Wenn es damals im Osten Bananen oder Orangen gab, verbreitete sich diese Nachricht in Windeseile, und von überall her kamen die Menschen herbei und bildeten eine Warteschlange. Denn es musste sich ja in jedem Fall um ganz besondere Ware handeln, die dafür sorgt, dass der „Will-haben-Impuls“ die natürliche Abneigung des Menschen gegen langweiliges Ausharren in infernalischer Hitze, beißender Kälte sowie tagelanges Bürgersteig-Camping im Dauerregen so nachhaltig überwindet. Etwas Besonderes wie ein mobiles Telefon zum Beispiel. Etwas so unfassbar Besonderes etwa wie das neue iPhone 6.

Eine Studie der amerikanischen Harvard University, die dem Hamburger Abendblatt vorliegt, belegt nun, dass sich der Apple-Konzern bei der Vermarktung seines durchaus schicken, aber technisch umstrittenen iPhones schon immer an der ostdeutschen Mangelwirtschaft orientiert hat. Das Unternehmen profitiert dabei offenbar von den Medien, die in nachrichtenarmen Zeiten wie diesen (Ukraine-Konflikt, IS-Terror, Ebola, Mautdebatte) weltweit nach der ultimativen Schlagzeilenstory lechzen.

Denen sind ein paar Millionen Verrückte, die für ein schnödes Mobiltelefon tasächlich und unerschütterlich tagelang Schlange stehen, gerade recht. Und wer dann auch noch sein nagelneues iPhone vor laufender Kamera auf den Boden fallen lässt – wie dieser Tage geschehen –, kann sich sogar binnen einer Stunde zum globalen Deppen machen, und zwar auf (fast) allen Kanälen. Im Netz sowieso.

Dieses Konsumverhalten moderner westlicher Großstädter verwundert jedoch umso mehr, da es sich bei Äpfeln noch nie um Mangelware gehandelt hat. Nicht mal früher, in der DDR.