Rumöller Betten behauptet sich seit mehr als 100 Jahren auf einem Markt und denkt über dritte Filiale nach

Marc Böhle hat nicht so gut geschlafen. Der Chef von Rumöller Betten in Blankenese war gerade drei Tage lang bei Lieferanten in Südengland und in Belgien unterwegs. Während der Tour hat der 46-Jährige zwar ausgesprochen bequeme Boxspringbetten zu sehen bekommen, musste selbst aber doch mit eher unkomfortablen Hotelbetten vorliebnehmen.

Dabei ist Böhle eigentlich schon von Berufs wegen zu einem gesunden Schlaf verpflichtet. In mittlerweile dritter Generation kümmert sich seine Familie nun schon um die Ruhebedürfnisse der Blankeneser und der übrigen Bewohner der Elbvororte. Böhles Großvater war es, der Mitte der 50er-Jahre das traditionsreiche Bettengeschäft an der Elbchaussee 582 übernahm, das Theodor Rumöller schon im Jahr 1897 gegründet hatte.

Der heutige Chef hat sich schon als Schüler sein Taschengeld aufgebessert, indem er zusammen mit den Monteuren die Betten auslieferte und zusammenbaute. Nach dem Abitur lernte er Einzelhandelskaufmann beim Konkurrenten Huntenburg in Rahlstedt und studierte später an der renommierten Textilfachschule in Nagold im Schwarzwald. „Früher gab es gerade einmal zwei Arten von Matratzen“, erinnert sich Böhle schmunzelnd. „Eine harte und eine weiche.“ Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten drastisch geändert. Auf zwei Etagen präsentiert Rumöller heute zig unterschiedliche Modelle. Von ergonomisch optimierten Schaumstoffmatratzen mit unterschiedlich festen Liegezonen bis hin zu luxuriösen Boxspringbetten mit doppelter Taschenkernfederung und einer Schicht mit echtem Pferdehaar. Solch ein Rolls-Royce unter den Betten kann schon mal 46.000 Euro kosten.

„Das Bett ist heute zu einem echten Hightechprodukt geworden“, sagt Böhle. Wie zum Beweis führt der Chef in den ersten Stock und schlägt die Matratze eines exklusiven Modells zurück. Darunter kommt kein simpler Lattenrost zum Vorschein, sondern eine Konstruktion aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Die einzelnen Elemente lassen sich so einstellen, dass Hüfte, Lendenwirbelsäule oder Nacken individuell gestützt oder entlastet werden.

„Ergonomische Problemfälle gehören zu unserem Spezialgebiet“, sagt Böhle. So können die 13 Mitarbeiter der Firma etwa helfen, wenn die Kunden nach einer Hüftoperation oder einem Bandscheibenvorfall beim Schlafen Entlastung in den betroffenen Bereichen brauchen.

Um eine möglichst fundierte Beratung anbieten zu können, investiert Böhle viel in die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Zwei von ihnen haben sogar eine Zusatzqualifikation als vom TÜV zertifizierte Schlafberater erworben, verfügen über besonderes Wissen im orthopädischen Bereich, aber auch über die optimale Gestaltung von Schlafzimmern.

„Viele Kunden machen den Fehler, ihr Schlafzimmer mit technischen Geräten wie Fernsehern oder Musikanlagen vollzustellen“, sagt Böhle. Aus Platzmangel werde oft auch die Wäsche direkt neben dem Bett getrocknet. „Das aber führt zu einer viel zu hohen Luftfeuchtigkeit, was sich wiederum negativ auf den Schlaf auswirkt.“ Mit solchen Tipps und individuellen Lösungen gelingt es den Blankeneser Schlafexperten recht gut, sich in der schwierigen, vor allem durch den Preis getriebenen Bettenbranche zu behaupten.

Leicht haben es die Fachgeschäfte angesichts der Billigkonkurrenz und immer neuer Discountanbieter allerdings nicht. Mit welch harten Bandagen in der Branche gekämpft wird, zeigt das Beispiel der Kölner Kette Matratzen Factory Outletcenter, die über Jahre hinweg auch in der Hansestadt den Eindruck erweckte, bei ihr seien Matratzen zu besonders günstigen Konditionen direkt aus einem Fabrikverkauf zu erhalten. Nach der Klage eines Wettbewerbers entschied der Bundesgerichtshof zwar, dass die Bezeichnung „Outlet“ im Firmennamen „irreführend und wettbewerbswidrig“ ist. Am Markt ist das Unternehmen aber weiterhin. Es hat sich einfach in Matratzen Direct umbenannt.

Rumöller-Chef Marc Böhle kommt zugute, dass er in Blankenese und den Elbvororten auf eine besonders qualitätsbewusste, kaufkräftige Kundschaft zählen kann. Dies gilt weitestgehend auch für die zweite Filiale, die das Familienunternehmen seit 1993 im Elbe-Einkaufszentrum betreibt.

Langfristig kann sich Böhle sogar vorstellen, noch ein weiteres Geschäft im Hamburger Osten aufzumachen. Aber: „So eine Entscheidung kann man nicht übers Knie brechen.“ Das würde dem Rumöller-Chef nur schlaflose Nächte bereiten. Und die kann er sichwirklich nicht leisten.

Das Bett ist heute zu einem echten Hightechprodukt geworden.