Was die echte Heidi wohl dazu gesagt hätte? Stellen wir uns einmal vor, die beliebte Volksschauspielerin wäre noch unter uns, sie würde die Wandelhalle des Hauptbahnhofs Richtung Kirchenallee verlassen. Sie würde nicht geradeaus auf die andere Straßenseite zum Deutschen Schauspielhaus schlendern, sondern sich nach links wenden und vor dem Bieberhaus, dem neuen Domizil des Ohnsorg-Theaters, ihr Denkmal entdecken. Kopfschüttelnd würde sie das Straßenschild „Heidi-Kabel-Platz“ lesen, sich dann vor die Bronzefigur stellen, den Kopf schräg halten und anerkennend feststellen, dass sie sich recht ähnlich sieht.

Einerseits hat die kleine Person, die sie mit ihrer Körpergröße von gerade mal 163 Zentimetern war, nie viel Aufhebens um sich gemacht. Andererseits könnte es schon sein, dass ihr dieses Denkmal, das ohne hohen Sockel auskommt, sympathisch wäre. Zumal es die besondere Beziehung zwischen einer großartigen Schauspielerin und ihrem Publikum, einer bescheidenen Künstlerin und einer sich dankbar erinnernden Stadt auf sehr stimmige Weise zum Ausdruck bringt. „Kinners, dat hebbt ji good maakt“, hätte sie vielleicht gesagt. Das meinte jedenfalls Christian Seeler, der Intendant des Ohnsorg-Theaters, als das Denkmal am 4. September 2011 enthüllt wurde. Dafür gab es gleich neben dem Hauptbahnhof einen „Großen Bahnhof“ mit Volksfest und Reden vom amtierenden Bürgermeister Olaf Scholz und seinem Vorgänger Henning Voscherau, denn mit der Denkmalsenthüllung erhielt auch der Bahnhofsvorplatz den Namen der „Hamburger Deern“, die am 15.Juni 2010 im Alter von 95Jahren gestorben ist.

Dass die heiß geliebte Volksschauspielerin ihr eigenes Bronzedenkmal erhielt, ist dem Hamburger Abendblatt zu danken, das diese Ehrung initiiert und finanziert hatte. Den Auftrag hatte die Bildhauerin Inka Uzoma erhalten. Monatelang hatte sich Inka Uzoma mit dem Leben und Wirken der berühmten Schauspielerin beschäftigt, hatte Fotos betrachtet, Proportionen, Haltungen und Gesten studiert. Schließlich nahm sie eine Theaterszene als Vorbild, die Heidi Kabel mitten im Gespräch zeigt. Da trägt sie eine Schürze, stützt die eine Hand in die Hüfte und gestikuliert mit der anderen. Wahrscheinlich hat sie jeder schon in dieser für sie so typischen Pose gesehen. Die allermeisten Heidi-Kabel-Fans waren jedenfalls hochzufrieden, als sie am 4. September 2011 die Bronzefigur zum ersten Mal betrachten konnten. Als Ohnsorg-Intendant Seeler sagte: „Unsere Heidi war und bleibt ein Publikumsmagnet. Ihr dürft sie gern berühren oder streicheln“, ließen sich das viele Hamburger nicht zweimal sagen. Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider sprach wohl allen Anwesenden aus dem Herzen, als er zur offiziellen Übergabe des von der Zeitung gestifteten Monuments sagte: „Möge Heidi Kabels Denkmal immer einen guten Stand vor dem Theater haben und stets in den Herzen der Hamburger sein.“