Einen Monat nach Eröffnung des Einkaufszentrums steht fest: Kunden nehmen Mischung aus Supermärkten und kleinen Ständen an

Der Charme der Rindermarkthalle St. Pauli ist rau und edel: außen Backsteinfassade, innen roher Stahl und Holz, ein Fußboden aus Industrie-Estrich, nackte Wände und Lüftungsrohre unter der Decke. Vor einem Monat ist die Markthalle eröffnet worden, zunächst als reines Einkaufszentrum. Doch nach Einzug der übrigen Mieter ins Obergeschoss wird sie ihre Funktion als Stadtteilzentrum aufnehmen: etwa mit einer Näh- und einer Kung-Fu-Schule, einem Stadtteiltheater und einer Street Art School.

Die Rindermarkthalle soll neben der Nahversorgung auch der Vielfalt und Internationalität des Viertels gerecht werden. Am Angebot der Marktstände ist das schon deutlich zu merken. Neben Obst und Gemüse, Fleisch, Wurst, Käse und Brot gibt es persische Süßigkeiten und türkisches Baklava, Rosenwasser und Granatapfelsirup, Tees und Gewürze aus aller Welt. Außerdem können Besucher hier japanische Maki (gefüllte Reisrollen), italienische Pizza, spanische Tapas, mediterrane Vorspeisen, indische Currys, belegte Brote, Quiches, Wokgerichte und Fischbrötchen essen. Sogar Hauptmieter Edeka, dessen Supermarkt über die Größe mehrerer Tennisplätze verfügt, bietet internationale Feinkost an.

„Die meisten Kunden kommen aus dem Stadtteil, mit dem Fahrrad oder zu Fuß“, sagt Projektentwickler Torsten Hönisch. Das Feedback der Händler sei gut: „Manche haben sogar schon Stammkundschaft, die nach der Arbeit noch auf ein Glas Wein und ein kleines Abendessen vorbeikommen.“ Auch mittags kämen viele, die in der Umgebung arbeiten. Ansonsten sei die Kundschaft sozial gemischt. „Es ist uns gelungen, mit unserem Nutzungsmix eine breite Zielgruppe anzusprechen“, sagt Hönisch. Tatsächlich schlendern Mütter mit Kinderwagen und Männer im Business-Dress, Senioren mit und ohne Rollator, Frauen mit schwarzen Kopftüchern, Menschen mit Aldi-Einkaufswagen und andere mit Tüten vom Feinkostgeschäft durch die Gänge.

Fast alle sind begeistert. „Die Markthalle sieht toll aus, das Angebot ist vielfältig, die Preise normal“, finden Anke und Helmut Salewski, die „aus Neugierde“ aus Geesthacht angereist sind. Auch Franziska Neumann und Markus Mütz aus Winterhude sind zum ersten Mal hier. „Es gefällt uns gut“, sagen sie. „Die vielen kleinen Stände abzuklappern macht Spaß. Man kann nur hoffen, dass sich das Konzept für alle Händler bewährt.“ Darüber macht sich auch Schanzen-Bewohnerin Gabi Stuckardt Gedanken. „Das Angebot ist fast schon zu groß. Wer soll das alles kaufen?“, fragt sie. Dennoch komme sie gerne zum Einkaufen hierher. „Es ist eine tolle Location, und ich finde es gut, dass es hier alles an einem Ort gibt.“ Beeindruckt von der Rindermarkthalle sind auch Gerda Peters und Ingeborg von der Thüsn aus Bergedorf. „Wirklich sehr schön“, sei das Einkaufszentrum, „aber im Vergleich zu Bergedorf teurer“.

Noch ist nicht alles ganz fertig. Die drei von außen zugängliche Läden etwa stehen noch leer; hier sollen jedoch Ende Oktober ein Brauhaus, ein Asiate und eine Kaffee-Rösterei einziehen. Für letztere hat Einzelhändler Axel Brügmann, der im Dammtor-Bahnhof ein Feinkostgeschäft betreibt, eigens ein neues Konzept entwickelt.

Auch Bäckerei-Betreiber Thorsten Knoop hat für die Rindermarkthalle Neuland beschritten. An seinem Stand „Brot und Stulle“ wird Brot frisch gebacken, aufgeschnitten und lecker belegt.

Der asphaltierte Vorplatz, auf dem Märkte, Stadtteilfeste und Basare stattfinden sollen, ist im Gegensatz zum Innern der Markthalle noch sehr öde. Um ihn zu beleben, so Torsten Hönisch, könne man über eine mobile Form des „urban gardenings“ nachdenken.

Eigentlich sollte die Rindermarkthalle schon im März eröffnet werden. Wegen ihrer Baufälligkeit und damit verbundenen Schwierigkeiten und Abstimmungsproblemen zwischen den einzelnen Gewerken hatte sich die Eröffnung auf Mitte September verschoben.