Beton bröckelt, Wasserrohre undicht – das Abendblatt machte einen Rundgang durch die Hauptgebäude

Erst neulich ist ihm ein Stück Beton auf den Tisch geknallt. Altersschwach zermürbt, zack, zerbröselt am Zahn der Zeit. Kann ja mal passieren bei einem Haus, das einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, dessen Rohre regelmäßig lecken und dessen Außenmauern seit Langem eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.

Der Entomologe Kai Schütte kennt das schon. Die von ihm betreute Sammlung wertvoller Insekten ist alles, aber nicht sicher. Weil die Balkone bröckeln, werden Besucher am Martin-Luther-King-Platz mit einem Bauzaun vor dem maroden Gebäude des Zoologischen Instituts geschützt. Und innen sieht es nicht viel besser aus.

Vielleicht hat Hamburgs Uni-Präsident Dieter Lenzen an die Zoologie gedacht, als er kürzlich das Gleichnis von den „Ruinen, die sich Universität nennen“ bemühte. Denn wie viele Gebäude der Universität gibt sich auch der Gebäudekomplex nahe der Bundesstraße keine Mühe, seinen Substanzverlust zu verbergen. Es herrsche akuter Sanierungsstau, sagt Dieter Lenzen, 630 Millionen Euro, die geplanten und teilfinanzierten Neubauten am naturwissenschaftlichen Campus noch nicht eingerechnet. Rund um die Zoologie passiert nämlich etwas. Der MIN-Campus wird großflächig mit schönen neuen Bauten geplant, mehr als 300Millionen Euro werden investiert, sogar das Geomatikum, für viele der Inbegriff des Schreckens, wird saniert. Erst in der Vorwoche wurde verkündet, dass Hamburg wieder ein Naturkundliches Museum bekommen soll.

Ein paar Meter weiter dagegen, am Von-Melle-Park im Grindelviertel, dem Hauptcampus, ist noch nichts geplant. Martin Hecht, Kanzler der Universität, Vincent Orth, Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), und Michael Hinz, Leiter des Gebäudemanagements, arbeiten jedenfalls ein straffes Programm ab, um zu zeigen, wo die Schwachstellen liegen.

Zusammengefasst sei ein Großteil der Universitätsgebäude in einem baulich mangelhaften Zustand und entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen. „Ich gehe davon aus, dass 60 Prozent der Gebäude Sanierungsfälle sind“, sagt Michael Hinz. Er ist der Herr über 280.000 Quadratmeter universitäre Nutzfläche. Nur wenige Gebäude seien in den Vorjahren in den Genuss von Modernisierungen und Instandsetzungen gekommen. „Im Grunde müssten wir zehn bis 15 Jahre konsequent durchsanieren“, sagt Kanzler Hecht. Bestes Beispiel sei der Philosophenturm (VMP6), mit 52 Meter das höchste Gebäude im Von-Melle-Park. Vieles wirkt provisorisch. Offene Decken, Baustellenschilder sperren den Bereich für die Öffentlichkeit. Kanzler Martin Hecht sieht die Uni in der Bringschuld gegenüber den Studierenden: „Wir befinden uns in einem Wettkampf mit anderen Universitäten. Dazu gehört auch, eine gewisse Aufenthaltsqualität zu bieten.“