VW-Händler Wichert investiert 35 Millionen Euro in Audi-Center, Einkaufszeile und P+R-Parkplatz. Branche in Bewegung

Noch liegt die Baugrube in Langenhorn offen wie ein überdimensionaler Sandkasten. Die riesige Fläche des aufgebrochenen Erdreiches an der Ecke Stockflethweg und Langenhorner Chaussee lässt aber erahnen, dass hier ein ganzer Stadtteil sein Gesicht verändern wird: Bald werden hier ein Audi-Center, einige Geschäfte, Praxen, Apotheken, ein Friseurgeschäft und ein Café die Blicke auf sich ziehen.

Besonders stolz war Bernd Glathe, Geschäftsführer bei Auto Wichert und Bauherr des Projekts, auf die neue Präsentation von Audi am Stadtrand: „Hier entsteht auf 16.000 Quadratmetern das größte Audi-Terminal Norddeutschlands“, sagte Glathe bei der Grundsteinlegung. Das Audi-Terminal wird mit vier Geschossen und einer langen Schaufensterfront das Bild an der verkehrsreichen Kreuzung prägen. Diese prominente Präsentation seiner Premiummarke lässt sich Auto Wichert einiges kosten: 35 Millionen Euro investiert der Mittelständler in den Gebäudekomplex, der auch ein Gelände für einen P+R-Parkplatz umfassen wird.

Die Groß-Investition markiert einen Höhepunkt in der langjährigen Wachstumsstory des Familienunternehmens, das zu je 50 Prozent den Gesellschaftern Bernd Glathe und Bernd Kußmaul gehört. Das Unternehmen beschäftigt in 16 Betrieben in Hamburg und Norderstedt gut 900 Mitarbeiter und verkauft die Marken Audi, VW und Skoda. Die Auto-Wichert-Geschichte begann am 6. Dezember 1986, als Glathe und Kußmaul das Autohaus Wichert im Stockflethweg übernahmen und mit 13Mitarbeitern starteten. Die Aufgabenteilung habe sich von Anfang an aus den unterschiedlichen Charakteren der Eigentümer ergeben, erzählt Glathe: „Ich selber bin eher der Vertriebler, krempel die Ärmel hoch und gehe raus zum Kunden, mein Partner ist dagegen der Finanzmensch.“

Zum 20-jährigen Bestehen 2006 hatte Wichert schon mehr als 300 Beschäftigte. 2007 übernahmen Glathe und Kußmaul die Walter Köster Kraftfahrzeughandel GmbH & Co, KG, 2009 kauften sie die KG Junge und führten die 24-Stunden-Tag&Nacht-Reparatur ein. „Damit bieten wir insbesondere den gewerblichen Kunden einen besonderen Service und lasten unsere Werkstatt optimal aus“, sagt Glathe. Im Frühling 2012 eröffnete die Firma im Bornkampsweg Norddeutschlands größtes VW-Nutzfahrzeug Center und nahm Skoda-Neuwagen in das Marken-Portfolio auf.

Im laufenden Jahr ist die Investition in das Bauprojekt in Langenhorn nicht die einzige große Ausgabe bei Wichert. Auch die Kunden des Standorts in der Holsteiner Chaussee werden demnächst in einem Neubau auf 7000 Quadratmetern bedient. Zudem übernahm die Gruppe die Fritz Noack + Sohn in Schnelsen. Bis Mitte 2015 will Glathe noch einmal 100 Mitarbeiter einstellen.

Für das Jahr 2013 rechnet der Inhaber mit 7000 verkauften Neufahrzeugen, 8500 gehandelten Gebrauchtwagen und 180.000 Werkstattdurchgängen an allen Standorten.

Die Übernahmewelle, die Wichert so stark hat wachsen lassen, ist typisch für die Kfz-Branche, die durch ihr kapitalintensives Geschäft, Rabattschlachten und zurückhaltende Käufer schwierige Zeiten durchgemacht hat. Viele kleinere Firmen rechnen sich nicht mehr. „Man muss die entscheidende Größe haben, um Synergieeffekte zu nutzen“, sagt Glathe.