Die Zuverlässigkeit ist eine Eigenschaft, die man an Filmemachern schätzt, aber nicht in verdientem Maße bewundert. Es ist keine Selbstverständlichkeit, immer dann zur Stelle zu sein, wenn man gebraucht wird. Die Wechselfälle des Filmgeschäfts stehen dagegen. Umso heroischer ist es, wie die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne ihr Werk in Angriff nehmen.

Auch mit ihrem neuen Film sind sie zur Stelle, um die Verheerungen des Neoliberalismus aufzuzeigen. In „Zwei Tage, eine Nacht“ wird ein zynisches ökonomisches Diktat sichtbar, das Angestellte als reinen Kostenfaktor betrachtet, das Angst schürt und Solidarität zu zerstören sucht. Sandra (Marion Cotillard) arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen, als sie wegen Depressionen krank geschrieben wurde. Damit sie wiedereingestellt werden kann, müssten ihre Kollegen auf ihren jährlichen Bonus von 1000 Euro verzichten. Bei einer ersten Abstimmung sprach sich die Mehrheit der Belegschaft dagegen aus. Der Chef gibt Sandra bis zum Montagmorgen Zeit, um ihre Kollegen umzustimmen. Auf ihr lastet der unerträgliche Druck, ihren Kollegen nun als Bittstellerin entgegenzutreten, obwohl sie weiß, dass keiner von ihnen auf das Geld verzichten kann.

„Zwei Tage, eine Nacht“ Frankreich/Belgien/Italien 2014, 95 Min., ab 6 J., R: Jean-Pierre und Luc Dardenne, D: Marion Cotillard, Fabrizio Rongione, Catherine Salée, täglich im 3001-Kino (OmU), Holi; www.zweitage-einenacht.de