Jeder Stadtteil hat seine eigene Geschichte. Der Historiker und Abendblatt-Redakteur Dr. Matthias Schmoock hat sich auf eine Zeitreise begeben

Die Geschichte Jenfelds ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch typisch für den Wandel eines Dorfes zum Stadtteil. Um 1340 hatte der Ritter Lambert Struss mehrere der Höfe des Dorfes „Yelevelde“ an das Kloster Reinbek verkauft. Jenfeld blieb damit bis zur Reformationszeit abhängig vom Kloster. Die Namen der Jenfelder Einwohner, die sich in Urkunden aus dem späten 15. Jahrhundert finden, könnten aus unserer Zeit stammen, sie lauten unter anderem Bruns, Hinsch und Haverbeck.

1781 wurde Jenfeld als eines der ersten Dörfer im Amt Reinbek „verkoppelt“ – das heißt: Das gesamte Dorfgebiet wurde vermessen und mit einem neuen Wegenetz versehen. Danach unterteilte man Ackerland und Wiesen mithilfe unzähliger Knicks in Koppeln, die unter den Bauern aufgeteilt wurden. Damit gab es erstmals Landeigentum in Jenfeld – für Bauern wie Fritz Soltau, Johannes Eggers und Hans Bohlen. Die neuen Koppeln bildeten mit ihrem Wegenetz den Grundriss für die weitere Entwicklung des Dorfes – und das für mehr als 150 Jahre.

Im Großen Nordischen Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum und während der Franzosenzeit mussten die Jenfelder Bauern eine Menge aushalten. 1806 und 1807 gab es im Raum Rahlstedt mehrere Gefechte zwischen Franzosen und Russen – stellenweise wurde die Gegend völlig verwüstet.

Dann brachen endlich friedliche Zeiten an – und der Genuss kam auch nicht zu kurz. 1863 erhielt der Jenfelder Bauer Rudolf Pünjer die Genehmigung „zur Betreibung des Bierbrauens und der Krügerei“. Sein Lindenhof am Öjendorfer Damm blieb 112 Jahre bestehen und wurde erst 1975 abgerissen.

1903 erwarben Grundstücksgesellschaften zwei der Bauernhöfe – Beginn des Wandels vom Bauerndorf zur Vorstadtgemeinde. Laut Volkszählung hatte Jenfeld um 1900 genau 424 Einwohner, 449 Obstbäume und drei Gastwirtschaften. Die Zahl der Schüler nahm stark zu, sodass 1904 eine neue, zweiklassige Schule eingerichtet werden musste. Zwei Jahre später erhielt Jenfeld elektrisches Licht, überall wurde massiv gebaut. Anno 1910 gab es nur noch zwölf Strohdachhäuser im Ort, im selben Jahr schrieb der örtliche Lehrer in seiner Schulchronik: „Das alte Dorf Jenfeld (1870) konnte man bequem in vier bis fünf Minuten durchschreiten, die jetzige Ausdehnung (1910) verlangt etwa 30 Minuten, und heute benötigt man zur Umgehung des bebauten Gebietes wohl drei Stunden.“

Der Erste Weltkrieg unterbrach die rege Bautätigkeit vor Ort, und die schlechte Verkehrsanbindung bremste dann in den 1920er-Jahren einen schnellen Ausbau. Es dauerte relativ lange, bis Jenfeld verkehrstechnisch besser erreichbar war: 1926 richtete der Fuhrunternehmer Griem einen regelmäßigen Busverkehr zwischen Barsbüttel und Wandsbek ein, 1927 wurden die Gemarkungen Tonndorf und Jenfeld in die Stadt Wandsbek eingemeindet.

Ein anderes Kapitel in Jenfelds Geschichte: 1907 hatte das Rauhe Haus von Jenfelder Bauern ein großes Stück Land gekauft und darauf den Holstenhof errichtet. Die „Zöglinge“ des Rauhen Hauses betrieben auf dem Gelände Ackerbau, Vieh- und Milchwirtschaft und Obstbau. Später erwarb Wandsbek den Holstenhof, der dann unter anderem als Waisenhaus und Altersheim genutzt wurde.

Der Bau der ersten gut befestigten Straßen um 1935 stand übrigens im Zusammenhang mit der Errichtung der drei Kasernen, die noch jahrelang das Erscheinungsbild mitprägten. Es waren die Douaumont-Kaserne auf dem Gelände des ehemaligen Exerzierplatzes der Wandsbeker Husaren sowie die Lettow-Vorbeck- und die Estorff-Kaserne zwischen Jenfeld und Tonndorf.

1943 flüchteten viele ausgebombte Hamburger nach Jenfeld, wo die Bauern Pachtland für Behelfsheime zur Verfügung stellten. Etliche einfache Siedlungen entstanden dort binnen kurzer Zeit aus großer Not heraus, und so mancher Schrebergarten wurde zum Wohnhaus umgebaut – auf Dauer. 1954 bekam Jenfeld endlich eine Straßenbahn – die 16 aus Richtung Hagenbecks Tierpark. Schon sechs Jahre später verschwand die Bahn wieder – angeblich ist eine Busverbindung sinnvoller. Noch in den 1960er-Jahren gab es in Jenfeld viele geradezu ländliche Ecken, doch die großen Wohnungsbaugesellschaften hatten die Gegend längst ins Visier genommen.

Ackerland und Wiesen wurden mithilfe unzähliger Knicks in Koppeln unterteilt. Damit gab es erstmals Landeigentum.