Dietrich Heuer vertreibt kleine chinesische Motorroller. Viertakter im Retrolook kostet 900 Euro

Dietrich Heuer lebt wie ein leidenschaftlicher Kosmopolit. Er arbeitete in Hongkong und Mexiko, studierte in Chile und Barcelona. Aus seinem Büro in Harvestehude schaut er auf den chinesischen Garten, den Teepavillon aus Shanghai mit seinen gewundenen Brücken, den Wasserbecken und Pagodendächern. In seinem Büro hängt eine Kopie eines Werkes des renommierten zeitgenössischen Malers Yue Minjun. „Die habe ich mir für 50Euro in Dafen gekauft. Dort wird alles gefälscht, was man sich denken kann, chinesische Maler, aber auch Picassos und Van Goghs“, sagte der 38-Jährige lachend. Vor seinem Fenster steht ein Minimoto. Importiert aus China. Hier schließt sich der Kreis.

Der Minimoto ist ein kleiner Motorroller, ein wenig erinnert er an eine alte Vespa in klein. Der Unterschied: Der Minimoto kostet nur 900 Euro, ist lediglich mit einem schwachen Viertakter motorisiert und besteht fast ausschließlich aus Kunststoffverkleidungen. „Das macht Reparaturen auch viel billiger“, sagt Heuer.

Der Minimoto ist die Erfindung des Hamburgers, der zuvor für den Sportausstatter Schildkröt in Hongkong arbeitete. Heuer stromerte damals durch Chinas Einkaufszentren, Messen und Fabriken, fand in dem Land der Fahrräder supergünstige Motorräder und dachte, das ist auch etwas für Deutschland. Zumindest für Rollereinsteiger. „Angesichts der steigenden Spritpreise suchen viele eine Alternative zum Auto“, sagt Heuer. Bisher hat der Diplom-Kaufmann ein paar Hundert Exemplare verkauft, hauptsächlich an Jugendliche und Frauen, die den Flitzer als Ergänzung zum Auto sehen.

Die modebewusste Zielgruppe im Blick setzt Heuer hauptsächlich auf die Optik des Gefährts. Runde Armaturen und Pastellfarben wie Mint, Rosa oder Hellblau verleihen dem Roller eine Portion Retrocharme. Den Look erhalten die Roller zum Teil in Hamburg, zum Teil direkt beim Hersteller im chinesischen Perlflussdelta, Chinas Werkbank für die Welt. Der dortige Motorradfabrikant, der nach Europa, Afrika und Indien exportiert, richtet sich beim Design nach den Wünschen des Hamburgers. Allerdings muss Heuer dafür auch Hunderte Roller abnehmen.

Heuer ist zuversichtlich, dass er im nächsten Jahr rund 3000 Minimotos verkauft. Bisher vertrieb er die Zweiräder gemeinsam mit seiner Marketingmitarbeiterin Laura von Rosenberg direkt über seine Internetseite minimoto.me und über den Motorradausstatter Louis. In Zukunft will er aber über Vermietstationen, über Modeläden und ein Geschäft in Berlin die Bekanntheit des Rollers erhöhen. In puncto Sicherheit erfüllt der Einsteigerroller die üblichen Anforderungen, schließlich musste er vor Einführung in den deutschen Markt einige Tests über sich ergehen lassen. Für die Fahrtauglichkeit des Besitzers reicht der Pkw-Führerschein oder die Fahrerlaubnis für den Roller, diese Prüfung kann jeder ab einem Alter von 16Jahren angehen. Das Gefährt ist auf 45 Kilometer die Stunde gedrosselt, die Versicherung kostet 50 Euro im Jahr.

Heuer denkt aber bereits weiter: Er will in China künftig auch die italienischen dreirädrigen Kleinlaster bauen lassen. Mit schwacher Motorisierung reicht bei diesen Mikrocars ebenfalls eine 50-Euro-Versicherung, wirbt er für die günstige Mobilität in der Stadt. Apropos Mobilität: Der unternehmungslustige Hamburger plant natürlich auch schon den nächsten Ausflug mit dem Minimoto: Es soll von Hamburg nach Berlin gehen.

Angesichts der steigenden Spritpreise suchen viele eine Alternative zum Auto.