Ein Kommentar von Björn Jensen

Es gab mehrere Gründe, am Sonntag an Rafael Nadal zu denken. Zum einen wäre es interessant gewesen zu sehen, was aus dem 4:1 der deutschen Daviscup-Herren geworden wäre, wenn die Spanier zum Erstrundenduell in Frankfurt am Main statt der zweiten Garde ihren Tennishelden hätten aufbieten können. Zum anderen sah man die Bilder von den Australian Open vor sich, als Nadal sich im Finale gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka mit seiner Rückenverletzung und zerschundenen Händen über den Platz schleppte. Aufgeben war für ihn keine Option.

Nun ist ein Grand-Slam-Endspiel mit einem Erstrundenmatch im Daviscup nicht zu vergleichen, und dennoch wurde den deutschen Tennisfans vor Augen geführt, warum ihre aktuellen Helden Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber niemals einen großen Titel gewonnen haben und dies auch nicht schaffen werden. Weil die in Australien erlittenen Verletzungen an Schulter (Haas) und Oberschenkel (Kohlschreiber) wieder zwickten, weigerten sich die Streithähne von einst, die am Sonnabend noch öffentlichkeitswirksam im Doppel siegten und anschließend Einigkeit demonstrierten, zum Abschlusseinzel anzutreten. Das zarte Pflänzchen Aufbruch, das Teamchef Carsten Arriens mit seiner Maßnahme, Haas und Kohlschreiber im Doppel zusammenzuführen, begossen hatte, war zertreten.

Was bleibt, ist das Gefühl, dass den besten deutschen Tennisprofis die Fans ebenso egal sind wie ihr Auftreten als Team, weil nur das Ich zählt. Und die Hoffnung, dass es irgendwann wieder deutsche Tennisspieler gibt mit dem Charakter eines Nadal.