Luxuscamping liegt im Trend. Reiseveranstalter meldet 300 Prozent Plus. Platzbetreiber Wolfgang Reshöft will an der Ostsee expandieren

Die Plane flattert im Wind. Durch die Plastikfenster dringen Sonnenstrahlen in das Innere. Der typische Geruch wabert im Innern der Baumwollhülle. „Das Klima entspricht dem im Zelt“, sagt Campingplatzbetreiber Wolfgang Reshöft. Das war es aber mit den Gemeinsamkeiten, die man üblicherweise mit dem Übernachten in der mobilen Behausung verbindet. Im Schlafbereich stehen ein Himmelbett für zwei Personen, ein Einzelbett und ein Etagenbett. Schlummerplätze für zwei Erwachsene und drei Kinder. Auf richtigen Matratzen. In der Wohnecke gibt es Sofa, Sessel und Couchtisch.

Auf einer Kommode steht ein Flachbildfernseher, der sein Programm aus einer Satellitenschüssel empfängt. Die Küche ist ausgestattet mit Gasherd, Kühlschrank, Kaffeemaschine und Mikrowelle. Ein Badezimmer, das durch einen Vorhang vom Rest der Fläche getrennt ist, mit Waschbecken, Toilette und Badewanne. Selbstverständlich mit Kalt- und Warmwasser. Der Fußboden ist aus Holz, darunter liegt eine Isolationsschicht. Mindestens 2,10 Meter hoch ist das neun mal fünf Meter große Safarizelt. Vor der Eingangstür aus Holz wartet die 20 Quadratmeter große Terrasse mit Südausrichtung und schwarzen Loungemöbeln.

Ein Hauch Glamour ist angesagt bei den Campern, die im Urlaub auf Komfort nicht verzichten wollen – den Glampern. Seit Reshöft 2012 seine beiden 45 Quadratmeter großen Zelte aufgestellt hat, freut er sich über die „vollen Hütten“. „Vom Start weg war ich in der Saison ausgebucht“, sagt der 60-Jährige, der seit 1984 das Eurocamping Zedano in Dahme an der Ostseeküste betreibt.

Eike Wenzel, Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ) in Heidelberg, sieht vor allem in jungen Familien eine wichtige Zielgruppe. Eltern im Alter von 35 bis 50 Jahren würden häufig einen Lebensstil bevorzugen, der auf Gesundheit und Nachhaltigkeit viel Wert legen: „Die Idee von Freiheit und Abenteuer, die Nähe zur Natur kombiniert mit luxuriösen Campingangeboten wird sich durchsetzen“, sagt Wenzel: „Glamping ist der Tourismustrend 2020.“

Diese Einschätzung stützt der Reiseanbieter Vancanceselect mit Zahlen. Das niederländisch-deutsch-schweizerische Unternehmen mit Deutschland-Sitz in Hamburg gilt als Spezialist für diese Art der Reisen und meldet rasante Wachstumsraten. In diesem Jahr buchten Deutsche rund 80.000 Glamping-Übernachtungen bei Vacanceselect – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von mehr als 300 Prozent. Auch die Mitarbeiterzahl des Unternehmens klettert. Insgesamt 160 Menschen sind bei Vacanceselect angestellt, 15 davon in Ottensen. In der dortigen Vertriebseinheit ist das Personal in den vergangenen sechs Jahren um 40 Prozent gestiegen.

Die ersten Glamping-Anfänge machte das Unternehmen 2008 mit drei kleinen Zelte am Gardasee. Heute sind auf 90 Plätzen in Europa 1100 Unterkünfte buchbar – von Indianertipis über Beduinenzelte, mongolische Jurten bis zu umgebauten Zirkuswagen. Populär ist das luxuriöse Campen vor allem in Italien, Frankreich, Spanien und Kroatien. In Deutschland gebe es bisher nur wenige Anbieter wie am Blanksee bei Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, am Niemetal im Landkreis Göttingen – oder in Dahme.

Reshöft kam das erste Mal vor drei Jahren mit der luxuriösen Variante des Zeltens bei einer Fachmesse in den Niederlanden in Kontakt. „Ich konnte mir vorstellen, dass man sich darin wohlfühlt“, erinnert er sich. Er investierte gut 40.000 Euro für die beiden Zelte, deren Metallgestelle mit in den Boden gegrabenen Betonsteinen verschraubt sind. Selbst im Winter buchten Gäste die Zelte, die mit einem Ofen geheizt werden können. „Wir hatten darin sogar schon eine Weihnachtsfeier“, sagt Reshöft, der im Winter zehn bis zwölf und im Sommer 34 Mitarbeiter beschäftigt. In Neben-, Vor- und Nachsaison sind die Unterkünfte tageweise buchbar ab 53 Euro, in der Hauptsaison erfolgt die Vermietung nur für eine ganze Woche und kostet 630 Euro. Ein normaler, rund 100 Quadratmeter großer Standardstellplatz mit Stromanschluss schlägt im Sommer mit 14,50 Euro pro Nacht zu Buche. Die meisten Kunden würden heute aber zusätzlich einen Wasser- und Abwasseranschluss fordern. Diese Komfortplätze kosten 16 Euro, mit TV-Anschluss 24 Euro. Generell passe das Billigimage nicht mehr zu dem Tourismuszweig, sagt Reshöft, der auch noch rund 100 Häuser verwaltet. Schließlich stünden auf dem Platz einige Wohnmobile im Wert von 300.000 bis 400.000 Euro.

Reshöft stellt sich auf die veränderten Gewohnheiten der Camper ein. Die hohen Spritpreise und vielen Staus würden Dauercamper zunehmend abschrecken. Auf der anderen Seite könne er sich über mehr Buchungen im Winter freuen. „Gefordert sind daher innovative Wohnideen. Camping liegt nach wie vor im Trend“, sagt Reshöft, der sich selbst als ein Vorreiter der Branche sieht: „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Sachen.“

Die Nähe zur Naturkombiniert mit luxuriösen Campingangeboten wird sich durchsetzen.