Stadt will in Lokstedt den ersten vierstöckigen Gewerbehof für Handwerker bauen

Ein ganzes Haus für Bäcker, Kfz-Mechaniker, Metallbauer, Goldschmiede, Glaser und viele andere Betriebe: Die Meistermeile, der geplante Handwerkerhof in unmittelbarer Nähe der Automeile Nedderfeld in Lokstedt, nimmt nach langer Vorbereitungszeit konkrete Formen an. Bis zum Jahr 2017 soll das neue Gebäude am Offakamp fertiggestellt werden und Platz für bis zu 70 Betriebe mit 400 Beschäftigten bieten, wie Vertreter der Handwerkskammer und des Senats im Rathaus erläuterten. Vorbild ist ein vergleichbares Projekt in München.

„Die traditionelle Hinterhofwerkstatt ist in der Hansestadt vom Aussterben bedroht“, sagt Kammerpräsident Josef Katzer, der sich schon seit Jahren für das Projekt starkmacht. „Immer mehr Betriebe werden wegen zu hoher Mieten und Konflikten mit der Nachbarschaft aus ihren angestammten Räumen verdrängt.“ Daher sei es wichtig, den Firmen eine moderne und bezahlbare Alternative anzubieten. Sonst drohe eine Abwanderung ins Umland.

Nach den Worten von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) haben sich die Planer angesichts der Flächenknappheit in der Stadt ganz bewusst dazu entschieden, den neuen Gewerbehof nicht wie sonst üblich in die Breite, sondern in die Höhe zu bauen. „Wenn das Angebot an Flächen geringer wird, ist eine kluge Nutzung vorhandener Flächen umso wichtiger“, so der Bürgermeister.

Auf insgesamt vier Stockwerken sollen Unternehmen am Offakamp Flächen zwischen 50 und 500 Quadratmetern anmieten und nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können. Vier große Lastenaufzüge, die theoretisch sogar einen Lkw befördern könnten, verstärkte Geschossdecken und eine gute Schalldämmung sollen dafür sorgen, dass vor allem produzierende Betriebe in der Meistermeile optimale Arbeitsbedingungen vorfinden. Darüber hinaus sind eine Tiefgarage mit 140 Stellplätzen sowie oberirdische Parkplätze für Lkw und Pkw vorgesehen.

Die Mietpreise werden mit durchschnittlich acht Euro pro Quadratmeter vergleichsweise niedrig liegen, im innerstädtischen Bereich müssen Betriebe deutlich mehr bezahlen. Zu erreichen ist dieses Angebot allerdings nur durch Subventionen vonseiten der Stadt. Laut Wirtschaftssenator Frank Horch werden die veranschlagten Investitionskosten von 50 Millionen Euro für Bau und Erschließung durch die Mieten nicht wieder erwirtschaftet werden können. Man rechne daher mit Zuschüssen in Höhe von 30Millionen Euro. Diese Zuschüsse sind aktuell noch nicht im Haushalt der Stadt enthalten. Das genaue Finanzierungsmodell werde jetzt zwischen den Behörden abgestimmt und voraussichtlich Mitte bis Ende 2015 dem Senat und der Bürgerschaft vorgestellt, heißt es aus der Wirtschaftsbehörde.

Planung und Betrieb der Meistermeile soll die städtische Sprinkenhof GmbH übernehmen. Als Architekten haben die Hamburger die bogevischs buero architekten & stadtplaner gmbh engagiert, die schon ein vergleichbares Projekt in München realisiert hat. Im dortigen Gewerbehof im Stadtteil Laim arbeiten bereits seit 2011 Tischler, Teppichdesigner, Eishersteller, Motorradfirmen und viele andere Unternehmen unter einem Dach. Insgesamt gibt es in der bayrischen Landeshauptstadt neun Gewerbehöfe, die überwiegend nach dem gleichen Prinzip funktionieren und gut ausgelastet sind. Die Hamburger Meistermeile steht allerdings noch unter einem wichtigen Vorbehalt. Um am Ende nicht auf einer Investitionsruine sitzen zu bleiben, wird mit dem Bau des Gewerbehofs erst begonnen, wenn die Handwerkskammer eine Vorvermietungsquote von 80 Prozent nachweisen kann. „Angesichts der Flächenknappheit und der großen Attraktivität des Gebäudes sind wir sehr zuversichtlich, dieses Ziel schon bald erreichen zu können“, sagt Katzer. Erste konkrete Gespräche mit Interessenten gebe es bereits. Aus seiner Sicht ist der Gewerbehof wegen seiner Nähe zur Automeile besonders für Firmen aus dem Kfz-Bereich interessant.

Die traditionelle Hinterhofwerkstatt ist vom Aussterbenbedroht.