Stellen Sie sich vor, eine Freundin von Ihnen hätte gerade ein Kind bekommen. Oder, wenn Sie schon älter sind, Ihre Tochter. Jedenfalls würde die junge Mutter auf die Frage nach dem Namen fürs Kind bei einem Jungen „Karl-Heinz“ antworten, bei einem Mädchen „Regina“. Völlig unmöglich, denken Sie, denn diese Namen sind komplett aus der Mode. Mädchen, die heute geboren werden, heißen Sophie, Mia oder Emma, bei Jungen werden gern Maximilian, Paul oder Luca genommen.

Namen sind genauso wie Kleidung der Mode unterworfen. Zumindest seit man Vornamen frei von Familie, Religion und Nation vergibt. Vor 50Jahren hießen alle Klaus, Bernd, Stefan, Susanne, Claudia oder Helga. Deren Eltern hießen oft Dieter, Helmut, Manfred, Ingrid, Hildegard und Gisela. Zur Zeit des deutschen Kaisers hatten Männer Namen wie August, Wilhelm, Friedrich, Otto und Frauen hießen Margarethe, Anna, Friederike. Genau diese Namen werden auch seit ein paar Jahren wieder genommen, und zwar von jenen Paaren, die nicht mit der Namenswahl ihres Kindes kundtun, dass sie die Klatschpresse lesen oder gerne reisen. Namen überspringen oft eine Generation.

Dass es Alexander und Marie in der Schule leichter haben als Chantal und Dustin, konnte jedem klar werden, als ein Lehrer vor ein paar Jahren bekundete: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.“ Kinder mit exotischen Vornamen wie Chayenne, mit Namen, die an Stars oder Sportler erinnern, werden viel häufiger als verhaltensauffällig oder frech einsortiert als solche, die Jakob oder Elisabeth heißen. Weil man mit Namen auch eine soziale Zugehörigkeit verbindet. Und natürlich muss der Vorname auch zum Nachnamen passen. Sonst kommen am Ende Ute Russ oder Axel Schweiss raus.