Zwei Hamburgerinnen gründen das Netzwerk Geekettes für technisch interessierte Frauen

Sie verabreden sich über Facebook, kommunizieren auf Twitter, programmieren ihre eigenen Apps und gründen Start-ups: Tina Egolf, 29, und Diana Knodel, 32, gehören zu einer neuen Generation von technikbegeisterten Frauen, die mehr kreative Ideen im Kopf haben als Apps auf dem Smartphone. Aus diesem Grund haben die beiden Hamburgerinnen jetzt ein Netzwerk für Frauen in der Tech- und Startup-Szene gegründet. Ziel der Hamburg Geekettes ist es, aufstrebende Unternehmerinnen, Software-Entwicklerinnen und Designerinnen zu fördern und ihnen eine Plattform zur Vernetzung bereitzustellen.

Die Hamburg Geekettes sind ein sogenanntes Chapter, also eine Art Schwester-Gruppe, der bestehenden Berlin Geekettes, die vor eineinhalb Jahren von Jess Erickson und Denise Philipp ins Leben gerufen wurden und inzwischen rund 600 aktive Mitglieder haben. „Als ich im März bei einer Veranstaltung der Berlin Geekettes war, wusste ich sofort, dass wir das auch in Hamburg brauchen: So viele tolle Frauen in einem Raum, so viele kreative Ideen und so viele Projekte“, sagt Diana Knodel. Sie ist selbst Informatikerin und weiß, wie wichtig es ist, mehr Frauen für Technologie zu begeistern.

Denn noch immer sind Frauen in der Branche unterrepräsentiert. Nach einer Studie der Bundesagentur für Arbeit von 2011 sind in Deutschland rund 2,5 Millionen Arbeitnehmer in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) beschäftigt – aber nur 19 Prozent davon sind Frauen. „Das muss sich dringend ändern“, sagt Diana Knodel. Schließlich sei Technologie in den unterschiedlichsten Branchen ein wichtiger Innovationstreiber. „Wir können es uns nicht leisten, das Potenzial von Frauen zu verschenken“, fügt Tina Egolf hinzu, die gemeinsam mit Diana Knodel das Netzwerk in der Hansestadt aufgebaut hat. Die Kombination ist perfekt: Diana Knodel hat einen technischen Hintergrund (Informatik) und arbeitet bei Xing, Tina Egolf ist Mitgründerin eines Start-ups. „Da wir gerne Frauen aus der Tech- und Start-up-Szene ansprechen wollen, passt das wunderbar“, so die Geekettes-Botschafterinnen.

Der offizielle Auftakt der Hamburg Geekettes fand jetzt mit 40 Technik-affinen Frauen in den Räumen von Facebook in Hamburg statt, für Oktober ist ein Dine & Discuss mit Vorträgen von Gründerinnen und Entwicklerinnen geplant sowie der Besuch eines sogenannten Hackathon in Berlin – eines Marathons für Programmierer, bei dem die Teilnehmer ihre kreativen Ideen vorstellen und mithilfe der anderen Frauen umsetzen. „Beim letzten Mal haben wir beispielsweise ein Memorie mit Liedern programmiert oder eine App entwickelt, mit der Kinder den Tagesablauf lernen“, schwärmt Diana Knodel. Der Nachwuchs liegt ihr besonders am Herzen. Nicht nur, weil sie selbst einen einjährigen Sohn hat, sondern weil sie die Mädchen so früh wie möglich für technische Berufe begeistern will. So wie jüngst beim App Summer Camp im Rahmen der Open Tech School, bei dem sie Schülerinnen das Programmieren von Apps gezeigt hat. „Je früher, umso besser“, sagt Diana Knodel und erklärt: „Bis zur Pubertät interessieren sich Mädchen genauso wie Jungs für Informatik und Physik. Mit Einsetzen der Pubertät wenden sich Mädchen jedoch vermehrt Themen zu, die sie für weiblich halten und mit denen sie den Jungs gefallen können. Und dazu gehören Physik und Informatik leider nicht.“ Deshalb setzen die Hamburg Geekettes auf Nachwuchsförderung und planen für 2014 einen Schülerinnen-Kongress mit Kurzvorträgen und praktischen Workshops.

Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) begrüßt die Gründung des neuen Frauennetzwerkes. „Wir freuen uns über jede Initiative, die Frauen unterstützt und gesellschaftliche Rollenklischees aufbricht“, sagt Kristina Tröger, Vorsitzende des Landesverbandes Hamburg/Schleswig-Holstein. Der VdU hat jetzt selbst eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die bereits Schüler über Chancen in den MINT-Berufen aufklären soll.

In Berlin sind die Geekettes bereits so erfolgreich, dass die Telekom als Sponsor eingestiegen ist und die beiden Gründerinnen einen Fulltime-Job haben. Davon sind die Hamburger jedoch noch weit entfernt – zum Glück, wie sie finden. Schließlich lieben Tina Egolf und Diana Knodel ihre derzeitigen Jobs viel zu sehr, als dass sie diese aufgeben möchten. Doch der Erfolg der Hamburg Geekettes zeichnet sich schon ab: Auf Facebook hat die Gruppe bereits 100 Teilnehmer und 300 Fans. Und es werden täglich mehr.

Weitere Infos gibt es im Internet unter: www.hamburggeekettes.com

Tina Egolf und Diana Knodel gehören zu den Frauen, die mehr kreative Ideen im Kopf haben als Apps auf dem Smartphone.