Globetrotter-Manager Andreas Bartmann hilft Kunden an der Schnittstelle von Mensch und Natur

Spitzbergen im arktischen Februar ist kein Sehnsuchtsort für jedermann. Andreas Bartmann aber, beim Outdoor-Ausrüster Globetrotter der Mitarbeiter mit der Personalnummer 007 und heute einer von vier Geschäftsführern, bekommt leuchtende Augen, wenn er von dort erzählt, von seinem letzten größeren Trip. „Wir waren mit vier Freunden auf den Spuren der 1912 gescheiterten Schröder-Stranz-Expedition unterwegs, eine Männer-WG in der Wildnis, zwei Wochen lang, minus 25 Grad die wärmste Temperatur.“

Da lernt man die Produkte, die man zu Hause anbietet, noch mal sehr viel intensiver kennen. Zum Beispiel? „Hier im Laden sind Pinkelhilfen für Männer vielleicht so skurril wie Outdoor-Espressomaschinen. Aber wenn es eisig kalt ist und stürmt, ist man froh, wenn man dafür den Schlafsack nicht verlassen muss.“ Der Mann, der praktisch für jedes Problem, das an der Abenteuer-Schnittstelle Natur/Mensch auftreten könnte, etwas im Angebot hat, lacht.

Ihren ersten Spezialladen für Outdoor-Bedarf eröffnen Firmengründer Klaus Denart und Peter Lechhart 1979 an der Wandsbeker Chaussee. „Anfangs konnte man da kaum zwischen Kunden und Verkäufern unterscheiden.“ Bartmann ist schon am Eröffnungstag im Laden, kauft bald einen Schlafsack und ein Zelt („die Kosten dafür haben ein Freund – mein heutiger Schwager und Mitgeschäftsführer Thomas Lipke – und ich uns geteilt“). Bartmann kommt öfter, und wenn der Laden voll ist, hilft er beim Beraten und Verkaufen. 1982 zieht es den gelernten Mess- und Regeltechniker mit Wirtschaftsstudium ganz ins Outdoor-Geschäft, und sieben Jahre später ist er einer der Geschäftsführer.

Seine Reisen, oft mit seinem Jugendfreund Thomas Lipke, sind keine Bequem-Touren. 1985 zwei Monate durch China, mit dem Fahrrad, per Anhalter, mit dem Bus oder dem Boot und zurück mit der transsibirischen Eisenbahn. Oder Grönland, Nordnorwegen, Spitzbergen, die Wildnis von Nordkanada. Der Respekt kommt abseits der ausgetretenen Pfade von allein. Das flächendeckende „Du“ der Anfangstage ist geblieben, aber aus der verschworenen Community der Extrem-Reisenden wurde ein Massenmarkt, zehn Milliarden Euro geben die Europäer jährlich für Outdoor-Ausrüstung aus, mit Zuwachsraten von fünf bis zehn Prozent. Zehn Filialen hat Globetrotter in Deutschland, dazu den Onlineshop, für den von Rahlstedt aus täglich an die 5000 Pakete auf die Reise geschickt werden. 250 Millionen Umsatz pro Jahr, „und spärliche Rendite“, sagt Bartmann.

Für viele der praktischen Jacken und Schuhe ist zwar schon im Szene-Café Endstation oder beim Spazieren im Stadtpark. Aber: „Outdoor ist ein Lebensgefühl geworden“, konstatiert Andreas Bartmann. Bei Globetrotter kann man ausprobieren, was es heißt, einen 5000er zu besteigen oder in Nordnorwegen unterwegs zu sein. In den Filialen gibt es – nicht alles überall – Kältekammern, Regensimulatoren, Windmaschinen bis Windstärke 10, Druckkammern für die Simulation von Höhe und nachlassender Sauerstoffkonzentration, Taucher- und Kanubecken, oder Wärmebildkameras. Darin kann man die neue Outdoor-Jacke testen, aber auch, unter ärztlicher Aufsicht, den Faktor Mensch.