Löscharbeiten im Eppendorfer Kellinghusenpark dauern mehr als fünf Stunden. Brandstiftung wird als Ursache ausgeschlossen

Als die Feuerwehr mit mehreren Löschwagen am Kellinghusenpark eintraf, war es fast schon zu spät. Mit rasender Geschwindigkeit hatten sich die Flammen am frühen Dienstagmorgen gegen 5 Uhr durch das Reetdach der Kate gefressen und das Materiallager im engen Obergeschoss und den Veranstaltungsraum im Erdgeschoss zerstört. Zurück blieben die Grundmauern und das verkohlte Gebälk, das das Reet gehalten hatte. Die Reste des Schilfdaches lagen rund um das Fachwerkhaus verteilt. Die Feuerwehr hatte es abgetragen, um Glutnester zu erkennen, die im Reet versteckt loderten. Die Löscharbeiten dauerten mehr als fünf Stunden an.

Der Schaden, den das Feuer anrichtete, ist hoch – vor allem ideell. Die Kate im Kellinghusenpark war Heimat der Hamburger Jugend des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Anlaufpunkt für zahlreiche Schulklassen und barg ein für Eppendorf, vielleicht sogar für ganz Hamburg einzigartiges Projekt: Das Haus der BUNDten Natur, wie die Kate offiziell genannt wird, stand für „naturbezogene Umweltpädagogik“. Großstadtkinder lernten hier und am nahe gelegenen Teich Natur kennen: wie Frösche aussehen, wie die Jahreszeiten die Natur verändern, was sich in den grünen Nischen Hamburgs verbirgt. Mit dem Feuer wurde nicht nur ein liebevoll restauriertes Fachwerkhaus, sondern auch ein wichtiges Umweltprojekt zerstört.

Dabei hatte die Jugendumweltarbeit im Kellinghusenpark selbst mit einem Feuer begonnen: Mitte der 1990er-Jahre war die Kate schon einmal ausgebrannt. Der Bezirk Nord restaurierte das Gebäude und baute es zu einem Geräteschupppen um. 1996 übernahm der BUND die Bezirksliegenschaft, baute sie für umgerechnet mehr als 75.000 Euro aus dem Stiftungsvermögen um, installierte Sanitäranlagen, eine Küche, zog Wände hoch. Der über 20 Jahre laufende Mietvertrag mit der Stadt wäre in zwei Jahren ausgelaufen, die Umweltschutzorganisation rechnete mit einer Verlängerung. Doch das Feuer hat nun alle kurz- und langfristigen Pläne über den Haufen geworfen.

„Wir wollten in Kürze eine neue Heizung installieren“, sagte Manfred Braasch, Hamburger BUND-Chef, geschockt, nachdem er die ausgebrannte Umweltzentrale besichtigt hatte. Das Projekt sei in Eppendorf tief verwurzelt, fast täglich seien Kindergruppen vorbeigekommen und hätten zusammen mit einer Umweltpädagogin, die als feste Mitarbeiterin immer vor Ort war, die Natur entdeckt. Jeden Mittwoch kamen zudem die Schüler der nahen Stadtteilschule in den Garten des Hauses der BUNDten Natur und betreuten das selbst angebaute Gemüse.

Die 20 Mitglieder der Jugendgruppe trafen sich mindestens einmal in der Woche im Loehrsweg 13. „Die vorrangige Frage ist, wie es mit den aktuellen Gruppen weitergeht“, sagt BUND-Chef Braasch. Zudem wolle man sich so bald wie möglich mit dem Bezirk zusammensetzen, und natürlich sei der Brand zunächst einmal mit der Versicherung zu klären.

„Die Einrichtung ist komplett zerstört, wir wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt BUND-Pressesprecher Paul Schmid. „Wir konnten nichts retten.“ Was die Flammen nicht fraßen, erledigte das Löschwasser. Ein paar Festplatten haben man noch aus der Ruine herausholen können, doch ob die Daten darauf noch gelesen werden könnten, sei fraglich. All die Kinderzeichnungen und die Gegenstände und Figuren aus Naturmaterialien jedoch, die in der Fachwerkkate ausgestellt waren, seien unwiederbringlich verloren.

Die Nachlöscharbeiten auf dem Gelände dauerten bis nach 10 Uhr, dann wurde die Kate von den Brandermittlern des Landeskriminalamtes begangen. Am Nachmittag dann wurde bekannt, dass das Feuer wohl aufgrund eines technischen Defekts ausbrach. Brandstiftung wird ausgeschlossen.