Der Deutsche Hockey-Bund hat zum Start der Hallen-Bundesliga das vom Weltverband eingeführte Spielsystem wieder abgeschafft

Hamburg. Mit großen Hoffnungen für die Zukunft des Hockeysports hatte der Weltverband FIH im vergangenen Herbst ein neues Spielsystem für die Halle eingeführt. Attraktiver sollte das rasante Spiel mit dem Krummstock werden, mehr Tore sollten fallen und die technischen Fertigkeiten der Akteure sollten besser zur Geltung gebracht werden, und zwar dadurch, dass man die Zahl der Spieler pro Team von sechs auf fünf reduzierte. Hockey 5, so hieß es, könne dem Verband einen Zuwachs an Mitgliedsländern ermöglichen. Das neue Spielsystem sei das Faustpfand für ein Fortbestehen als olympischer Sport, da das Internationale Olympische Komitee auf eine Kleinfeldvariante gedrängt habe. So weit – so schlecht.

Wenn an diesem Freitag die Herren-Bundesliga in die Saison 2014/15 startet (siehe Infokasten links), dann ist in Deutschland Hockey 5 schon wieder Geschichte. Nach verheerenden Reaktionen seitens der Spieler, Trainer, Vereinsverantwortlichen und Fans hatte sich der Deutsche Hockey-Bund (DHB) entschieden, zum alten System mit fünf Feldspielern plus Torhüter zurückzukehren. Dies war möglich, da die FIH die vergangene Saison als Testphase deklariert hatte. „Wir konnten unsere Entscheidung, zu Hockey 6 zurückzukehren, dank unserer umfangreichen Umfrageergebnisse mit Argumenten untermauern“, sagt DHB-Sportdirektor Heino Knuf. Zwar sei der Weltverband über die Entscheidung der wichtigsten Hallenhockeynation der Welt nicht gerade erfreut gewesen. „Aber“, so Knuf weiter, „man hat unsere Einwände verstanden und offiziell abgesegnet. Wir müssen weder Sanktionen noch Einschränkungen befürchten.“

Nachdem viele andere im Hallenhockey aktive Nationen abgewartet hatten, wie sich der deutsche Verband positionieren würde, hat nun lediglich noch Belgien den Weg zurück zum alten System gewählt. Alle anderen, auch die Erzrivalen aus den Niederlanden, bleiben bei Hockey 5, das weiterhin bei allen internationalen Hallenturnieren zur Anwendung kommen wird und ab sofort Hockey Global heißen soll. „Die FIH wollte weder zurück zum alten System noch ein drittes Format anerkennen“, sagt Knuf. Damit entsteht die kuriose Situation, dass bei der WM in Leipzig Anfang Februar ausgerechnet die gastgebenden Titelverteidiger-Teams mit einem Spielsystem klarkommen müssen, das sie aus der Liga nicht gewohnt sind. „Das ist sicherlich eine kuriose Situation“, räumt Knuf ein.

Während in der Bundesliga einhellig der Mut des DHB, sich gegen die Weltverbandsweisung zu stellen, gelobt wird, ist der 53-Jährige zwiegespalten im Hinblick auf die WM-Ausrichtung. „Ich denke schon, dass das ein klarer Nachteil für unsere Mannschaften ist“, sagt er. Mit einem Trainingslager, das der DHB aus Sondermitteln finanziert, soll ein Stück weit Abhilfe geschaffen werden, damit sich die Auswahlteams einspielen können. „Zudem sind unsere Nationalspieler gut genug ausgebildet, um sich relativ schnell umzustellen.“

Dass die Qualität der Ausbildung, für die das Hallenhockey eine immens wichtige Rolle spielt, auch weiterhin im Vordergrund steht, unterstreicht ein weiterer Fakt, auf den der DHB in dieser Saison Wert gelegt hat. Damit die Auswahlakteure möglichst oft für ihre Clubs aktiv werden können, hat man die Hallenspielzeit terminlich stark entzerrt. Damenteams, deren Beste vom 29. November bis 7. Dezember in Mendoza (Argentinien) bei der Champions Trophy aktiv sind, starten erst im Anschluss daran in die Saison. Herrenteams mit vielen Nationalspielern unterbrechen ihre Hallensaison im Dezember, da vom 6. bis 14. Dezember die deutschen Herren in Indien die Champions Trophy spielen. „Wir wollen mit unseren Clubs den größtmöglichen gemeinsamen Nenner finden“, sagt Knuf. Die Rückkehr zum alten System ist dafür der beste Beleg.