Am Gymnasium Meiendorf funktioniert vieles nur durch die freiwillige Mitarbeit von Müttern und Vätern

Ohne Elternhilfe läuft an den Schulen nicht mehr viel: Sie schmieren Brötchen und kochen, sie lesen Schülern vor und sind zur Stelle, wenn die Lehrer Unterstützung bei Ausflügen benötigen. Sie machen das alles freiwillig, und sie machen es gern. Doch mit der zunehmenden Berufstätigkeit geht die Elternbeteiligung zurück. Elternverbände fordern die Schulleitungen auf, Aufgaben nicht auf Mütter und Väter abzuwälzen, sondern Engpässe an die Behörde zu melden.

Ohne Elternaktivität, sagt Marie-Luise Brauns-Garde, gäbe es kein Mittagessen, das in der Schule frisch gekocht würde. Die Leiterin des Gymnasiums Meiendorf kann stolz sein auf „ihre“ Kochmütter: Seit 1975 schon bereiten diese das Mittagessen für die Schüler zu. Momentan sind es 100 Mütter und Großmütter, die im 14-tägigen Wechsel Brötchen und Sandwiches schmieren und das Mittagessen für 120 bis 200 Schüler kochen.

Freiwillig, weil sie finden, dass es einfach besser schmeckt als das Essen vom Caterer. Günstiger ist es außerdem.

Längst nicht alle der mehr als 900 Schüler am Gymnasium essen täglich in der Schule, sonst wäre das auch nicht zu leisten. „Wir haben das Glück, dass wir Eltern haben, die nicht berufstätig sind und die sich engagieren, damit die Berufstätigen arbeiten können“, sagt Frau Brauns-Garde. An ihrem Gymnasium sind rund 200 Eltern in Projekten wie der Kochgruppe, der Mittelstufen-AG, in der Hausaufgabenhilfe oder im Elternrat aktiv.

Kurzzeitig stand die Produktionsküche allerdings vor dem Aus, weil sich nicht genügend Freiwillige gefunden haben. Christine Schröder, Leiterin der Kochgruppe, konnte dann doch andere Eltern motivieren, und das, obwohl es ein harter Job in der Küche ist. Es ist aber auch eine schöne Aufgabe. „Wir haben alle die Chance, vor Ort zu sein. Am Schulleben teilzuhaben“, sagt „Kochmutter“ Angelika Pflesser.

Doch es wird zunehmend schwierig, Eltern für diese Form der Mitarbeit zu mobilisieren, weil die meisten dafür am Vormittag gar keine Zeit haben. „Der Rückgang des Elternengagements ist eine Folge der gesellschaftlichen Entwicklungen. Der Anteil doppelt berufstätiger Eltern steigt, der Anteil Alleinerziehender steigt, somit haben Eltern heute weniger Zeit als früher“, sagt Gerrit Petrich von der Elternkammer. Eine dauerhafte Lösung sei die Elternhilfe ohnehin nicht in allen Fällen. Beispiel: die Begleitung zum Schulschwimmen in den dritten und vierten Klassen. Gern greifen Schulleitungen auf Eltern als Begleitpersonen zurück. „Das Schwimmen ist aber Bestandteil des regulären Unterrichts. Somit liegt die Verantwortung der Durchführung bei der Schulbehörde. Die Eltern können dabei nur unterstützend mitwirken“, sagt Petrich. Eine dauerhafte Lösung kann nur in einer Mittelzuweisung durch die Behörde erfolgen. Denn: Fallen Eltern aus, bestehe beim jetzigen Konzept die Gefahr des Unterrichtsausfalls.

Leicht kann das Elternengagement auch ausgenutzt werden. „Die Schulbehörde setzt – wie auch andere Behörden – zu sehr auf ehrenamtliches Engagement der Eltern“, kritisiert Stefanie von Berg, bildungspolitische Sprecherin der Grünen in der Bürgerschaft. „Die Ressourcen für die Schulen sind – gemessen an den Aufgaben, die sie zu bewältigen haben – sehr knapp.“ Die Eltern hätten diesen Notstand erkannt und helfen, wo sie können. „Die Ganztagsschule wurde aber auch eingeführt, um den Eltern Zeit für ihre Berufstätigkeit zu geben, nicht um sie tagsüber als Hilfskräfte in der Schule einzubinden.“