Hamburger Airbus-Mitarbeiter entwickeln das „intelligente“ Gepäckstück, dessen Weg mit dem Smartphone verfolgt werden kann

Es ist der Albtraum jedes Flugpassagiers: Jede Stunde gehen im weltweiten Luftverkehr 3000 Koffer verloren. Doch auch für die Fluggesellschaften ist dies mehr als ein Ärgernis, denn die Suche nach Gepäckstücken und deren Nachsendung kosten sie jährlich mehr als zwei Milliarden Euro. Jan Reh, Innovationsmanager bei Airbus in Hamburg, arbeitet daran, dieses Problem zu lösen. Zusammen mit seinem Kollegen Peter Pirklbauer entwickelt er den Koffer, der nicht mehr verloren gehen kann. Prototypen gibt es bereits. „Man kann diesen Koffer weltweit orten und sich die Position auf dem Smartphone anzeigen lassen“, sagt Reh.

Aber der dunkelgraue Rollkoffer, der sich äußerlich nur durch ein unauffälliges LCD-Anzeigefeld neben dem Griff von einem herkömmlichen Modell des Kölner Herstellers Rimowa unterscheidet, kann noch mehr: „Man kann ihn von einem Paketdienst zu Hause abholen lassen und auf die Reise bis in das Hotel am Zielort schicken“, sagt Reh. Über den Strichcode im Anzeigefeld, das die Funktion des heutigen Gepäckanhängers aus Papier übernimmt, ordnet das Personal am Flughafen das Gepäckstück dem gebuchten Flug zu. Sollte der Koffer im Reiseverlauf doch im falschen Flugzeug gelandet sein, kann der Besitzer aus der Ferne auf das Anzeigefeld zugreifen und das Gepäck so wieder auf den richtigen Weg schicken.

„Uns geht es um ein völlig neues Reiseerlebnis“, erklärt der frühere „Jugend forscht“-Bundessieger. Den Ausgangspunkt des Koffer-Projekts bildete die Überlegung, wie man mittels der Fähigkeiten von Smartphones das Reisen angenehmer machen kann.

Der „intelligente Koffer“ wird zusammen mit Rimowa und T-Systems entwickelt. Bei der Entwicklung von „Bag2Go“ habe man darauf geachtet, nur Technik zu verwenden, die nicht den Aufbau einer neuen Infrastruktur erfordert, sondern vorhandene Einrichtungen etwa an den Flughäfen nutzt, sagt Reh.

Bevor der Koffer voraussichtlich noch vor Jahresende 2015 auf den Markt kommt, startet um die Mitte des Jahres ein Praxistest mit 50 bis 100 Nutzern. Zu dem angepeilten Preis des Produkts will er sich noch nicht äußern. Nach früheren Angaben anderer Projektbeteiligter dürfte der Bag2Go-Koffer um bis zu 20 Prozent teurer sein als ein regulärer Rimowa-Koffer vergleichbarer Art und Größe, der rund 540 Euro kostet. Hinzu kommen Gebühren des Mobilfunkbetreibers.

„Wir wenden uns an Personen, die einen erheblichen Teil ihres Lebens in der Luft verbringen.“ Dass man seit Jahren bei den Passagieren den Trend beobachten kann, das Gepäck nicht aufzugeben, sondern möglichst mit in die Kabine zu nehmen, ist Reh durchaus bewusst: „Die Leute tun das, weil sie Angst haben, der Koffer könnte verloren gehen. Außerdem wollen sie nicht am Gepäckband warten, ohne zu wissen, wie lange es dort noch dauern kann.“

Beide Beweggründe würden durch Bag2Go aber entfallen. Ohne allzu großen Aufwand könnten Flughäfen die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, dem Fluggast eine Mitteilung auf das Smartphone zu schicken, die ihm die Wartezeit bis zur Ankunft des Koffers auf dem Gepäckband angibt.