Songwriter-Vagabund Bob Dylan kommt am 19. und 20. Oktober ins CCH1

Jack Frost heißt der Produzent des aktuellen Bob-Dylan-Albums „Tempest“. Zum ersten Mal taucht der Name 1990 auf Dylans Platte „Under The Red Sky“ auf. Eine reale Person verbirgt sich dahinter jedoch nicht. Jack Frost ist eines der Pseudonyme, die Bob Dylan benutzt. Genauso wie er als Blind Boy Grunt, als Bob Landy oder Lucky Wilbury in Erscheinung getreten ist. In Sam Peckinpahs Western „Pat Garrett und Billy The Kid“ spielt Dylan einen jungen Mann, der sich „Alias“ nennt. Nomen est omen.

Dieses Spiel mit Namen hat Tradition bis zurück in Dylans Teenagerzeit, also er sich von Hibbing im US-Bundesstaat Minnesota nach New York aufmacht, um einer der bedeutendsten Pop-Künstler der Gegenwart zu werden. Dylan selbst ist ein ausgedachter Name, dahinter verbirgt sich ein Robert Zimmerman. Von dem wissen wir jedoch kaum etwas. So wie wir auch von Dylan eigentlich wenig wissen – trotz all der Bücher und Artikel über ihn.

„Ich ist ein anderer“, hat der von Dylan verehrte französische Dichter Arthur Rimbaud geschrieben. Diesen Satz hat Dylan sich zum Credo gemacht, um immer wieder in neue Rollen und Figuren zu schlüpfen und abrupte Stilwechsel zu vollziehen.

Auf „Tempest“, seinem 2012 erschienenen bisher letzten Werk, ist er wieder der Geschichtenerzähler. Sein lyrisches Ich schlüpft in verschiedene Rollen, weit entfernt von autobiografischen Bekenntnissen. „Soon After Midnight“ zum Beispiel ist der Monolog eines Triebtäters. Was als romantischer Song beginnt, entpuppt sich als Mörderballade mit einem pointierten Ende wie oft in Dylans Lyrik.

Etwas Apokalyptisches hat der Titelsong „Tempest“. Darin beschreibt Dylan den Untergang der „Titanic“ und benutzt das Drama im Eismeer als eine Metapher für die Welt.

Wenn Bob Dylan am 19. und 20. Oktober für zwei Konzerte ins Hamburger CCH kommt, wird eine ganze Reihe dieser neuen Kompositionen auf seiner Setlist stehen. Bei Konzerten, die er im Rahmen seiner „Never ending tour“ in Stockholm gegeben hat, fanden sich sechs der neun neuen Lieder im Programm. Allerdings weiß man bei Dylan nie genau, für welche Songs aus seinem riesigen Oeuvre er sich entscheiden wird. Der zweite Abend wird mit Sicherheit keine Wiederholung des ersten sein. Eine feststehende Dramaturgie gibt es bei Dylan nicht, erst am Konzerttag legt er fest, was er und seine Band spielen werden.

Bob Dylan Sa/So 19./20.10., 20.00, CCH1 (SDammtor), Tiergartenstraße2, Karten ab 74,70Euro im Vorverkauf; www.bobdylan.com