Das Luxushotel Schloss Elmau in Bayern wird im Juni 2015 Schauplatz der G7-Runde. Der Hausherr freut sich auf die Staats- und Regierungschefs

Wer zum Schloss Elmau fahren will und bei der Routensuche „Mautstraßen meiden“ ins Navigationssystem eintippt, wird schnell merken, welch wunderbar einsam gelegene Unterkunft er da besucht. Denn das noble Hotel in den bayerischen Voralpen ist auf den letzten Kilometern bislang nur über eine kleine Straße erreichbar, und für die Benutzung dieser verlangt die Gemeinde Krün vier Euro Wegezoll pro Auto. Allerdings könnte mancher die Holzhütte, an welcher der Obolus fällig wird, zuletzt übersehen haben, denn seit Wochen stehen am Wegesrand Bagger und aufgestapelte Baumaterialien herum. Es wird mit Hochdruck an neuen Wasser-, Gas- und Stromleitungen sowie dem Ausbau der Telekommunikation gearbeitet.

„Sie sollten nicht glauben, dass das jetzt und in diesem Ausmaß unbedingt nötig gewesen wäre“, sagt Schlossherr Dietmar Müller-Elmau, Eigentümer der bei Ruhe suchenden und zahlungskräftigen Gästen beliebten Fünf-Sterne-Superior-Hotelanlage. „Aber die Verantwortlichen möchten kein Risiko eingehen und planen alles doppelt.“

Müller-Elmau gießt sich einen Tee ein und erklärt dem Gast aus Norddeutschland, was hier seit Monaten für Arbeit und Gesprächsstoff sorgt: Deutschland ist im Juni 2015 Ausrichter des G7-Gipfels, und die Wahl fiel auf sein Hotel als Veranstaltungsort. Es werden sich hier also die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrieländer der Welt treffen.

Nicht nur für den Hotelbesitzer – er errichtet gerade einen neuen Hotelabschnitt mit elf identisch geschnittenen Luxussuiten – ist die hochkarätige Zusammenkunft ein Grund, Investitionen vorzuziehen. Mehr als 40 Millionen Euro lässt sich der Freistaat Bayern die Vorbereitungen des Gipfels kosten. 80 Millionen gar hat der Bund für sich kalkuliert. Da werden nun Forstwege, Straßen und Bahnhöfe ausgebaut, Digitalfunkmasten errichtet, ein Hubschrauberlandeplatz entsteht, Unterkünfte für 15.000 Polizisten müssen gefunden werden.

Die umliegenden Hotels und Pensionen werden viele der 3000 Delegationsmitglieder und 5000 Journalisten beherbergen, bis nach Garmisch-Partenkirchen und das österreichische Innsbruck wirft das Meeting bereits seine Schatten voraus. Und natürlich melden sich auch Kritiker, die sich echauffieren, dass durch den Massenauflauf die Region leide und ein solcher Aufwand doch gar nicht zeitgemäß sei. Man möge nur an den letzten Gipfel in Heiligendamm denken, der 2007 auch für negative Schlagzeilen sorgte. Müller-Elmau weiß natürlich, dass der Polit-Gipfel jede Menge Aufmerksamkeit auf sein Haus zieht – was ihm aber ganz recht ist. Klappt alles, ist das nämlich eine unbezahlbare Werbung.

Dass die Bundesregierung überhaupt auf die Idee kommen konnte, eines Tages die wichtigsten Staatenlenker der Welt nach Elmau einzuladen, liegt daran, dass sich der ehemalige Software-Unternehmer 1997 breitschlagen ließ, den seinerzeit doch schon etwas maroden Familienbetrieb zu übernehmen. Natürlich war die Lage des Hotels damals schon so spektakulär wie heute, es fehlte jedoch an Kraft, Geld und Ideen, um das Refugium erfolgreich ins 21.Jahrhundert zu transformieren.

Errichtet worden war das Haus, so steht es in der Chronik von Schloss Elmau, in den Jahren 1914 bis 1916 von dem kulturprotestantischen und zivilisationskritischen Theologen und Philosophen Dr. Johannes Müller – finanziell unterstützt von Elsa Gräfin von Waldersee – als „Freiraum des persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens“ für seine Verehrer und Mitstreiter. Es gab Lesungen, Konzerte, Tanzabende und viele Streifzüge durch die Natur. Nach NS-Zeit und Weltkrieg begannen die Erben Müllers 1951 damit, Schloss Elmau zu einem Treffpunkt renommierter Kammermusiker zu machen, obwohl sie erst 1961 den Nachlass endgültig zugesprochen bekamen.

Einen radikalen Schnitt brachte dann im Jahr 2005 ein verheerender Großbrand. Zwar kam dabei niemand körperlich zu Schaden, doch das Hotel wurde zu zwei Dritteln zerstört. Für Dietmar Müller-Elmau hätte das ein Grund sein können, alles hinzuwerfen – doch er entschied sich für das Gegenteil und sanierte so aufwendig, dass 2007 das neue Luxury Spa & Cultural Hideway mit 123 Zimmern, vier getrennten Spa-Bereichen und mehreren Restaurants eröffnen konnte.

Im Jahr 2012 wurde Müller-Elmau zum „Hotelier des Jahres“ gekürt. Angst hat der 59-Jährige vor dem Gipfel nicht, und er fürchtet auch nicht, dass der Trubel seinem Haus oder der Umgebung schadet: „Hier wird keine Natur zerstört. Es muss auch nichts im Hotel verändert werden.“