Lange stand die Ritterburg leer. Jetzt wollen die Besitzer den Bau beleben

Dornröschen ist aus Stein und steht in Poppenbüttel. Noch immer ziemlich zugewachsen, thront sie auf dem Henneberg, mit neuem Holzofen im Rittersaal und freigelegten Zinnen rund um den eher niedlichen Wehrgang. Miriam und Jan Helge Hager haben sie frei geschnitten und wachgeküsst, die kleine, 1887 erbaute Ritterburg an der Poppenbütteler Schleuse. Zwei Konzerte markierten den Start ins neue Leben.

Die neuen Burgherren begrüßten ihre Gäste mit Sekt, Plaudereien und Knabberzeug im Freien und ließen sie im wohlig durchwärmten Rittersaal argentinische Kammermusik und Tango von Tamara Moser (Klavier) und Paula Gasparini (Querflöte) genießen – in intimer Atmosphäre, denn der „Saal“ ist mit seinen knapp 30Quadratmetern eher ein Wohnzimmer. Auch der Turm ist so eng, dass seinerzeit selbst schlanke Recken die Treppe nur hochgekommen sein dürften, wenn sie ihre Ritterrüstung vorher abgelegt hatten.

Das sollte aber auch so sein: Die Burg ist ein Miniaturnachbau des aus dem 11. Jahrhundert stammenden thüringischen Familienstammsitzes der Hennebergs im Maßstab 1:4. Der Alstertaler Zweig um Clanchef Albrecht Henneberg, der sich um 1850 im großen Stil Ländereien zum „Marienhof“ zusammengekauft hatte, brauchte einen Höhepunkt für seinen englischen Garten. Am Alsterlauf ließ er den Hügel Henneberg aufschütten und das steinerne Kleinod bauen, im Original eine der umfangreichsten Wehranlagen Thüringens. Mit vielen Terrassen und der doch recht länglichen Freitreppe, die sich dezent um die Burg windet und im Alstertal ob ihrer sanften Steigung anstrengungsfreie Aufstiege bei entspannten Plaudereien ermöglicht.

Doch die Attraktion der gutsherrlichen Gartenfeste geriet aus der Mode und musste bald das eher staubige Familienarchiv der Hennebergs schlucken. Schon um 1910 war es mit der Landwirtschaft im Alstertal vorbei. Die Burg fiel in Tiefschlaf. „Wir haben sie auf Wohnungssuche Anfang 2013 entdeckt. Von da an waren wir am Haken“, sagt Miriam Hager. Etwa ein Jahr lang haben sie und ihr Mann Helge das Gemäuer auf Vordermann gebracht. Jede gewerbliche Nutzung der Burg ist verboten, dauerhaftes Wohnen auch. Sie steht unter Denkmalschutz, der Garten ist Landschaftsschutzgebiet. „Wir wissen selbst noch nicht so genau, was kommen soll“, sagen die Hagers. Zunächst haben sie eine gemeinnützige Stiftung zum Erhalt der Burg gegründet. „So können wir Veranstaltungen organisieren und auf Spendenbasis etwas Geld einnehmen.“

585.000 Euro sollte die Burg 2011 kosten. Ein halbes Jahr später waren es nur noch 498.000. Die haben die Hagers jetzt auch investiert – inklusive Renovierung und Nebenkosten.

Die Poppenbütteler freut das neue Leben an der Schleuse. Die Konzertabende waren mit zwei mal 40 Gästen gut besucht. Gut 150 Alstertaler haben sich schon auf der Liste der Interessenten für künftige Veranstaltungen registrieren lassen.