Hamburgs schönste Fotos. Der Abendblatt-Fotograf Michael Rauhe beschreibt wie eine gute Aufnahme gelingt. Und er verrät die besten Tricks für Anfänger

Eine Ausbildung zum Fotografen habe ich nie gemacht, ich bin Autodidakt. 1987 habe ich in meiner Heimat Braunschweig als Fotograf angefangen, weil ich nicht nur fotografieren konnte, sondern auch wusste, wie man die Bilder selbst im Labor entwickelt.

Seit 1991 bin ich beim Hamburger Abendblatt. Zuerst landete ich in der Polizeiredaktion: Eine spannende Zeit. Wir waren ständig in Bereitschaft, Tag und Nacht.

So auch eines Abends im August 1996. Ein Kollege sagte mir, dass ich schnell zur Rothenbaumchaussee fahren soll. Kiezgröße Kalle Schwensen sei in einem italienischen Restaurant angeschossen worden. Ich fuhr hin und war tatsächlich der erste Fotograf vor Ort. Schwensen wurde von Sanitätern versorgt. Und plötzlich zeigte er das Victory-Zeichen. Ich drückte auf den Auslöser. Das Foto kennen in Hamburg viele. Zeitungen haben es später nachgedruckt. Ich weiß, dass viele Leser Probleme mit Verbrechen, Unfällen und Umweltkatastrophen haben. Aber auch das gehört zum Leben dazu. Im Jahr 2002 war ich beim Elbe-Hochwasser vor Ort, fuhr mit der Feuerwehr im Schlauchboot durch das überschwemmte Dresden.

Mittlerweile habe ich die Polizeiredaktion verlassen und fotografiere für alle Ressorts des Abendblatts. Mich interessiert alles – der Hafen, der Sport, das Theater. Ich habe als Autodidakt ein paar Grundsätze für das gute Fotografieren. Mein Tipp für Hobby-Fotografen: Ich versuche, meine Kamera möglichst immer dabeizuhaben. Das perfekte Motiv kommt nicht zurück.

Wer anfängt zu fotografieren, sollte sich nicht zu viel mit der Technik beschäftigen. Wer gute Bilder machen will, braucht keine Vielzahl an Objektiven und keine aufwendige Blitzanlage. Was reicht, sind eine gute Kamera und ein passendes Objektiv mit fester Brennweite.

Ist die Brennweite fest, kann der Fotograf nicht zoomen – und muss sich viel mehr Gedanken darüber machen, wo er steht und aus welcher Perspektive er sein Motiv aufnimmt. Fotografen machen einen Fehler, wenn sie nicht dicht genug an ihr Motiv rangehen und einfach aus der Ferne zoomen.

Ein Fotograf muss sich bewegen, sein Motiv aus verschiedenen Perspektiven fotografieren – aus der Hocke, gegen das Licht, von der Seite. Morgens und abends ist die beste Zeit für Fotos. Dann taucht die Sonne die Welt in interessanteste Farben. Wer Zeit hat, sollte ein Motiv mehrmals zu unterschiedlichen Tageszeiten ablichten.

Fotografen beobachten ihr Umfeld sehr genau. Denn jede noch so kleine Veränderung kann ein tolles Motiv sein.