Dieser Stadtteil ist weitläufig, sehr grün und liegt relativ nah am Stadtzentrum. Aber so richtig profitieren konnten die Bahrenfelder in den vergangenen Jahrzehnten (noch) nicht davon. Beim Bau der Autobahn 7 wurde der alte Ortskern ruiniert – einen Teil begrub die Betonschneise selbst, einen anderen – auf Höhe der Von-Sauer-Straße – die Autobahnzufahrt. Die Verbindung zu den benachbarten Elbvororten ist seitdem gestört. Bahrenfelder Chaussee und Von-Sauer-Straße sind zudem viel befahrene Ausfallstraßen, in denen sich die Autos oft stundenlang stauen. Wer sich aber in den Seitenstraßen einmal genauer umblickt, kann viel von der Wohn- und Lebensqualität dieser Gegend spüren, die durch den geplanten Autobahndeckel hoffentlich neu belebt werden kann.

1262 nennen Quellen einen Henricus von Bahrenfeld als Gutsbesitzer vor Ort, aber der Name des Dorfes wird auch gern auf den legendären Ritter Otto von Bahren zurückgeführt, den es nicht gab. 1575 bestand Bahrenfeld schon aus neun Höfen und zählte insgesamt 110 Einwohner. Während des Dreißigjährigen und des Nordischen Krieges hatte das Dorf einiges auszustehen, und die Einwohnerzahl schwankte entsprechend stark. 1736 wurde am Marktplatz eine Schule gebaut, und für 1774 lassen sich immerhin schon vier Gastwirtschaften nachweisen. Bahrenfelds Böden waren so karg, dass die Bauern über Jahrhunderte fruchtbares Land in Elbnähe hinzupachten mussten, um über die Runden zu kommen. Unglaublicherweise blieb eine Hofstelle mehr als 450 Jahre ununterbrochen im Besitz derselben Familie, die oft auch den Dorfvogt stellte. Immer wieder war in dieser langen Zeit die Übergabe vom Vater auf den Sohn geglückt. Die im Dorf gelegentlich auch als „königlich“ bezeichnete Sippe hieß Evers, und zu Recht steht in der Chronik, die der Bahrenfelder Bürgerverein 1956 zur 700-Jahr-Feier veröffentlichte, dass dieser Rekord „wie ein Wunder anmutet“. Schließlich verkauften die Bauern dann doch allesamt, und Bauland wurde in der Gegend gleich im großen Stil bereitgestellt. 1840 lebten hier bereits 400 Menschen. Nach der Vollendung der Bahnlinie von Altona nach Blankenese im Jahr 1867 siedelte sich zunehmend Industrie an, was die Einwohnerzahl weiter steigen ließ. Zwei Jahre später wurden Bahrenfelder und Luruper Chaussee ausgebaut.

Einer, der Bahrenfelds Potenzial früh erkannt hatte, war der Reeder und Konsul Theodor Alexander Gayen (1824– 1900), der ab 1867 in großem Stil Land in der Gegend erwarb. Der lebensfrohe, großzügige und sozial engagierte Gayen war in Bahrenfeld besonders beliebt. An ihn und seine Frau Julie erinnern der Gayens Weg, Theodorstraße, Theodorstieg und Julienstraße. 1874 lebten bereits 1000 Menschen im Ort, Zeit für eine eigene Poststelle, die 1876 eröffnet wurde. 1882 erhielten die Straßen Namen, auch Hausnummern wurden eingeführt. Kurze Zeit später schüttete man die Straßengräben zu und stellte Straßenlaternen auf.

1890 wurde Bahrenfeld nach Altona eingemeindet, sechs Jahre später war der eigene Bahnhof fertiggestellt. Und als die Einwohnerzahl zur Jahrhundertwende die Marke 3400 erreichte, fuhr bereits die Straßenbahn mit zwei Linien zum Marktplatz. In Bahrenfeld wurden schon frühzeitig auffallend viele Grünflächen angelegt, und die Aufteilung in Wohnbebauung, Industrieflächen und Parks wirkt klug durchdacht und geradezu modern.

Am bekanntesten ist natürlich der Volkspark, der ab 1914 auf dem Gelände von „Gayens Tannen“ aus dem Besitz der namhaften Familie entstand. Zu weiteren Parks gehören Luther- und Bonnepark. Neben dem Altonaer Hauptfriedhof gibt es noch sechs weitere Friedhöfe in Bahrenfeld, darunter den Bornkamp- und den Holstenkamp-Friedhof (beide von 1888).

1939 lag die Einwohnerzahl Bahrenfelds bei 26 000. 1956 lebten dort bereits 43 000 Menschen, was auch ein Beleg dafür ist, dass Bahrenfeld für viele ausgebombte Hamburger nach dem Zweiten Weltkrieg zur neuen Heimat wurde. Das Geburtshaus von Max Brauer am Bahrenfelder Kirchenweg wurde übrigens für den Bau des Hermes-Hochhauses abgerissen.

Reeder Gayen entdeckte früh Bahrenfelds Potenzial und kaufte Land in großem Stil.