Ein Unternehmen gründet eine Leiharbeitsfirma: Die Mitarbeiter machen die gleiche Arbeit wie die Kollegen im Mutterkonzern – bekommen aber viel weniger Geld. Ein anderes Unternehmen lagert Arbeit in zwei Töchterfirmen aus. Deren Mitarbeiter machen die gleiche Arbeit wie die Kollegen im Mutterkonzern – aber Haustarifverträge sorgen dafür, dass die Beschäftigten in den Tochterfirmen deutlich weniger verdienen. Ein drittes Unternehmen vergibt Aufträge an externe Firmen, die ihren Mitarbeitern ebenfalls niedrigere Löhne zahlen.

Alltag im deutschen Wirtschaftsleben. Doch in diesem Fall sind die Arbeitgeber städtische Unternehmen: die Saga GWG, die Stadtreinigung und die Universität Hamburg.

Was für ein Arbeitgeber ist die Hansestadt Hamburg? Das war die Ausgangsfrage eines vierseitigen Dossiers, das im September 2012 im Hamburger Abendblatt erschien. Ein Dossier mit weitreichenden Folgen: Die Berichterstattung führte zu Debatten in der Bürgerschaft – und zu besserer Bezahlung für die Arbeitnehmer.

Die Hamburger Stadtreinigung hat in der Vergangenheit sowohl interne als auch externe Leiharbeiter beschäftigt. Zum einen hatte sich das städtische Unternehmen Mitarbeiter aus den Tochterfirmen Wert GmbH und der Stadtteilreinigung ausgeliehen. Das Tarifgehalt der Beschäftigten im Mutterkonzern zahlten sie ihnen allerdings nicht. So ergaben sich Gehaltsunterschiede von bis zu 500 Euro brutto im Monat – für die gleiche Arbeit. Das Abendblatt-Dossier machte dieses System der Lohnunterschiede öffentlich. Die Empörung war groß: Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) forderte die Geschäftsführer der Stadtreinigung auf, das System der internen Leiharbeit zu beenden. Kurz darauf verkündete das städtische Unternehmen den Ausstieg aus dem System und versprach, Leiharbeitern das gleiche Geld für die gleiche Arbeit zu zahlen.