In Stellingen ist Deutschlands erster Trampolinpark eröffnet worden. Eine Idee aus den USA

Daniel Schmidt taucht in das Tuch des Trampolins ein, stemmt sich nach oben und legt einen Rückwärtssalto in die Luft. Es folgen Nummer zwei, drei und so weiter. Der 23-Jährige ist ein Meister seines Faches, genau genommen sogar 18-facher deutscher Meister im Trampolinspringen und zweifacher Europameister.

Normalerweise schraubt er sich in der Trainingshalle des Bramfelder SV in die Höhe. Diesmal trotzt er der Schwerkraft im Jump House. In der alten Tennishalle an der Kieler Straße entstand der erste Hallentrampolinpark in Deutschland. Er wurde jetzt eröffnet.

„Das macht richtig viel Spaß, alle meine Teamkameraden sind begeistert von der Anlage“, sagt Schmidt und hofft, dass seine Randsportart damit einen Popularitätsschub erfährt. Auch im Hinblick auf eine mögliche neue Olympia-Bewerbung Hamburgs findet er es „schön, dass Geld in den Sport insgesamt fließt“.

Das Geld für das Jump House hat Till Walz zusammengebracht. Der 41-Jährige ist Gründer und Chef des Unternehmens. Eine siebenstellige Summe investierte er aus seinem Eigenkapital und von privaten Geldgebern in die Geräte, die in drei 40-Fuß-Containern aus den USA kamen und von den dortigen Sicherheitsbehörden geprüft seien. Zusammen mit seinen Mitarbeitern bewegte er 23,5 Tonnen Stahl, montierte 10.500 Sprungfedern und baute 69 Trampoline auf. Mit 1100 Quadratmetern ist rund die Hälfte der Grundfläche zu einer Sprunglandschaft geworden. „Ob jung oder alt, klein oder groß, dick oder dünn – jeder kann Trampolinspringen“, sagt Walz. Seine Zielgruppe liege vor allem bei den 14- bis 39-Jährigen, aber auch „Fünf- bis 13-Jährige können wir super bespielen“.

Vor fünf Jahren sah Walz zum ersten Mal einen Indoor-Trampolinpark. Er arbeitete damals als Merchandisingleiter für RTL Disney und den Fernsehsender Super RTL, war viel in den USA unterwegs und sammelte Eindrücke bei Unternehmen aus der Spaß- und Freizeitbranche. In einem großen Park in Las Vegas hüpften die Amerikaner um ihn herum. „Ich stand da mit offenem Mund und war begeistert.“ Die Idee war geboren, das Konzept auf Deutschland zu übertragen. Im Juni 2013 fasste er schließlich den Entschluss, seine Pläne umzusetzen. Rund 35 Parks schaute er sich an, die meisten davon in den USA. Dort steht die Wiege des Konzepts. Mehr als 200 Hallentrampolinparks gibt es dort. In Europa gibt es zwischen acht bis zehn, darunter eine deutlich kleinere Halle in Dortmund. Auf seinen Reisen fragte er Besucher, was sie wollen, und Betreiber, wie die Geschäfte laufen. Er hörte viele Erfolgsgeschichten. „Die Amerikaner waren stolz wie Oscar und haben die Bücher aufgemacht“, war der Betriebswirt von der Offenheit überrascht.

Walz hingegen gibt sich bei seiner Kalkulation zugeknöpft. Maximal 100 Springer könnten pro Stunde in seiner Halle durch die Luft fliegen. Natürlich hofft er auf einen großen Zuspruch. Wie hoch die Auslastung sein müsse, um schwarze Zahlen zu schreiben, sagt er aber nicht. „Wir haben sehr konservativ geplant. Das Thema braucht Zeit. Wir erwarten nicht, dass uns die Leute sofort die Tür einrennen.“ Schließlich sei es immer schwierig, ein amerikanisches Konzept auf den deutschen Markt zu übertragen.

Zwölf Euro pro Stunde kostet das Hüpfen. Einmalig kommen zwei Euro für die Antirutschsocken hinzu. Bis zu 1000 Kilokalorien könne man in 60 Minuten verbrennen. „Trampolinspringen ist ein Work-out für den ganzen Körper, für fast alle Muskelpartien und ein ideales Ausdauertraining“, sagt Walz. In den USA sei die Rate bei Verletzungen relativ gering. Um das auch im Jump House zu gewährleisten, lege er Wert auf die Sicherheit.

Vier unterschiedliche Trampolinbereiche gibt es in der Halle. An den Basketballkörben können die Kunden Dunkings machen wie Michael „Air“ Jordan in seinen besten Tagen. Hobbyturner fallen in der Sprungarena nach Salti und Schrauben in ein Meer aus 6500 Schaumstoffwürfeln. Der Klassiker Völkerball sorgt für Spaß in der Gamearena. Und auf dem Hauptfeld können die Sportler je nach Laune hoch und quer hüpfen – denn es gibt auch 14 Wandtrampoline.

„Auf jedem Feld wird es eine Sprungaufsicht geben, auf dem Hauptfeld bis zu drei“, sagt Walz, der 35 Mitarbeiter beschäftigt, davon vier Vollzeitkräfte. „Wichtig ist die Aufforderung an die Sportler: ,Übertreibt nichts!‘“

Seiner Geschäftsidee traut Walz langfristig auch eine Expansion zu. Den Standort in Stellingen, den er für mehrere Jahre mietete, hält er für ideal. Die Bushaltestelle Wördemanns Weg liegt direkt vor der Haustür, Kunden aus dem Umland können über die nahe Autobahn 7 schnell anreisen. Die Konkurrenz wie die benachbarte Fußballhalle Soccer in Hamburg und den auf der anderen Straßenseite liegenden Indoorspielplatz Rabatzz sowie die Minigolfanlage Schwarzlichtviertel fürchtet er nicht. Walz: „Hier entwickelt sich eine kleine Entertainment-Hochburg.“

Jump House, Kieler Straße 572, Mo-Do 13-21 Uhr, Fr 11-23 Uhr, Sa 9-23 Uhr, So 9-21 Uhr

Ob jung oder alt, klein oder groß, dick oder dünn – jeder kann Trampolinspringen.