Kap Arkona auf der Insel Rügen.

Die Vorgabezeit lag bei 24 Stunden, der Start erfolgte um 10 Uhr morgens. Gefahren wurde in fünf unterschiedlichen Gruppen. Dirk Ehling gesellte sich zu den schnelleren Radlern, die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 33 Stundenkilometern anvisierten. Begleitet und betreut wurden die insgesamt fünf Gruppen von jeweils zwei Autos. Ein Fahrzeug vorne und eins am Ende des Feldes hinten sorgten für die Sicherheit der Marathonis.

Die Tour folgte einem engen Zeitplan – 24 Stunden hatten die Teilnehmer des Fichkona-Marathons Zeit, um vom Start zum Ziel in Mecklenburg-Vorpommern zu gelangen. Städte wie Potsdam wurden ohne Stopp oder Halt an roten Ampeln durchfahren. Dafür hatte der Veranstalter eigens eine Polizei-Eskorte eingesetzt. Das „betreute Fahren“ in der Gruppe beeindruckte auch Dirk Ehling. „Die Durchfahrt von Potsdam hinter Polizeimotorrädern mit Blaulicht bei Tempo 45 erzeugte Gänsehautfeeling“, sagte Ehling.

Alle 80 bis 90 Kilometer hatten die Radsportler die Möglichkeit, an den Verpflegungsstellen ihre Vorräte wieder aufzufüllen. Die Pausen dauerten allerdings nie länger als zehn Minuten. Die ersten 150 Kilometer waren hügelig. Für Dirk Ehling, der bevorzugt in der Holsteinischen Schweiz trainiert, bedeutete diese Tatsache kein großes Problem.

Gefahren wurde auch nachts. Eine längere Pause war bei Kilometer 438 angesagt, um Rad und Sportler für die Dunkelheit fit zu machen. Energiedrinks und Kaffee waren als legales Doping zugelassen. Die Nachtfahrt durchs Mecklenburger Land verlief ruhig und ereignislos. Ein kurzes Gewitter schreckte die Fahrer nicht ab. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die Kühle des Fahrtwindes vertrieben zudem die aufkommende Müdigkeit. Um 4 Uhr morgens erreichten die Radler Stralsund. Auch hier wartete die Polizei schon und geleitete die Fichkona-Teilnehmer problemlos über die noch leeren Kreuzungen der Hansestadt.

Um 6:14 Uhr morgens erreichte Dirk Ehling schließlich nach 614 Kilometern das Ziel, den Leuchtturm am Kap Arkona auf Rügen. „Das war ein Wahnsinnsritt, unglaublich“, stellte der erschöpfte aber glückliche Tangstedter anschließend fest.