Das Elbe Camp am Falkensteiner Ufer in Blankenese bietet einen malerischen Strand und Natur pur. Gäste aus Japan und Neuseeland

Man muss ja nicht sehenden Auges in den Megastau fahren, nur um am Ende einen Platz an der See zu erhaschen. Entspannung geht anders. Aber warum sollte man in die Ferne reisen – wo das Elbe Camp doch so nah liegt?

Das Elbe Camp ist mittlerweile legendär in Hamburg, und wohl niemand wird bestreiten, dass es die Anlage mit der schönsten Lage in der Hansestadt ist, direkt in Blankenese am Falkensteiner Ufer. Der Ort wirkt wie eine Mischung aus der Hippie-Enklave Goa, einem Stück von Thailand und ein bisschen wie Woodstock, nur irgendwie auf Hanseatisch, mit Blick auf Werften und dicke Pötte.

Normalerweise verbringt Sabrina ihren Urlaub auf Mallorca, und beinahe wäre sie dieses Mal mit dem Luxusliner „Europa 2“ auf Kreuzfahrt gegangen. „Beinahe“, sagt die35-Jährige und nippt an ihrem Espresso. Sie arbeitet in einer Werbeagentur und wohnt in Eppendorf. Nun steht sie am Elbstrand von Blankenese vor einem Wohnwagen aus den 1970er-Jahren, der gehört ihrem Freund, der gerade arbeiten muss. Eine Woche macht sie Urlaub im Elbe Camp. In diesen Tagen herrscht dort Hochbetrieb.

Später Vormittag, Sabrina ist gerade aufgestanden. Mittelmeerstimmung am Strand. 24Grad Celsius, Tendenz steigend. Die Sonne schiebt sich durch die Wolken, am Himmel kreist ein Greifvogel. Natur pur. Die Frau trägt Sweatshirt und Jeans. „Dauercamper“ seien sie, erklärt sie, denn der Stellplatz ist das ganze Jahr angemietet.

Strom und heißes Wasser gebe es im Wagen nicht, „dafür nutze ich die Anlagen des Camps“. Der Espresso dampft auf dem Campertisch. Mal eine Woche keine E-Mails lesen, „nur Schiffe gucken, Wellen, Strand“, schwärmt sie und schaut in Richtung Elbe. Gebadet hat sie schon, aber ganz ohne, findet sie, ist das Schwimmen in der Elbe nicht: „Ganz schöne Strömung.“ Einfach mal abschalten wolle sie, vom Job und vom Stadtleben.

Abschalten wollen alle, die dort zwischen April und Oktober urlauben. Buddha-Figuren hängen vor Zelteingängen, Windlichter zwischen Büschen, und am Strand, zwischen Bäumen gespannt, baumeln farbenfrohe Hängematten. Ein Paradies auf 50.000 Quadratmetern im Grünen. Hinten der bewaldete Falkenstein-Hang, vorne die Elbe und der Strand. Dazwischen: Camper, aber gut verteilt. Es gibt Platz für 47 Dauercamper sowie weitere 25 Wohnmobile, 25 Wohnwagen, zehn Bullys und 75 Zelte.

Schweizer Gäste haben über das Internet vom Camp erfahren

Vor ihrem Wohnwagen sitzen Jens Müller und seine Frau Eliane. Sie kommen aus der französischen Schweiz, übers Internet stießen sie aufs Elbe Camp. „Wir haben schon viel gesehen in der Welt, es ist einmalig schön hier“, sagt der56-jährige Lkw-Fahrer. Eine Woche bleiben sie. Vor ihrem Wohnmobil haben sie einen Plastiktisch aufgestellt und zwei Stühle: „Gestern haben wir gegrillt, es gab Steaks.“ In der Stadt waren sie auch schon, „mit den Fahrrädern“, sagt er.

Daneben parkt die Familie Wittmann mit ihrem 5,3-Tonner, einem knapp 40.000 Euro teuren Luxus-Wohnmobil. „Es hat alles, Solaranlage, Warmwasser, für drei Tage könnten wir hier damit autark leben“, sagt Frank Wittmann. Der Industriemechaniker aus Heilbronn ist mit seiner Frau Nicole und den Kindern Niklas, 9, und Patrick, 12, auf den Campingplatz gekommen: „Hier kann man gut entspannen.“

Japan, Neuseeland, Australien, Europa – aus der ganzen Welt kommen die Camper an den romantischen Fleck nach Blankenese. „Das Elbe Camp ist ein Ort der Vielfalt, der Begegnung, der Natur“, sagt Garip Yavuz, 39, Manager der Anlage. Das Ungewöhnliche des Campingplatz-Konzeptes: Träger und Betreiber ist der Hamburger Kinderschutz- und Jugendwohlfahrtverein. Er unterhält auf dem Gelände auch ein Jugendcamp. Zu einem symbolischen Übernachtungspreis von einem Euro können auch Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten im Camp Ferien verbringen, ebenso Schulklassen, Pfadfinder und andere Organisationen, auch freizeitpädagogische Erholungsaufenthalte für junge Menschen gibt es. Urlauber, Jugendliche, Dauercamper – sie alle „mögen vor allem die Natur“, weiß Yavuz, der das Camp seit sieben Jahren mit seinem Team leitet. Dauercamper-Plätze seien derzeit nicht mehr frei, für Urlaubsplätze sollte man sich rechtzeitig anmelden, rät der Camp-Manager.

Es ist Mittag, das Restaurant auf dem Platz füllt sich. Grillgeräte und Hängematten sind noch verwaist, aber nach und nach erwacht in den Wohnmobilen und den Zelten das Leben. Zeit, um mal hinauszuschauen, denkt sich der Camper Björn Bühner, 30, der mit seiner Freundin Alexandra, 30, und einem Wohnwagen aus Bochum nach Hamburg gekommen ist, verschlafen guckt er aus dem Fenster. Ein Logenplatz in der weitläufigen Anlage – in der ersten Reihe an der Elbe. „Wie am Meer“, schwärmt der Urlauber. Er ist das erste Mal hier.

Manche Fans kommen seit Jahren. So wie Rudi Hindelang aus Bayern. Er ist 80 Jahre alt, mit seiner Frau und seinem Wohnwagen hier. Zum vierten Mal: „Wegen der Natur und der Freundlichkeit der Menschen.“

Das Elbe Camp ist ein Ort der Vielfalt, der Begegnung, der Natur.