Umweltbehörde stellt das Projekt ein. Internetseite ist vom Netz. Ehrenamtliche Stadtgärtner sollen über Bezirke vermittelt werden

Eine Vorzeigeidee landet auf dem Abstellgleis: Das Projekt „Hamburger Grünpaten“, vor fast zehn Jahren von Umweltbehörde und Handelskammer ins Leben gerufen, um öffentliche Flächen von Unternehmen und Privatpersonen pflegen zu lassen, ist eingestellt worden. Laut Umweltbehörde ist die Internetseite vom Netz genommen worden, und auch die zentrale Rufnummer ist abgeschaltet.

„Das ist das falsche Signal für bürgerschaftliches Engagement“, kritisiert Martin Bill, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Das Hobbygärtnern in der Stadtgesellschaft finde immer mehr Anhänger, die urbane Grünpflege sei ein wachsender Trend. Doch die Verwaltung ignoriere diese Bewegung, wenn sie nun das Grünpatenprojekt sang- und klanglos einstelle. Das sei Handeln gegen den Zeitgeist. Gerade bei Firmen gebe es noch eine Menge Potenzial. Das geräuschlose Ende der Förderung sei „enttäuschend“.

Beim Start galten die Grünpatenschaften als Modell der Zukunft. Unternehmen und Hobbygärtner konnten im Internet eine Patenschaft für ein Stück öffentliches Stadtgrün übernehmen und bekamen dafür nicht nur ein Hinweisschild für ihre Fläche, sondern auch die offizielle Lizenz zum Pflanzen, Hacken und Jäten. In Zeiten von Sparrunden bei der städtischen Grünpflege erschien das Prinzip sinnvoll, mehr als 100 Patenschaften kamen seither laut Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage von Martin Bill zustande.

Doch erst stockte das Projekt, jetzt wurde es „mangels Masse“ eingestellt, wie es aus der Umweltbehörde heißt. Behördensprecher Volker Dumann: „Da zum einen eine umfangreiche Aktualisierung erforderlich gewesen wäre und zum anderen sich das Verfahren nicht bewährt hat, wurde die Internetseite abgeschaltet.“

Dumann verweist auf die Zukunft. Von 2015 an werde ein ganzheitliches Grünpflegeangebot für Bürger und Firmen auf hamburg.de zu finden sein. „Der Weg über diese Internetseite ist wesentlich kürzer und vermittelt direkt an die zuständigen Kollegen im Bezirk“, sagt der Behördensprecher. Gelistet werden sollen dann Pflegepatenschaften für Baumscheiben, Projekte wie „Meine Baum – Meine Stadt“ oder auch Kontakte wie zu Urban-Gardening-Initiativen. Dass es in der Zwischenzeit für gewillte Grünpfleger kein Informationsangebot gebe, sei eine enttäuschende Nachlässigkeit seitens der Stadt, sagt Martin Bill. Immer mehr Hamburger würden sich mit dem Beet vor ihrer Haustür identifizieren, das belegen die Zahlen aus den Bezirken.

Dort können nach wie vor sogenannte Grünpatenschaften abgeschlossen werden: Demnach gibt es im Bezirk Nord 82Patenschaften für Grünflächen, in Eimsbüttel 116. In Mitte sind etwa 100 Paten aktiv, im Bezirk Wandsbek 586 und in Bergedorf acht.

Aktive Werbung für ehrenamtliches Gärtnern betreibt die Stadt trotz rückläufiger Ausgaben für die Grünpflege nicht, sagt Behördensprecher Dumann. Informationen gebe es auf den Bezirksportalen im Internet. Diese defensive Öffentlichkeitsarbeit sei ebenfalls ein Problem, sagt Martin Bill. „Man muss die Angebote intensiv bewerben, mehr Flächen zur Verfügung stellen.“

Demnächst will er ein Konzept vorlegen, in dem beschrieben ist, wie der Verwaltungsaufwand gering bleibt und die Angebote für Bürger zugänglich und einfach gestaltet sind. „Unterm Strich muss der Mehrwert für die Stadt den Personalaufwand übersteigen“, sagt Bill. Zudem müsse die Verkehrssicherheit gewährleistet werden, gerade beim unangemeldeten Gärtnern, das weiterhin vielerorts betrieben wird.