Fahrzeuge vom Vermittler: CarDelMar aus Hammerbrook mischt in dem wachsenden Markt mit

Carsten Greiner ist im Grunde kein wirklicher Auto-Fan. Mobilität ist für ihn keine Sache von Porschefahren oder Oldtimersammeln, sondern beantwortet vornehmlich die Frage, wie man von A nach B kommt. Dennoch hat Greiner Zugriff auf Millionen von Autos. Weltweit. Soll es ein Pick-up in Florida sein oder lieber ein Cabrio auf Mallorca, vielleicht ein SUV für die Tour durch Namibia? Alles kein Problem für den Hamburger.

Der studierte Betriebswirt ist Gründer und Gesellschafter der Autovermietung CarDelMar. Rund 50 Mitarbeiter sorgen am Firmensitz in Hammerbrook dafür, dass Urlauber in Spanien, Italien oder in Übersee günstige Mietwagen bekommen, und zwar von Mietstationen vor Ort, vermittelt durch die Hamburger Firma. CarDelMar arbeitet als Mietwagenbroker, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der größten Anbieter in der Branche entwickelt und will weiter wachsen. An 6000 Stationen in mehr als 60 Ländern vermittelt CarDelMar seine Kunden, und es werden immer mehr. „Wir planen für das nächste Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum“, sagt Greiner. Im laufenden Jahr erzielte seine Firma Erlöse von mehr als 50 Millionen Euro und stemmte damit den Großteil des Geschäfts der französischen Autoescape-Gruppe, zu der CarDelMar gehört.

Der Optimismus Greiners ist nicht unbegründet: Schließlich ändern sich die Gewohnheiten vieler Urlauber. Nach den Ergebnissen der Analyse 2013 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ziehen heute immer mehr Touristen Sightseeingtouren mit dem Mietwagen dem faulen Sonnenbaden vor, wählen also Aktivurlaub statt Ausruhen. Die Mietbranche stellt sich darauf ein: Hertz hat kürzlich für 2,6 Milliarden Dollar den US-Konkurrenten Dollar Thrifty gekauft und Europcar hat mit InterRent eine eigene Marke ins Leben gerufen, die sich mit kleineren Wagen besonders an Urlauber wendet. Spanien ist mit 14 InterRent-Stationen das größte Land des Discountanbieters.

Während Anbieter wie Hertz, Europcar oder Sixt eigene Flotten unterhalten und gleichzeitig das Geschäft mit dem Kunden organisieren, spart CarDelMar an den kapitalintensiven Autos und konzentriert sich auf den Vertrieb. Die Geschäftsgrundlage von Firmen wie CarDelMar bilden die Provisionen, welche die Vermieter wie Europcar, Sixt oder Hertz, aber auch kleinere, lokale Firmen an den Ferienorten an die Hamburger zahlen. „Gerade kleinere Unternehmen kommen hauptsächlich durch unsere Internetpräsenz in Kontakt zu den Kunden“, sagt Greiner über die Gründe für seinen Erfolg. Vermittler wie CarDelMar sorgten darüber hinaus für eine bessere Auslastung der Fahrzeugflotten. Kurzfristige Rabatte ziehen Kunden an, wenn in der Nebensaison noch viele Autos beim Vermieter stehen. Und teurere Mietkonditionen bringen den Vermietern und Brokern höhere Erträge, wenn zum Beispiel in den Ferien der Andrang besonders hoch ist. Aus diesen Gründen wächst der Anteil der Broker am Gesamtmarkt stetig, beobachtet Greiner.

In Ländern wie Spanien erreichen die Broker bereits einen höheren Marktanteil als die Vermieter mit einer eigenen Flotte. Schließlich ermöglicht das Internet diesen Firmen eine hohe Preistransparenz und die Chancen, mit unterschiedlichen Mietkonditionen möglichst viele Kunden anzulocken, während auf der anderen Seite der Ertrag der Vermieter stimmen muss. „Wir beschäftigen in Hamburg alleine vier Mitarbeiter, die ständig die Konditionen in allen Regionen vergleichen“, sagt Greiner, der früher als Marketingdirektor bei Europcar gearbeitet hat. Das Ergebnis sind nach Greiners Angaben günstigere Preise als bei den Wettbewerbern, insbesondere dann, wenn die Kunden den Tarif ohne Selbstbeteiligung wählen. Neben den Brokern gibt es auch Vergleichsportale wie Check24 oder Billigermietwagen.com, wo man günstige Preise für Fahrzeuge von Avis, Hertz und anderen findet.

Der Markt ist grundsätzlich geprägt von starken Preisschwankungen, bedingt durch konjunkturelle Zyklen in der Autoindustrie und saisonalen Nachfrageverschiebungen in den Urlaubsorten. Wenn bei Herstellern wie VW oder BMW während einer Kaufflaute besonders viele Neufahrzeuge ins Lager drängen, geben die Produzenten diese Wagen günstiger an die Autovermieter ab. Das schafft wiederum in dieser Branche Überkapazitäten und sorgt für geringere Preise. Zugleich sorgen Ferienzeiten oder Trends bei den Zielen für eine schwankende Nachfrage und damit für Preisunterschiede. „2009 zahlten Sie im Sommer für einen Kleinwagen auf Ibiza 700 Euro die Woche“, erinnert sich Greiner an teure Zeiten für Mietwagenkunden. Im vergangenen Jahr seien Urlauber an der Algarve im Frühjahr schon mal mit 40 Euro pro Woche ausgekommen.

Wir planen für das nächste Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum.