Wenn in einer Komödie häufig ein einlenkendes „Das war nur ein Scherz!“ zu hören ist, muss das noch kein Warnsignal sein. Das muss ja nicht bedeuten, dass ihre Pointen der Erklärung bedürfen, sondern sich vielmehr die Figuren auf heiklem Terrain begegnen. Die Floskel revidiert eine Provokation, mildert den Schock, gibt sich als unverfänglicher Vorstoß zu erkennen.

In den Wortgefechten, die Monsieur Claude (Christian Clavier) mit seinen Schwiegersöhnen führt, ist solche Deeskalation dringend vonnöten. Der altgediente Gaullist und sein unwillkommener Familienzuwachs finden keine gemeinsame Sprache. Das wäre auch viel verlangt, denn der erzkonservative Notar muss erleben, wie sein schlimmster Albtraum wahr wird: Nacheinander heiraten seine Töchter einen Juden, einen Araber, einen Chinesen. Der vierte Aspirant, der ihm als französischer Katholik schmackhaft gemacht wird, stammt von der Elfenbeinküste. Also macht er böse Miene zum guten Spiel; seine Frau (Chantal Lauby) muss bei Pfarrer und Therapeut Beistand suchen; die Entfremdung von ihren Töchtern stürzt sie in Depressionen.

Philippe de Chauverons Komödie verletzt lieb gewonnene Tabus der französischen Gesellschaft. Was er sich dabei erlaubt, ist nicht nur ein Scherz, auch wenn sein Witz eher auf kurzzeitige Entsicherung als auf nachhaltig satirische Aufwiegelei zielt. Die Perspektive, die er zunächst einnimmt, ist nicht die großstädtischer Weltoffenheit, sondern die der provinziellen Beschaulichkeit.

„Monsieur Claude und seine Töchter“ F 2014, 97 Min., R: Philippe de Chauvron, D: Christian Clavier, Chantal Lauby, Pascal Nzonzi, Abaton (OmU), Cinemaxx Dammtor (auch OF), Holi, Passage, UCI Mundsburg, Zeise; www.monsieurclaude.de