Wandsbeker CDU-Kreischef wurde bei Aufstellung der Wahlliste ausgebootet

Es sind starke Worte, die man dieser Tage aus der Hamburger CDU hört. Von einer „Schweinerei“ ist die Rede, von der „höchstmöglichen Abstrafung“ oder gar von „Mord auf offener Bühne“. Frank Schira, 50, der frühere Fraktionschef und Landesvorsitzende der CDU, wollte und sollte bei der Aufstellung der Landesliste seiner Partei für die Bürgerschaftswahl den aussichtsreichen Platz sieben erhalten. Doch dann trat am vergangenen Wochenende auf dem Parteitag kurzfristig der junge Henri Schmidt, 31, aus dem Schatten, kandidierte gegen Schira – und gewann mit 80 zu 69 Stimmen.

Das Bemerkenswerte daran: Schiras Kandidatur hatte zuvor alle Gremien des von ihm selbst geführten Kreisverbands Wandsbek und auch den Landesvorstand passiert, ohne Murren. Und doch müssen einige einflussreiche Parteifreunde, die Schira unterstützt hatten, hinter seinem Rücken offensichtlich parallel seine endgültige Demontage eingefädelt oder in Kauf genommen haben – und das versetzt die CDU nun in Aufruhr.

Nachdem Schira umgehend den Kreisvorsitz niedergelegt hatte, steht der größte und mächtigste CDU-Verband zudem ohne Chef da, und die Machtverhältnisse zwischen Alstertal im Norden, Rahlstedt im Osten und Jenfeld im Süden werden neu geordnet. Die Lage im mitgliederstärksten Kreisverband ist seit Jahren brenzlig und auch verworren. Drei etwa gleich große Blöcke stehen sich gegenüber: Rahlstedt als größter Ortsverband mit seinem Vorsitzenden Karl-Heinz Warnholz, der zugleich auch stellvertretender Kreischef ist. Gegen den Bürgerschaftsabgeordneten und Innenpolitiker läuft im CDU-Kreisverband kaum etwas. Er bestreitet jedoch energisch, wie andere auch, am Sturz Schiras beteiligt gewesen zu sein. Zweiter Block ist die CDU Alstertal, Schiras Heimatverband, mit dem Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering als Vorsitzendem. Und schließlich die Ortsverbände Wandsbek und Jenfeld, die seit Langem in Opposition zu Schira stehen.

Derzeit ist noch völlig offen, wer die Nachfolge Schiras an der Spitze des Kreisverbands antritt. Genannt wird die Rahlstedterin Friederike Föcking. Allerdings müsste Warnholz als zweiter Rahlstedter dann seinen Vize-Posten wohl räumen, was unwahrscheinlich ist. Andere sehen Warnholz als neuen Kreischef, der sich noch nicht festgelegt hat.