Ein Kommentar von Andreas Hardt

Anna Schaffelhuber hat nun doch ihr drittes Gold bei den Paralympics in Sotschi gewonnen. Der Protest der Österreicher wurde abgeschmettert, die Münchnerin siegte mit einem Tag Verspätung auch im Skislalom in der sitzenden Klasse. So weit, so gut.

Vorher gab’s Gezänk, Gegenprotest, Tränen, Chaos, Unsicherheit.

So ist prestigeträchtiger Leistungssport, und es spielt keine Rolle, ob die Athleten behindert sind oder nicht. „Dabei sein ist alles“ gilt auch bei den Paralympics nur noch sehr bedingt. 90.000 Dollar Goldprämie bekommt ein russischer Sieger beispielsweise. Das weckt Versuchungen.

Also werden auch bei paralympischen Wettkämpfen Möglichkeiten zur Vorteilsverschaffung gesucht. Bei Prothesen werden die Grenzen des Regelwerks gedehnt, es wird bei der Klassifizierung geschummelt, indem man sich behinderter stellt, als man ist. Es wird natürlich gedopt, klassisch oder behindertenspezifisch.

Über das sogenannte Boosting beispielsweise ist nur wenig bekannt. Ziel ist es, den Blutdruck zu erhöhen, was die Leistungsfähigkeit steigert. Bei Gesunden geschieht dies bei körperlicher Anstrengung von allein, bei Querschnittsgelähmten meist nicht. Erzwingen kann man dies jedoch durch Reizungen unterhalb der Verletzungsstelle im Rückenmark. Von Elektroschocks hört man, selbst beigebrachten Verletzungen. Eine Möglichkeit ist, die Blase unnatürlich gefüllt zu lassen. Einige können das steuern, nachweisbar ist es praktisch nicht.

Andrea Eskau bekam am Mittwoch ihre Bronzemedaille im nordischen Sprint aberkannt, weil sie ihre russische Kontrahentin behindert hatte. Die Magdeburgerin räumte ihr Foul vor der Jury gerne ein. Es gibt auch Fairplay bei den Paralympics.

Alles ist eben ganz normal.