In der Centrum Moschee protestierten Hunderte Muslime – auch gegen Anschläge auf Gebetsstätten

Der Gebetsraum für die Männer in der Centrum Moschee St.Georg war voll besetzt, als Imam Ercan Yüksekkaya am vergangenen Wochenende vor die Gläubigen trat. Auch in anderen Räumen hatten sich Männer und Frauen zum Freitagsgebet versammelt, das diesmal ganz im Zeichen des bundesweiten Aktionstages der Muslime gegen Hass und Unrecht stand. Wie in 2000 anderen Moscheen in Deutschland gab es in St. Georg nach dem Gebet eine Friedenskundgebung – gegen den Terror des Islamischen Staates (IS) und die rechtsradikalen Anschläge auf muslimische Bethäuser.

Zu den Gästen gehörten Sozialsenator Detlef Scheele (SPD), der ein Grußwort sprach, sowie CDU-Fraktionsvorsitzender Dietrich Wersich und St.-Petri-Hauptpastor Christoph Störmer. Die Veranstalter schätzen, dass an dem Aktionstag in der Centrum Moschee als einzigem Hamburger Veranstaltungsort 1500 Menschen teilgenommen haben.

Aufmerksam lauschten die Männer dem 35 Jahre alten Imam, der an der Al-Azhar Universität Kairo studiert hat und seit Kurzem an der Centrum Moschee lehrt. Er nahm zu der wohl strittigsten Frage Stellung: Was sagt der Koran zur Gewalt? Der Koran, sagt Imam Ercan Yüksekkaya, warne die Gläubigen ausdrücklich davor, das Maß zu übertreten. „Allah liebt nicht die Maßlosen.“ Selbst im Krieg müssten Kinder, Frauen, alte Menschen, Geistliche in den Klöstern und Arbeiter auf dem Feld verschont werden. „Der Prophet sagt: Zieht die Fesseln nicht so fest“, sagte er und fügte hinzu: „Wir sollen die Grenzen nicht überschreiten. Nationalismus und Rassismus haben in unserem Glauben keinen Platz.“

Dann wandte sich der Geistliche an die junge Generation, die allerdings beim Friedensgebet und der Kundgebung weitgehend fehlte. Er erinnerte an umstrittene Islamprediger im Internet: „Nicht jeder, der gut predigt, predigt auch Gutes.“ Derweil näherte sich das Freitagsgebet dem Ende, immer mehr Menschen strömten in die Moschee. Jetzt trat Mustafa Yoldas, Vorsitzender der Schura – Rat der Islamischen Gemeinschaften – vor die Zuhörer. Mit scharfen Worten geißelte er die „Untaten von Menschen, die sich auf den Islam berufen“. Den versammelten Gläubigen rief der Hamburger Arzt zu: „Überlasst nicht einigen 1000 Banditen die Deutungshoheit über unsere Religion. Distanziert euch von den Untaten der Terrorbande.“ Der Islam stehe auf der Seite der Schwachen und der Gerechtigkeit. Gleichzeitig verurteilte Yoldas die Anschläge von Rechtsradikalen auf Moscheen in Deutschland. Seit 2012 habe es rund 80 solcher Straftaten gegeben.

Im Blick auf die Situation in Deutschland warnte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) davor, dass islamfeindliche Kräfte und religiöse Extremisten das gesellschaftliche Miteinander bedrohen können. Der Gewalt gegen Moscheen werde der Staat mit allen rechtsstaatlichen Mitteln begegnen. Auf der Friedenskundgebung wurde auch eine Erklärung des bundesweiten Koordinierungsrats der Muslime verlesen: „Wir erleben, wie Menschen im Namen Allahs Grausamkeiten begehen, andere Menschen quälen, sie aus ihren Häusern vertreiben und ermorden.“ Ihre Taten zeigten, dass sie kein Wort Allahs verstanden hätten.