Stadt kauft das Gebäude und vermietet es an das Bezirksamt Mitte. Kritik an „Alleingang“ von Amtsleiter Andy Grote

Aufregung um eines der größten Immobiliengeschäfte der vergangenen Jahre in der Hamburger Innenstadt: Der Senat hat am Dienstag bestätigt, dass das Bezirksamt Mitte mit seinen rund 1000 Mitarbeitern vom Klosterwall in den modernen Gebäudekomplex des Verlags Axel Springer an der Caffamacherreihe ziehen wird. Die Stadt kauft die Immobilie von dem Verlag. Der endgültige Kaufpreis steht noch nicht fest, dürfte aber laut Immobilienexperten bei etwa 130 Millionen Euro liegen. Die CDU warf Bezirksamtschef Andy Grote (SPD) einen „Alleingang“ vor.

Der Einzug der Behörde, die bisher in den maroden City-Hochhäusern am Klosterwall untergebracht ist, wird für 2017 geplant. Die Springer-Immobilie hat rund 55.000 Quadratmeter Mietfläche, wovon etwa 11.000 Quadratmeter durch Bestandsmieter belegt sind. Das Bezirksamt will zunächst nur 30.000 Quadratmeter belegen und soll dafür 5,2 Millionen Euro Miete warm pro Jahr, also rund 14,60 Euro pro Quadratmeter, an die Stadt bezahlen.

Die Mitarbeiter erfuhren durch eine Vorabmeldung im Abendblatt von dem Immobiliendeal, der unter strikter Geheimhaltung zustande kam. Noch im April 2013 hatte Grote verkündet, dass das Bezirksamt 2018 in einen Neubau am Schultzweg ziehen soll. Aber das wird zu teuer: Kauf, Umbau und die Renovierung des Verlagsgebäudes sollen deutlich günstiger werden als der bisher vorgesehene Neubau, hieß es aus der Finanzbehörde.

Die CDU kritisierte: „Es ist sehr verwunderlich, dass der Bezirksamtsleiter einen solchen Vorgang gegenüber der Bezirkspolitik als so unwichtig erachtet, dass er die Fraktionen darüber nicht informiert“, sagte CDU-Fraktionschef Gunter Böttcher. Nach dem Bezirksverwaltungsgesetz habe Grote sogar die gesetzliche Pflicht, die Abgeordneten über „wesentliche Dinge kurzfristig in Kenntnis zu setzen“, so Böttcher.

Auch Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg wurde deutlich: „Dass die Politik in diese bedeutende Entwicklung nicht eingebunden wurde, ist sehr schade. Auch dass die Mitarbeiter nicht rechtzeitig informiert wurden, ist bedauerlich.“ In der SPD gibt es ebenfalls Vorbehalte. „Es gab zwar Gerüchte über einen alternativen Standort, aber konkret waren wir über die Umzugspläne in das Springer-Gebäude nicht informiert“, sagte SPD-Fraktionschef Falko Droßmann. Das sei formal auch nicht notwendig, aber trotzdem könne man über das Vorgehen des Bezirksamtsleiters diskutieren. Auf Abendblatt-Anfrage räumte Grote ein: „Es ist bedauerlich, aber aufgrund der Vertraulichkeit konnte ich die Politik nicht mit in die Planungen einbeziehen.“

Laut Finanzbehörde wurde eine Kaufabsichtserklärung unterzeichnet. „Wir können dem Bezirksamt Hamburg-Mitte mit dem Kauf der Immobilie einen sehr geeigneten und attraktiven neuen Standort in City-Nähe bieten“, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD). Auch Grote warb für den neuen Standort: „Das Gebäude mit seiner zentralen Innenstadtlage ist für unsere Bedarfe gut geeignet und mit dem öffentlichen Personen-Nahverkehr für Kunden und Mitarbeiter bestens zu erreichen.“

Axel Springer wird seine in Hamburg ansässigen Medientitel und Geschäftsfelder weiterhin dort betreiben und dafür künftig den Altbau am Axel-Springer-Platz nutzen. Das Hamburger Abendblatt, das bis vor Kurzem zur Axel Springer SE gehörte und derzeit noch in dem Gebäudekomplex beheimatet ist, zieht 2015 an einen neuen Standort.

Die etwa 1000 Mitarbeiter des Bezirksamts Mitte wurden erst am Dienstagvormittag von Andy Grote per Rundmail, die dem Abendblatt vorliegt, offiziell unterrichtet. Der Bezirksamtsleiter warb in dem Schreiben um Verständnis: „Vor der nun erreichten grundsätzlichen Einigung über den Kauf war eine Information aufgrund der Vertraulichkeit der laufenden Verhandlungen leider nicht möglich.“ Aber gleichzeitig versprach der SPD-Politiker Grote seinen Mitarbeitern mehr Transparenz: „Über das weitere Verfahren und über die Einzelheiten zum neuen Gebäude werden wir ab jetzt laufend informieren.“

Die Planungen für einen Umzug des Bezirksamts gibt es bereits seit 2007. Damals war die HafenCity im Gespräch. Es wurden immer neue Standorte genannt. Im April 2013 wurde dann der Schultzweg von Bezirksamtsleiter Grote als „finale Entscheidung“ präsentiert.

Dass die Politik in diese bedeutende Entwicklung nicht eingebunden wurde, ist sehr schade.