Kleine Fluchten Hohen Luckow in Mecklenburg heißt als frühbarockes Herrenhaus mit Konzerten und Lesungen Gäste willkommen

An der Dorfeinfahrt fallen bereits die großen Gebäude und Stallungen des Gutes auf, bis man auf der breiten Einfahrt das gelbe Gutshaus erkennt, vor dem friedlich Pferde grasen.

Geschäftsführerin Karin Holland ist wie immer viel beschäftigt. Denn das Gut besteht nicht nur aus dem repräsentativen Herrenhaus, sondern ist zugleich ein großer landwirtschaftlicher Betrieb in dieser Gegend. Doch davon erfahren wir später mehr. Jetzt beziehen wir zunächst unser kleines, feines „Turmzimmer“. Die Räume haben eine gewisse Eleganz. Insgesamt gibt es drei Einzel- und fünf Doppelzimmer.

Anfang des 14. Jahrhunderts begann die Geschichte des ehemaligen Rittergutes unter Heinrich von Bassewitz. Gelegen ist es in der sanften Moränenlandschaft Mecklenburgs. 1707 ließ Christoph von Bassewitz das Herrenhaus bauen. Das einmalige Ensemble mit seinen Wirtschaftsgebäuden, dem Landschaftspark und den Ländereien prägt auch heute die Gegend. Aufgrund seiner erhöhten Lage wurde während der Nazizeit von hier aus die Ostsee überwacht. Während der DDR-Zeit befand sich hier ein Abhörzentrum der Stasi. Durch die permanente Nutzung blieb das Schloss gut erhalten. Und wegen seiner kulturhistorischen Bedeutung wurde es 1976 als Denkmal bestätigt, wodurch der wertvolle Bestand gesichert werden konnte.

Italienische Baukünstler haben den wundervollen Stuck mit Putten hergestellt, der die Deckengewölbe ziert. Ein besonderer Schatz ist die beträchtliche Sammlung von Terrinen aus Fayence und Zinn, die in der Barock- und Rokokozeit die Tische schmückten und heute in Glasvitrinen zu bestaunen sind. In dieser imposanten Umgebung findet das Frühstück statt. Der prunkvolle „Rittersaal“ im oberen Stock beeindruckt durch sein Wappenfries über dem Kamin und durch 84 bronzierte Medaillons, die sich über alle Wände ziehen. Im Juni 2007 trafen sich in diesem Raum die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten zu einem informellen Abendessen.

Seit 1994 gehört das Anwesen der Unternehmerfamilie Merckle aus Ulm. Das Bestreben der neuen Besitzer war es, den ursprünglichen Charakter des Gutes wiederherzustellen. Auch wollten sie sich im Osten Deutschlands engagieren und dabei Kultur und Wirtschaft zusammenbringen. So wird das Schloss häufig für Konzerte und Lesungen genutzt.

„Das Besondere an Hohen Luckow ist das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Kultur in einem funktionierenden Gutsbetrieb“, sagt Karin Holland. Dass dies so gut klappt, dafür sind sie und ihr Mann zuständig. Beide haben Landwirtschaft studiert: „Da wir beide nicht von einem elterlichen Hof stammen, mussten wir uns nach einem umsehen, auf dem wir tätig werden konnten.“ Da Karins Familie freundschaftlich mit der Familie Merckle verbunden ist, ergab sich die Möglichkeit, die Leitung des Betriebs auf dem hiesigen Gut zu übernehmen. Seit der Übernahme ist Joachim Chef des landwirtschaftlichen Betriebs, während Karin für die Vermietung und die Veranstaltungen zuständig ist. Auch die Organisation des jährlich stattfindenden Reitturniers und der mecklenburgischen Festspiele gehört zu ihren Aufgaben.

Der landwirtschaftliche Betrieb ist die Haupteinnahmequelle des Anwesens. Die Kuhställe sind hochmodern und wurden mehrfach für artgerechte Tierhaltung ausgezeichnet. Auf dem 2000 Hektar großen Land werden Mais, Gras, Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben angebaut. Mittags besteht für die Hotelgäste die Möglichkeit, gemeinsam mit den Mitarbeitern zu essen und dabei etwas von dem landwirtschaftlichen Flair zu schnuppern. In einer Gemeinschaftsküche können sich die Gäste auch selbst versorgen und den Ulmer Salon zum Speisen nutzen.

Die Ostsee, Rostock und Bad Doberan sind nicht weit, und auch eine Tour entlang der Warnow ist landschaftlich sehr reizvoll. Beim Abschied erinnern die kleinen nepalesischen Kuhglocken am Zimmerschlüssel mit ihrem Geläut daran, diesen an der Rezeption abzugeben. Das tun wir nur ungern, haben wir den Aufenthalt doch sehr genossen.

Zur DDR-Zeit befand sich hier ein Abhörzentrum der Stasi. Dadurch blieb das Schloss gut erhalten.